Mit Chloé Zhaos Eternals-Film debütiert eine Reihe an neuen Helden im Marvel Cinematic Universe, die komplexer nicht sein können. Durch die Eternals werden viele neue Sachen im MCU eingeführt, die weitreichende Folgen haben werden.
Allerdings ist Eternals mit 157 Minuten einer der längsten Filme des MCU und möchte damit seine Masse an Story rechtfertigen. Das funktioniert - trotz Starpower von Richard Madden und Angelina Jolie – nicht.
Beschützer der Erde und Menschheit
Der Celestial Arishem schickt zehn Eternals auf die Erde, um die dort junge Rasse der Menschen vor den Deviants zu beschützen. Gleichzeitig sollen sie der Menschheit bei ihrer Entwicklung helfen, sich aber niemals in die Konflikte einmischen.
Nach über 7000 Jahren tauchen die eigentlich ausgelöschten Deviants wieder auf und die Eternals müssen sich wieder zusammenfinden und die Deviants ein für alle mal auslöschen. Doch ein weiteres Geheimnis droht die Eternals auseinander zureißen.
Ich werde diese Kritik in eine persönliche Meinung und die objektive Kritik aufteilen, da ich mir einfach ein paar Sachen von der Seele schreiben muss. Fangen wir mal mit dem persönlichen Eindruck an, da dort einige Kritikpunkte sichtbar werden.
Die Eternals sind eine sehr komplexe Gruppe an Superwesen im Marvel Universum. Jack Kirby kreierte diese 1976 nach seinem Run bei DC, wo er bereits die New Gods schuf. Somit sind die Eternals das Pendant zu DCs New Gods, die ebenfalls mehr als komplex sind. Kirby wollte seine gestrichene Serie für Marvel in einer anderen Form neues Leben einhauchen.
Als Hardcore Comic-Nerd weiß man, wie anstrengend weitreichend alles ist, was mit den Eternals im Marvel Universum verbunden wird – die Celestials, die Deviants, ja sogar die Skrulls. Insofern ist es eine Menge Stoff, die der EINE Film zu verarbeiten hat.
Genau das macht er auch, was sich als schwerer Fehler herausstellt. Der Film beginnt mit einer rollenden Texttafel a la Star Wars. Schon da wurde ich skeptisch. Von Minute eins an wird man mit Informationen von Celestials, Schöpfung, Deviants, Eternals und den kosmischen Gleichgewicht zugeballert.
Das kann jemanden, für den das alles neu ist, absolut überfordern. Der Zuschauer bekommt einige Kampfszenen gegen die Deviants gezeigt, um die einzelnen Fähigkeiten der Eternals kennenzulernen. Es wird gezeigt, wie die Eternals der jungen Menschenrasse helfen, Städte aufzubauen und sich zu entwickeln.
Dann geht es in die Jetzt-Zeit. Die Eternal Sersi unterrichtet in London Geschichte und führt ein normales Leben mit ihrem Freund Dane Whitman. Doch dann taucht ein neuer Deviant auf und der Kampf geht wieder los. Die nächste Stunde wird mit Rückblenden und dem Kennenlernen der einzelnen Eternals verbracht. Die müssen sich ja jetzt wieder finden.
Es wird gezeigt, warum sie sich damals aufgeteilt haben und hier kam eine Thematik auf, die mir leider sehr über ist. Götter, die versagt, bzw. Fehler gemacht haben. Sie sind eben doch nicht unfehlbar. Druig versteht nicht, warum die Eternals nicht eingreifen dürfen, wenn die Menschen sich doch nur gegenseitig abschlachten. Oder Phastos, der sich verantwortlich fühlt für die Erfindung und den Einsatz der Atombombe und damit den Glauben an die Menschen verliert.
Das kann ich leider nicht mehr sehen, weil es immer die lahmste Story eines Gottes ist. Die war wesentlich interessanter bei Thor, der Thanos ersten Fingerschnipps nicht verhindern konnte und in eine tiefe Depression fiel. Bei den Eternals ist es sehr oberflächlich und recht schnell finden sie sich mit allem ab und leben normal weiter.
Zu viele Bösewichte
Bei Spider-Man 3 wurde es sehr kritisiert, dass es Sandman, den Hobgoblin und Venom gab. Die letzten beiden blieben dadurch sehr auf der Strecke. Das ist hier ähnlich. Die Deviants mit ihrem Anführer Kro sind irgendwann nur nettes Beiwerk. Gleichzeitig werden die Celestials als eine Bedrohung aufgebaut. Natürlich gibt es einen weiteren Gegner den ich nicht spoilern möchte, aber irgendwo war es leider absehbar.
So ist der Endkampf eine riesige CGI Schlacht gegen mehrere Parteien, die den Planeten zerstören kann. Da fragt man sich, wo zum Geier sind die anderen Helden der Erde? Als ob die das nicht mitbekommen. Aber gut, das nur am Rande.
Die Eternals haben natürlich auch interne Meinungsverschiedenheiten, die aus der Sache rühren, warum nicht in das Weltgeschehen eingreifen. Die recht frühe Frage im Film, warum sie nichts gegen Thanos getan haben, wird mit dem plumpen "Wir dürfen nicht eingreifen" beantwortet.
Später im Film wird das aber wieder über Bord geworfen, weil man gereift ist. Was für ein Blödsinn!
Hinzu kommt leider, dass die meisten Eternals so uninteressant oder nicht charismatisch genug sind, als das man sich um sie schert. Das Schicksal vieler ist einem vollkommen egal. Es wird die erste Stunde des Filmes dafür aufgewendet, die Figuren dem Zuschauer näher zu bringen, aber das reicht einfach nicht, damit sie den Stellenwert eines jüngst eingeführten Shang-Chi erhalten.
Das liegt eben da dran, dass die Eternals über 7000 Jahre auf der Erde sind und eigentlich eine Persona gebildet haben sollten, wo sie aus Fehlern gelernt haben und gewachsen sind. Nun macht sich wieder das Problem mit der Länge des Filmes und generell den Stellenwert des Filmes breit.
Eternals soll ein wichtiger Punkt im MCU darstellen. Die Celestials werden prominent präsentiert und die Existenz des galaktischen MCUs weiter ausgebaut. Das ist allerdings viel zu viel. Es hätte gereicht, wenn man die Origins der Eternals mit dem Beginn der Menschheitsgeschichte zeigt und sie nur gegen die Deviants kämpfen lässt. Man hätte so Spuren auslegen können für einen Bruch des Teams und was eben in diesem Film noch so alles aufgelöst wird.
Jeder ist anders und doch irgendwo gleich
Es ist schon verrückt, dass mir Angelina Jolie als Thena mit am besten gefallen hat. Jolie spielt angenehm zurückhaltend und ist weniger im Vordergrund. Gleichzeitig hat ihre Figur eine spannendere Entwicklung. Thena ist eine harte perfekt ausgebildete Kriegerin, leidet aber irgendwann unter Gedächtnisproblemen und fängt an ihre Teamkameraden anzugreifen. An diese kurzen Episoden kann sie sich nicht erinnern.
Einzig Gilgamesh, gespielt von Ma Dong-seok, nimmt sich diesem Problem an, hält Thena in Schach und kümmert sich um sie. Dadurch entsteht eine schöne Freundschaft, bzw. Liebe.
Ebenfalls gibt man sich Mühe mit Sprite (Lia McHugh), die eben immer das Aussehen eines Kindes hat. Darunter leidet sie, da sie Sachen wie Liebe oder das Gründen einer Familie niemals erfahren kann.
Man versucht schon den einzelnen Eternals Charakerzüge zu geben. Das klappt eben mal gut und dann mal weniger. Druig hat eine eigentlich interessante Geschichte, da er die Konflikte der Menschen nicht möchte. Er will eingreifen und hat mit der Kraft der Gedankenkontrolle die Power dazu, darf es aber nicht. Allerdings spielt ihn Barry Keoghan so unsympathisch, das einem die Figur egal bleibt.
Auch Sersi gespielt von Gemma Chan ist so uninteressant, obwohl sie eine der tragenden Eternals ist. Sie hat kaum interessante Charakterzüge außer, dass sie eben wichtig für den Plot ist.
Am meisten enttäuscht war ich von Richard Madden als Ikaris. Er ist Superman in stocksteif. Es gibt im Film sogar einen DC/Superman Witz auf seine Kosten. So weit sind wir schon im MCU, dass sich über die Konkurrenz lustig gemacht wird. Wo Leute ein Problem mit Henry Cavells Superman-Version hatten, wird sie das hier richtig aufregen. Nicht einmal die Beziehung zu seiner Eternal-Kollegin Sersi habe ich ihm abgekauft.
Sehr positiv überrascht war ich von Lauren Ridloff, die Makkari spielt. Ridloff ist taubstumm und kommuniziert als Makkari im Film auch nur in Zeichensprache. Das hat mir richtig gut gefallen, weil mir dieser Charakter trotzdem ans Herz wuchs. Sie war einer der wenigen Figuren von der ich mehr sehen wollte. Sie schafft es aus ihrer wenigen Präsenz im Film das meiste herauszuholen.
Kumal Nanjiani ist der Witzbold der Truppe und selbstverständlich in der heutigen Zeit ein Bollywood-Star. Kann man sehen, wie man will, ich mochte diese Schublade nicht. Seine Witze zünden eben auch nicht.
Was erzählt ihr mir hier eigentlich?
Generell zündet der Humor nicht. Dieser zieht langsam an und wird zwar zum Schluss besser, aber ich war zu dem Zeitpunkt schon so genervt, dass mich dieser nicht mehr abholte. Schade.
Der große Twist, bzw. die Enthüllung ist auch leider absehbar. Man überlegt sich zwar ein paar nette Kniffe, aber den Eternals wird recht schnell ihre Bestimmung offenbart, was dann auf lange Sicht kaum wirkliche Überraschungen zulässt.
Kommen wir mal zu dem objektiven Teil. Der Film ist zu lang, da er eben extrem viel erzählen muss und neue Pfade öffnen soll. Dabei steht er sich eben selber im Weg. Wertig sieht der Film auf alle Fälle aus. Es fühlt sich groß und wichtig an.
Regisseurin Chloé Zhao Stil ist bemerkbar und funktioniert eigentlich gut. Allerdings scheitert es am Drehbuch und eben daran, dass der Drama-Part mit diesen Figuren nicht so recht klappen will. Ebenso wirkt der Humor nicht richtig organisch im Vergleich zum Drama. Am Drehbuch hat Zhao mitgearbeitet und es ist merkwürdig, dass nicht auffiel, wie überladen der Film ist.
Das CGI ist mal besser, mal schlechter. Das kennt man mittlerweile von den MCU Filmen. Natürlich stehen die Figuren auch wieder sehr oft im Greenscreen und daran kann man sich stören, allerdings ist diese Kritik nun auch schon älter. Man sollte sich jetzt langsam mal an diesen Look gewöhnt haben. Viel Handgemachtes wird man bei dieser Art Filme nicht mehr finden.
Die schauspielerischen Leistungen gehen von gut bis zu eher grottig. Das liegt eben auch wieder daran, dass wir nicht genug Zeit oder Filme davor hatten, die Figuren richtig kennenzulernen und die Darsteller eben mit dem arbeiten müssen, was das Drehbuch ihnen gibt.
Für einen nicht comicaffinen Zuschauer kann diese geballte Anzahl an neuen Informationen extrem viel sein. Die Celestials tauchen zwar bereits in den beiden Guadians of the Galaxy Filmen auf, allerdings lernt man diese Wesen samt ihren Motivationen und ihrer Geschichte erst hier wirklich kennen.
Es gibt natürlich auch wieder viele Verweise oder Andeutungen an weitere Marvel-Sachen. Als Comic-Nerd wird man diese verstehen, als Zuschauer eher nicht. Gleichzeitig sind viele so nischig, dass es fragwürdig ist, warum man diese nun einführt.
Die Eternals vollbringen wichtige Dinge und haben auch einen sehr wichtigen Endkampf. Jedoch fühlt sich das alles nicht so groß und wichtig an, wie z.B. der Kampf der Avengers in New York oder eben der ganze Infinity Stones Arc. So wurden die Eternals aber verkauft. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.
Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings hat es besser verstanden eine neue Welt einzuführen und neue Möglichkeiten für das MCU zu bieten. Eternals macht ein zu großes Fass auf, das besser in kleineren Portionen hätte ergründet werden sollen.
Fazit
Eternals möchte wahnsinnig viel erzählen, einen wichtigen Punkt im MCU darstellen und viele neue Figuren einführen. Am Ende zerbricht der Film unter dieser Last.
Kaum einer der Eternals fühlt sich interessant genug an, als das man sich um ihn kümmert. Mit mehreren Bösewichten bleiben einige auf der Strecke und kommen wie Wegwerf-Schurken rüber. Ebenfalls wirkt die Götter-sind-nicht-perfekt-Thematik sehr ausgelutscht.
Richard Madden ist eine starke Enttäuschung als Ikaris und nur wenige der Darsteller schaffen es mit ihrer Leistung die Figuren interessant zu gestalten. Dies ist aber auch dem Fakt geschuldet, dass wir diese erst mit diesem Film kennenlernen und sie aber schon eine extrem wichtige Rolle einnehmen müssen. Die Zeit zum wachsen ist nicht gegeben.
Die Kämpfe sind wieder epochal und sehen gut aus. Das CGI ist mal gut, mal schlecht, aber es gibt keine Totalausfälle. Es gibt auch wieder einige Anspielungen, wobei die meisten nur Hardcore Comic-Nerds erkennen werden.
Das erste Mal seit langem wackelt es am MCU-Stuhl, gerade weil dieser Film als groß verkauft wird. Hoffentlich lernt man aus den Fehlern und kriegt mit diesen Figuren in Zukunft die Kurve.