Wer unsere Podcast Ausgabe 70 zu J.J. Abrams gehört hat, der weiß, dass ich mit nicht viel Erwartung an diesen Film gegangen bin.
Eine sehr laute Gruppe der Fans sah Episode 8 als eine Vollkatastrophe an und wusste nicht, was sie nun vom kommenden Ende erwarten sollten. Nach dem Absprung von Colin Trevorrow kehrte aber Abrams zurück und sollte das Ruder nochmal rumreißen. Die Geschichte rund um Rey, Finn, Poe, die Rebellion gegen die First Order und Kylo Ren muss ja schließlich zu Ende gehen.
Als einen riesen Star Wars Fan würde ich mich nicht mehr bezeichnen. Ich mag die Ur-Trilogie und kann einigermaßen mit den Episoden I-III leben. Aber, dass ich stark mitfiebere bei einer neuen Ankündigung zum nächsten Film, ist schon lange nicht mehr so. Ist ja auch nicht schlimm und so sei jedem der Spaß gegönnt. Nun aber ist der Abschluss der Skywalker-Saga da und natürlich will ich mir das trotzdem nicht entgehen lassen. Nachdem Ryan Johnson mit dem letzten Teil neue Wege ging, wird sich nun auf Abrams verlassen, der oft Probleme hat ein gutes Ende zu finden und die inszenierten Mysterien aufzulösen.
Kommen wir aber zunächst zum Film selber. Der Widerstand, dessen Reihen stark gelichtet sind, kämpft verbissen gegen die First Order. Finn und Poe versuchen ein Mittel zu finden, den Krieg endlich zu beenden, während Leia Reys Jedi Ausbildung beendet. Kylo Ren hat indessen Wind davon bekommen, dass ein alter Feind der Jedi sich im Universum versteckt hat und will mit diesem seine Macht vergrößern. So müssen Rey, Finn und Poe sich aufmachen, diesen alten Feind, Kylo und die First Order zu besiegen - alle Hoffnung kann noch nicht verloren sein.
Wer die Trailer gesehen hat, weiß bereits, wer der alte Feind ist - das kann man mögen oder hassen, auch über die Kreativität kann man hier streiten. Allerdings muss man aber Abrams lassen, dass er wohl einige lose Fäden aus Episode 7 hier nun zusammenknüpft und dass das tatsächlich Sinn ergibt. Generell empfand ich die Wahl des Gegners dann doch nicht so schlimm wie zuerst erwartet. So hilft dies bei der Entwicklung der Charaktere und gibt der dunklen Seite ein endgültiges Gesicht.
Wo wir gerade bei den Charakteren sind, hat mir ihre Entwicklung hier am meisten gefallen. So ist Poe kein weinerlicher, unsicherer Typ wie im letzten Teil. Nein, hier gibt er ordentlich Gas. Er wird sogar zu einer Art zweitem Han Solo. Auch Rey wirkt hier wesentlich sympathischer als im letzten Film. Wer sie nun ist, woher sie kommt und wer ihre Eltern sind, wird alles geklärt und macht am Ende des Filmes Sinn.
Finn entwickelt sich zu einem Samweis Gamdschie des Star Wars Universums. Er möchte Rey zur Seite stehen und verstehen, was sie durchmacht. Er bekommt hier viele Momente, in denen er strahlen kann. Kylo Rens Entwicklung mag vorhersehbar sein, aber auch das ist gut umgesetzt. Man kann ruhig sagen, dass der Film allein wegen der Charaktere eine Menge Spaß macht.
Carrie Fisher alias Prinzessin Leia bekommt hier auch ihren würdigen Abschluss. So gibt es durchaus viele Szenen mit ihr, die ihrem Charakter gerecht sind und wir erfahren noch etwas zu ihr, womit die letzten Lücken geschlossen werden. Man kann Abrams also nicht vorwerfen, dass er sich keine Gedanken gemacht hat. Alles in allem sehen wir hier nochmal alte Charaktere, die nicht nur reiner Fan Service sind, sei es nur als Stimme oder eben in Person.
Das treibt einen manchmal schon ein bisschen die Tränen in die Augen, denn letzten Endes haben viele der Fans ihre Kindheit mit diesen Figuren erlebt. Selbst den beiden Droiden R2-D2 und C-3PO gibt man Raum für schöne Momente. BB-8 ist zwar damit etwas in den Hintergrund gedrängt, aber bei so vielen Charakteren ist das vollkommen okay.
Die Weltraumschlachten sind der Hammer! Sie sind bildgewaltig, schön in Szene gesetzt und versprühen eben jenes Star Wars Feeling – hier wird nicht mit tollen Effekten gegeizt (Ich würde mir sofort ein Bild mit der riesigen Flotte an Sternzerstörern in die Wohnung hängen). Die First Order wirkt durch einen Haufen neuer Gadgets endlich bedrohlicher und nicht mehr so comichaft wie noch in Episode 7. Das liegt eben auch daran, dass man den Film öfters düsterer erscheinen lässt. Es gibt durchaus bunte Momente, aber gerade das letzte Drittel des Filmes ist sehr düster gehalten. Das tut ihm aber gut und hilft beim letzten Kampf zwischen Gut und Böse.
Apropos Star Wars Feeling - bei den Aliens wurden wieder sehr viele mechatronische Puppen verwendet, zumindest ist das CGI sehr unauffällig, dadurch wirkt alles sehr organisch und anfassbar. Auch das sind die kleinen Unterschiede, die dieses Universum so liebenswert machen. Ich ertappte mich, wie ich gerne noch länger auf einem der Planeten verweilt wäre, der eigentlich nur kurz etwas zur Handlung beiträgt, es machte aber einfach so viel Spaß den Charakteren beim Wandern auf diesen fremden Planeten zuzuschauen.
Man folgt den Charakteren auf eine Schnitzeljagd, die einen von einem Waldplaneten, zum Wüstenplaten und in eine verschneite Stadt bringt. Das macht neugierig und unterhält absolut super.
Für die Star Wars-Fans gibt es genug Anspielungen an die früheren Trilogien. Bei einigen kann man sagen, dass es dann doch etwas plump ist - aber hey, mich hat's unterhalten. Natürlich hatte ich aber auch Momente, in denen ich mit dem Kopf schütteln musste. Es gibt definitiv wieder einige Plotholes oder auch ein, zwei Fragen, die unbeantwortet bleiben. So ganz kann Abrams dann nicht aus seiner Haut.
Auch gibt es ein paar kleine Momente, in denen man zu sehr über das Ziel hinausgeschossen ist. Letzten Endes muss ich aber sagen, verzeiht man das dem Film, wenn man nach Fehlern suchen oder sich aufregen will, dann findet man immer etwas. So an sich macht man hier aber einen guten Job.
Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass J.J. doch einmal etwas gut zu Ende bringen kann. Ich hatte eine Menge Spaß mit The Rise of Skywalker. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, die Bildgewalt vieler Szenen ist großartig, es gibt sehr viele schöne Cameos, die nicht zu plump wirken und die Story ist nicht wirr oder irrelevant, sondern führt zu einem schönen Abschluss.
Doch, sollte man auf jeden Fall im Kino anschauen. Es ist ein würdiger Abschluss und jetzt möchte man dann doch wieder mehr von dem Universum haben. Es sei aber gesagt: Star Wars-Fans werden es lieben, Star Wars-Fans werden es hassen.
In diesem Sinne, geht ins Kino und habt Spaß mit der Macht!