Mit Resident Evil: Welcome to Raccoon City wird das Capcom Videospiel Franchise in filmischer Form rebootet. Paul W.S. Anderson fungiert wieder als Produzent und überlässt den Regiestuhl Johannes Roberts.
Eine neue Riege an Schauspielern übernimmt die Rollen von bekannten Figuren des Videospiels. Der erste Trailer weckte gemischte Gefühle und dieses mumlige Gefühl der "Alice"-Resident Evil Filme kam wieder hoch.
Die kippen doch was ins Trinkwasser!
Im Jahr 1998 beschließt Claire Redfield ihren Bruder Chris in Raccoon City aufzusuchen. Seit einigen Monaten tauscht sie sich mit einem Reporter in einem Chatroom über eine mögliche Verschwörung des Pharmakonzerns Umbrella Corporation aus und möchte ihrem Bruder davon berichten.
Dieser hat bei der Polizei Nachtschicht und wird mit seinen Kollegen zur Spencer Mansion geordert. Das Bravo-Team der Polizei sei dort und es gibt keine Meldung mehr. Der Neuling Leon S. Kennedy soll derweil die Stellung in der Polizeistation halten. Keiner der Beteiligten weiß, wie lang und hart diese Nacht für alle wird, denn nicht alle werden diese überleben.
Das Setting ist schnell erklärt und alle Fans der Videospiel-Reihe wissen sofort, was Sache ist. Thematisch orientiert man sich an Teil 1 und 2. Keine Sorge, eine Alice gibt es diesmal nicht. Generell geht man hier einen doch wesentlich ernsteren düsteren Ansatz.
Auch fühlt es sich weniger nach Style over Substance an. Man setzt hier viel mehr auf Atmosphäre und nimmt sich gut Zeit alles aufzubauen, bevor man dann Richtung Ende doch zu sehr auf das Gaspedal tritt.
Überall Anspielungen!
Was der Film eben sehr gut macht, sind die ganzen Verweise und Anspielungen. Das fühlt sich viel mehr nach Resident Evil an als eben die Anderson Regie-Katastrophen. Allein die Settings sind so nah an den Spielen wie noch nie zuvor. Die Polizeistation mit Garage sieht genauso aus wie im Spiel. Die Spencer Mansion erweckt das gleiche Gefühl.
Dazu kommen kleine Sachen wie Nebenfiguren oder Ereignisse, die eins zu eins aus den Spielen sind. Somit holt der Film einen immer wieder zurück, besonders wenn man als Fan der Spiele alles erkennt. Die Geschichte verknüpft auch schön beide Teile der Spiele.
Dafür sind die Figuren etwas gewöhnungsbedürftig. Das Casting von Claire und Chris Redflied geht voll in Ordnung. Die Charakterisierung von Claire ist allerdings etwas merkwürdig. Kaya Scodelario spielt Claire als Badass, die nicht lange fackelt und schnell handelt. Die Spielefigur ist aber eben etwas anders aufgebaut und muss mit der Situation klarkommen. Von Anfang an ist Claire definitiv keine Actionheldin, die alles cool mit einem lockeren Spruch wegballert.
Da kommen leichte Milla Jovovich-Vibes auf und das kann nerven. Gott sei dank reißen es dann die Umgebung und Anspielungen, sowie andere Figuren raus, bzw. lenken davon genug ab.
Denn nerviger ist Leon, gespielt von Avan Jogia. Okay, er hat keine blonden Haare und sieht aus wie ein modernes Boyband-Mitglied (was im Film auch oft gesagt wird). Damit kann man aber leben, zumal Jogias Gesichtszüge gut zu Leon passen. Was aber stört, ist sein gesamtes Verhalten im Film.
Leon ist ein absoluter Lappen. Er ist zwar der Neuling der Polizei, aber er kriegt ja gar nix hin. Da ist kaum Charakterentwicklung bis zum Schluss, wo er auf einmal sein Rückgrat gefunden hat. Der Schritt dazwischen fehlt leider. Leon ist in den Spielen auch nicht so. Klar, hat er Angst und muss auch erstmal befreifen, was hier los ist. Doch er wächst mit seinen Aufgaben. Im Film ist das leider nicht so.
Jill Valentine, gespielt von Hannah John-Kamen, passt ebenfalls so gar nicht auf die Vorlage. Zu Beginn ist sie Michelle Rodriguez' Charakter aus dem ersten Anderson Resident Evil Filmen, bevor sie dann immer mehr zur Spielevorlage von Claire Redfield wird. Da ist wohl etwas bei durcheinander gekommen. Vom Casting passt sie leider auch überhaupt nicht, das muss man einfach so klar sagen.
Gleiches gilt auch für Tom Hooper, der Albert Wesker spielt. Nichts von dem manipulierenden, strategisch denkenden Agenten, der ein falsches Spiel mit seinen Kollegen treibt. Hier verkommt er zu einem sprücheklopfendem lockeren Typen, der eine unmoralische Chance ergreifen will. Weskers Charakterisierung ist wohl die größte Enttäuschung.
Alles CGI hier!
Der gesamte Film ist sehr CGI-lastig. Bei vielen Settings merkt man, dass die Darsteller vor dem Green Screen standen. Dazu kommt dann auch so ein leichter Glättungseffekt der Bilder hinzu wie bei spanischen Telenovelas. Das wirkt in einigen Szenen unecht.
Dann gibt es wiederum Szenen, wo alles schön real aussieht. Das CGI ist wirklich nicht das beste. Am schlimmsten merkt man es bei einem mutierten Monster. Gleichzeitig gibt es durchaus auch gutes CGI. Es ist leider ein Auf und Ab.
Was mir gut gefallen hat, ist, wie man die Resident Evil-Spiele und ihre Thematik in dieser Variante präsentiert. Die Zombies sind nicht einfach nur untote Zombies, sondern es wird erklärt, dass die Bewohner von Raccoon City eben über das Trinkwasser langsam vergiftet wurden und sich nun verändern. Dadurch sehen die Untoten auch nicht wie der Durchschnitts-Zombie aus, sondern anfänglich eher wie missgebildete Menschen aus The Hills have Eyes oder Wrong Turn.
Ebenfalls muss man bei dem Gemecker klar sagen, dass der Film viel besser ist als jeder der Milla Jovovich Resident Evil-Filme. Allein die Mühe bei den ganzen Anspielungen ist schon viel mehr Wert, als der Dreck den Anderson und seine Frau zuvor verzapft haben.
Natürlich ist das schon ziemlich billig, wenn nur das den Film besser macht, jedoch ist die Story auch noch geradliniger und beide Spiele-Settings werden gut miteinander verbunden.
Weiterhin mochte ich, dass man diesen schlimmen Coolness-Faktor der vorigen Ergüsse runtergedreht hat. Hier wirkt es atmosphärischer, gruseliger und ernster. Der Aufbau ist gut gemacht. Lediglich zum Finale drückt man ein bisschen sehr auf die Tube, als ob man bemerkt hat, dass der Film ja auch irgendwann zu Ende ist und man aber noch was erzählen wollte.
Fazit
Resident Evil: Welcome to Raccoon City ist definitiv keine Vollkatastrophe geworden, wie man anhand der Trailer zunächst dachte. Der Film ist wesentlich düsterer und atmosphärischer als die Milla Jovovich-Reihe. Hinzu kommen sehr viele schöne Anspielungen und Verweise auf die Spiele, die einen sehr gut bei der Stange halten.
Für den Aufbau nimmt man sich Zeit, zieht aber zum Finale hin das Tempo zu sehr an. Die Figuren und das Casting sind ein negativer Punkt, da einige Charaktere so gar nicht passen. Jedoch ist es ertragbar.
Das CGI ist mal gut, mal echt schlimm. Daran kann man sich stören, gerade wenn man ein Verfechter von realen Kulissen ist. Alles in allen kann man den Film aber gut weggucken und wird unterhalten. Definitiv eine Verbesserung.
Weitere Resident Evil Kritiken:
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