Oh Shit, here we go again!
Drei Jahre sind seit den Ereignissen in Louisana vergangen und Ethan Winters versucht mit seiner Frau Mia und seinem neugeborenen Kind Rose ein normales Leben zu führen. Doch im Gegensatz zu Mia kann Ethan die Vergangenheit nicht ganz loslassen.
In einer kurzen Diskussion mit ihr wird sie urplötzlich von einer Sondereinheit, angeführt von seinem alten Bekannten Chris Redfield, erschossen und Ethan samt seines Babys mitgenommen. Ethan wird niedergeschlagen und wacht auf einem verlassenen verschneiten Weg mitten in einem Wald auf und schleppt sich zu einem nahegelegenen fast unbewohnten Dorf.
Baby Rose ist weg und auch von Chris oder der Sondereinheit keine Spur. Hier beginnen die merkwürdigen Ereignisse und er wird von werwolfartigen Geschöpfen angegriffen. Schnell lernt er die Geschichte des Dorfes und der vier furchtbaren Grafen kennen und dass sie Ethans Tochter haben. So wird aus dem Überlebenskampf eine Rettungsaktion mit vielen Hindernissen, Mysterien und Gruselfaktor.
Ara Ara am Arsch!
Der achte Teil knüpft direkt an Teil Sieben an und führt die Story um Ethan Winters weiter. Dieser ist zu Beginn ein sich sorgender Vater, wird aber im Laufe der Geschichte schlagfertig und wirklich hart im Nehmen. Ethan muss wirklich ordentlich einstecken. Wer die Demos gespielt hat, weiß, was Ethan alles durchlaufen muss. Lycaner, Hexen, Vampirlady Dimitrescu, Ghoule und andere widerwärtige Kreaturen wollen dem Spieler ans Leder. Zum Glück gibt es ein breites Waffenarsenal, mit dem Abhilfe geschaffen werden kann.
Wie bereits in den Vorgängern muss das Inventar gemanaget und kann beim örtlichen Händler sogar erweitert werden. Einkäufe werden mit Lei, der örtlichen Währung bezahlt, die entweder von Gegnern fallengelassen oder entdeckt werden kann.
Munition oder Heilitems können gecraftet und Waffen können erweitert, bzw. geupgradet werden. So gibt es viel zu tun in dem Dörfchen, aber nicht so viel, dass es in einer Beschäftigungstour endet. Alles ordnet sich organisch in die Story ein.
Apropo Story. Die ist bis zum Schluss spannend. Wer dachte, dass Lady Dimitrescu und ihre drei Töchter schon das Highlight sind, der kennt nur das erste Viertel des Spiels. Wie alles zusammenhängt, wer die vier Grafen sind, wer Mutter Miranda ist und warum alle Ethans Tochter haben wollen?
Diese Fragen motivieren nicht nur der Story zu folgen, sondern auch nach jedem Bericht, Tagebuch oder Artikel zu suchen, um zu verstehen was hier eigentlich los ist. Es gibt Twists, die man eventuell erraten kann. Mich persönlich haben sie komplett aus der Kalten erwischt.
Düster, Dunkel, Dämmerung
Die Atmosphäre des Spiels ist wahrscheinlich die wahre Errungenschaft. Sie unterstützt wirklich alles auf hohem Niveau. Es gibt im Spiel einen Abschnitt, wo Ethan durch ein altes Haus muss, dass voller Puppen ist. Dieser Abschnitt ist abseits der Puppen der pure Terror.
Resident Evil: Village versteht es gekonnt, Homagen an das Horror- oder Thrillerkino einzubinden, aber nicht direkt mit dem Finger drauf zu zeigen und es zu übertreiben. Seien es The Ring, Die purpurnen Flüsse, Bram Stoker's Dracula oder klassische Creature-/Monsterfeature. Das unterstützt den Gruselfaktor und hält einem beim Spielen in Atem.
Generell ist das Spiel unglaublich abwechslungsreich. Von Rätselpassagen, Dungeonerkundung, Fluchtmomenten bis hin zu Gegnerwellen eliminieren wird einem extrem viel geboten. Dabei entwickelt das Spiel keine sinnlosen Längen. Alles wirkt sehr rund und motiviert einen, auch abseits vom Weg etwas zu erkunden, da dies immer hilft, weiter im Spiel voranzukommen.
Du schöne grausige Landschaft
Resident Evil: Village sieht fantastisch aus. Ich habe es auf der PS4 gespielt und hatte trotzdem atemberaubende Momente, was die einzelnen Settings anging. Das verschneite menschenleere Dorf sieht im bewölkten Sonnenschein schaurig schön aus, das gothische Schloss ist als Castlevania-Fan eine Augenweide.
Es gibt ein altes Haunted House und später driftet der Spieler in eine Kalte-Stahl-Thematik ab. Village hat abwechslungsreiche Gegenden, die aber irgendwie alle Sinn machen. Gerade weil alles in der heutigen Zeit spielt, das Dorf und seine anliegenden Gegenden aber an eine andere Ära erinnern, macht diese Welt so interessant.
Ich möchte auch die Figuren hervorheben. Ethan Winters als Hauptcharakter habe ich richtig gerne gespielt. Der arme Mann muss ziemlich viel Schmerzen erleiden. Und da meine ich nicht nur den Tod seiner Frau und die Entführung seiner Tochter.
Eine große Hilfe ist der Verkäufer Duke, ein dickbäuchiger großer Mann, der in seiner Kutsche hockt. Lady Dimitrescu und ihre drei Töchter wirken absolut bedrohlich und keineswegs einladend (ja, ich meine euch, ihr Internet Weebs!).
Auch die drei anderen Grafen haben jeweils eine andere einprägsame Persönlichkeit und warten mit Horror für Ethan auf. Chris Redfield gibt sich geheimnisvoll und die wenigen Überlebenden des Dorfes sind euch gegenüber eher misstrauisch und ängstlich, als dass sie eure Hilfe wollen. Diese Charaktere machen die Welt so lebhaft und einprägsam.
Es ist so, als hätte ich Folgen der Hörspielreihe Dorian Hunter gespielt. Mehr will ich gar nicht, denn das bereitet eine absolut gute Zeit.
Ebenfalls noch wichtig zu erwähnen ist ein weiterer Spielmodus, den man nach Abschluss des Hauptspiels freischalten kann. Dort kämpft man sich in den verschiedenen Settings durch Monsterwellen und versucht Punkte zu machen, die man wiederum in spezielle Boni eintauschen kann. Auch Herausforderungen im Hauptspiel können für Punkte und damit verbundene Boni absolviert werden. Das motiviert zum mehrmaligen Durchspielen.
Fazit
Resident Evil: Village hat die Messlatte für sich selber hochgelegt, springt aber mit Leichtigkeit drüber.
Die Atmossphäre, das Setting, die Story, die Charaktere und das Gameplay sind alle auf hohem Niveau und machen dieses Spiel zu einem echten Erlebnis für Horror und Gruselfans. Ethan Winters ist ein sympathischer Charakter, bei dem man immer mitfiebert, egal was ihm passiert.
Die Bösewichte sind einprägsam und gestalten mit ihren Abschnitten immer wieder neuen Horror für den Spieler.
Das Spiel motiviert einen auch abseits des Weges nach verborgenen Sachen zu suchen, streckt dies aber nicht in unnötige Längen. Es gibt viele kleine Sachen, die Liebe zum Detail, zur Resident Evil-Serie und zum Horrorgenre generell aufzeigen. Definitiv ein Anwärter auf das Spiel des Jahres. Sollte man als Horror- und Gruselfan unbedingt reinschauen.