Ab 1. Juli soll der Monster Hunter Film nun auch in die deutschen Kinos kommen. Paul und Milla wollten es wieder wissen, denn Capcom hat nach Resident Evil die nächste starke IP-Lizenz gen Hollywood geschmissen – hatte zumindest umsatztechnisch bei letzterem ja gut funktioniert. Erwartet einen somit auch die gleiche Qualität wie bei den Resident Evil-Filmen von Anderson?
Die Antwort ist recht einfach.
Seufz
U.S. Army-Captain Artemis (Milla Jovovich) und ihre Einheit geraten während einer Suchmission in der Wüste durch ein Portal, das sie in eine andere Welt bringt. Dort werden sie von diversen Monstern angegriffen, bei denen ihre Waffen keine Wirkung zu zeigen scheinen. Einer nach dem anderen wird dezimiert und am Ende rettet sie ein mysteriöser Jäger, der ihr zeigt, wie mit diesen fremden Wesen umgegangen werden muss.
Das ist die erste halbe Stunde und die kotzt einen als Fan der Spieleserie schon so unglaublich an, dass es weh tut. Nicht nur, dass die Charaktere unsympathisch sind und man nicht mit ihnen mitfiebert – nein – auch die Essenz des Spiels ist hier vollkommen uninteressant: Jagen, Sammeln, Upgraden und immer stärkere Monster besiegen, um aus ihren Materialien Waffen und Rüstungen zu bauen. Waffen findet unsere Milla in einem alten Schiffswrack, genauso wie eine Rüstung.
Ein namenloser Jäger (Tony Jaa) erklärt ihr, wie man kämpft und ihre Doppelklingen fangen an, ganz doll zu leuchten. Was aber der Grund dafür ist, bzw. dies die Besonderheit der Doppelklingen ist, wird nie auch nur angeschnitten. Irgendwie leuchten auch alle Waffen. Tony Jaa hat später die Insektenglefe, die kein Insekt enthält, aber auch leuchtet. Die Morphaxt eines anderen Charakters kann Blitze auf den Boden werfen, aber joah, ist halt nur ein hübsches Gimmick und näher wird nicht darauf eingegangen.
Waffen leuchten und machen Bumm. Reicht.
Da gabs 'n Spiel zu? Quatsch!
Wer hier ein Déjà-vu zu Resident Evil erlebt, ist auf der richtigen Spur. Alles schreit nach derselben Machart und Ignoranz zum Quellenmaterial, inklusive Zeitlupen.
Es kommen im gesamten Film auch nur insgesamt vier Monster vor (rechnet man die kleinen Umgebungsmonster nicht mit hinzu).
Eins der Monster ist eine Variante, die zwar nicht schlecht aussieht, aber das ist ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Vier sind einfach zu wenig für einen Film, der Monster Hunter heißt und auf einem Spiel basiert, wo es um das Erjagen von Monster geht.
Stattdessen versucht Artemis, mit dem namenlosen Jäger zu kommunizieren und sich mit ihm zusammenzuraufen. Das dauert fast den gesamten Film und ist einem scheißegal, da einem beide Figuren nichts geben. Dass dann später noch weitere Figuren dazu kommen, die ebenso gesichtslos sind, macht es nicht besser.
Einzig Ron Perlman als der Admiral der Jäger bekommt etwas mehr Spotlight. Die anderen Figuren kennt der Fan der Spiele vom Aussehen her. Es gibt sogar einen Palico.
Einen.
Dieser ist auch der Koch und weder sympathisch, knuffig oder lustig. Nicht, dass sie es versuchen, aber eigentlich ist er ein ziemliches Arschloch.
Und Selbstverständlich hat Anderson versucht, auch die beliebte Kochanimation mit diesem Palico nachzukreieren.
Aber eben in Scheiße!
Anderson orientiert sich hier am Palicokoch aus Monster Hunter World und versaut es trotzdem auf ganzer Linie.
Waffen gibt es nur in den Knochenvarianten. Also Beginnerwaffen. Keine Upgrades. Damit besiegen sie trotzdem alle Biester, die auf sie zukommen. Scheinen somit ziemlich krasse Charaktere zu sein, wenn sie mit Beginnerwaffen gegen ein Rathalos antreten, aber okay.
Ja, ich weiß, das ist Beckmesserei. Aber dann präsentiert mir keinen Film, der auf einem sehr beliebten Spiele-Franchise basiert, nur um alles, was diesen ausmacht, so gut wie nicht zu beachten.
Als Fan muss ich mich damit auseinandersetzen und darum stinkt alles an diesem Film!
Und der Film an sich?
Ignoriert man mal das Spiel bleibt leider trotzdem wenig, womit man arbeiten kann. Die Charaktere sind alle unsympathisch. Von den Soldaten bis hin zu den Jägern wächst einem vielleicht noch Tony Jaa ans Herz. Allerdings eher aus Mitleid, da man nicht fassen kann, was aus dem einstigen Muay Thai-Star geworden ist.
Die Soldaten sind schnell vergessen und auch Artemis selber trauert kaum um ihre Kameraden. So ist eben das Leben beim Militär. Davon singt die Einheit ja auch zu Beginn des Filmes, damit ein kameradschaftliches Gefühl aufkommt...
Artemis hat selbstverständlich auch eine Plotarmor. Unser bester Paul lässt seine Angebetete natürlich nicht hängen und inszeniert hier auffallend immer dann eine Rettung oder Ausweg für Millas Charakter, damit sie alles schön überlebt und zum Schluss gegen immer stärkere Biester antreten kann.
Vergiftung mit anschließender Befruchtung von Spinneneiern? Artemis wacht vorher schnell auf.
Feuersturm, der alles wegbruzelt? Nebencharakter kommt zur Hilfe.
Monster greift an und bringt Artemis gleich um? Neuer Charakter erscheint und rettet den Tag.
Sowas gibt es in jedem Film, leider fällt es hier dann doch sehr auf.
Das Monster Design ist allerdings gelungen, das muss man sagen. Die Viecher sehen sehr gut aus und wirken bedrohlich. Auch kann man am generellen Design der Waffen wenig aussetzen. Hier orientiert sich der Film gut an den Spielen. Klar sieht Ron Perlman mit seiner weißen Dreifacher-Super-Saiyajin Perücke lächerlich aus, aber das eben ist eins zu eins aus Monster Hunter World.
Milla wiederum sieht sehr nach einer Cosplayerin aus, die sich alles zusammengekauft hat. So stolpert sie auch durch den ganzen Film. Die Fans der Spieleserie werden im Hintergrund immer mal wieder Anspielungen finden, aber das ist auch nicht mehr als nett.
Was bleibt nun?
Dadurch dass der Film mitten in der Pandemie veröffentlicht werden sollte und auch nur in einigen Ländern gezeigt wurde, hängt Deutschland leider hinterher. In China kam der Film gar nicht gut an, da ein rassistischer Kommentar das Kinoerlebnis schmälerte. Ein Schelm, wer da Schadenfreude empfindet.
In Amerika konnte er zunächst den Animationsfilm The Croods: A New Age vom Kino-Charts-Thron schmeißen, fiel allerdings auch schnell ab. Insgesamt konnte der Film bisher knapp 41,5 Millionen Dollar einspielen bei einem Budget von 60 Millionen Dollar. Es sieht also nicht so rosig aus wie noch bei Resident Evil.
Durch die Kinosituation und die Veröffentlichung in anderen Ländern sind Spoiler, Home Release, bezahlbares Streamingangebot oder sogar Raubkopien vorhanden und reizen somit wenig zum Kinogang. Alles in allem hat der Film somit eine schlechte Ausgangsposition, die Leute in Deutschland wieder ins Kino zu locken. Daher kann man den Unmut der deutschen Kinobetreiber auch verstehen.
Fazit
Paul W.S. Anderson und seine Milla sind einfach nicht zu belehren und auch Capcom muss eine Ohrfeige dafür kassieren. Monster Hunter fehlt es an Liebe und Respekt zur Spielevorlage. Die Charaktere sind einem egal, da niemand sympathisch ist.
Der Film beschränkt sich auf läppische vier Monster und das Hauptmerkmal der Vorlage wird komplett ignoriert. Alle Referenzen an die Spieleserie wirken plump und hingeklatscht. Resident Evil war schon ein Schlag ins Gesicht eines jeden Fans.
Monster Hunter tritt aber nochmal nach. Die Ignoranz scheint sich allerdings zu rächen, da der Film bisher weltweit floppte. Durch den frühen Release in anderen Ländern, hat es der deutsche Kinogänger schwer, sich noch für den Kinogang zu entscheiden, da es bereits bezahlbarere andere Möglichkeiten gibt, den Film zu schauen.
Sehen muss man den Film allerdings nicht. Ich würde dies auch nicht empfehlen. Als Fan der Spieleserie rate ich sogar davon ab. Anderson und Milla dürfen mit diesem Mist nicht mehr durchkommen. Insofern entscheidet selber oder wartet, bis der Film in einem Abo eines Streaming-Services verfügbar ist. So lange kann das nicht mehr dauern.