Einst versuchte sich David Lynch an einer Adaption des komplizierten Romans. Heute merkt man Lynchs Version ihr Alter deutlich an.
Umso größer war der Hype, als der erste Trailer zu Denis Villeneuves Vision erschien und ein audiovisuelles Meisterwerk versprach. Dieser Dune ist aber nur der erste Part einer riesengroßen Geschichte.
Sand im Getriebe
In der fernen Zukunft ist ein auf dem Planeten Arrakis vorkommender Rohstoff namens Spice als die wichtigste Ressource überhaupt. Die Einheimischen nutzen es als Droge, während der Rest der Alls es braucht, um überhaupt interstellare Reisen möglich zu machen.
Die bisherigen Herrscher von Arrakis, das brutale und gefürchtete Haus Harkonnen, wurden vom Imperium zurückbeordert und das Haus Atreides soll nun dort herrschen und das Spice ernten. Die einheimischen Fremen mögen das jedoch gar nicht und arbeiten nur widerwillig mit den Fremden zusammen.
Derweil plant das Haus Harkonnen eine gefährliche Falle für die Familie Atreides auf Arrakis, die das Schicksal des Wüstenplaneten, den Fremen und Paul Atreides beeinflussen werden.
Also wer schon Probleme mit den ganzen Begrifflichkeiten bei Game of Thrones hatte, wird hier seine helle Freude haben, all Namen zu lernen. Ständig fliegen einem neue Titel, Figuren oder Begriffe um die Ohren. Das ist aber nicht negativ, sondern weckt Interesse an der Welt von Dune. Diese Welt ist sehr groß und dennoch spielt fast alles nur auf diesem einen Planeten.
Man bekommt zwar noch andere Schauplätze gezeigt, wie den Heimatort des Hauses Harkonnen oder den Planeten Caladan, aber alles dreht sich um Arrakis.
Um das gleich mal vorneweg und mit den Worten von André Hecker zu sagen: "...der wohl beste Prolog der Filmgeschichte." Dune erzählt tatsächlich nicht viel aus den Romanen, sondern ergötzt sich in einer sehr langezogenen Einführung der Figuren, dem Ist-Zustand und dem aufkommenden Konflikt.
Viel Action gibt es auch nicht. Stattdessen werden immer mal ein paar kleine Action-Einlagen gezeigt, aber es geht nie in Mega-Blockbuster-alles-knallt-Höhen. Man muss sich schon auf eine recht langsame Erzählstruktur einlassen. Ebenfalls geht die doch simple Geschichte um den Machtkampf zweier Reiche in komplizierter und ausgedehnter Erzählstruktur unter. Insofern kann es durchaus möglich sein, dass dieser Film die breite Masse nicht erreichen wird.
Weite Dünen
Genug gemeckert, denn dieser Film ist eine Augenweide und gleichzeitig das perfekte Beispiel für Filme, die man im Kino gesehen haben muss! Am besten sogar im IMAX. Dune ist eine audiovisuelle Ansage. Regisseur Denis Villeneuve versteht sein Handwerk wahnsinnig gut und zeigt beeindruckend, wie schön Sanddünen aussehen können.
Wer Villeneuves Arbeit an Blade Runner 2049 kennt, der weiß, dass er eine Szene mit Stillstand einfach wirken lassen kann und es nicht langweilig wird. Die Weiten des Sandplaneten erscheinen endlos. Die Größenunterschiede der Raumschiffe, Sandwürmer oder der Städte sind faszinierend.
Generell ist das Design wunderschön. Das Haus Harkonnen kommt nun eher an die Vision von Jodorowsky und H.R. Gigers Entwürfen heran als in David Lynchs Film. Gleichzeitig bekommt Haus Atreides königliche Anzüge, die aus einem Gundam-Anime sein könnten und die Bene Gesserit tragen große schwarze Gewänder mit ausladenden Schleiern. Man merkt, die Set- und Kostüm-Designer hatten eine Menge zu tun, aber auch Spaß.
Ebenfalls sind die Effekte absolute Höchstleistung. Wo man beim MCU, Fast & Furious oder anderen vergleichbaren Blockbustern die Effekte leid ist, da sie eben so unrealistisch aussehen, ist das hier ein ganz anderes Niveau. Es gab einen einzigen Ausfall, der wirklich nicht schön aussah, aber ansonsten hat man hier gut Geld investiert.
Auch Hans Zimmer wollte es wieder wissen. Der Score ist atemberaubend und genau richtig eingesetzt. Es gibt ein zwei Momente, wo Zimmer es etwas übertreibt und die Abmischung zu laut ist im Gegensatz zum Dialog, aber ansonsten gibt es daran nichts auszusetzen.
Sands of Time
Paul Atreides hat gewisse Fähigkeiten. Er hat Träume, die ihn in eine Zukunft blicken lassen. Ebenfalls kann er die Stimme einsetzen. Diese erlaubt, jemanden zu hypnotisieren und ihn den gesprochenen Befehl ohne Gegenwehr ausführen zu lassen. Das wird gerade auditiv extrem gut umgesetzt.
Die Figur von Paul spielt Timothée Chalamet. Er ist nicht der einzige, der hier ordentlich Leistung zeigt. Seine Darstellung von Paul nehme ich ihm vollkommen ab. Er will die Last als Nachkomme des Haus Atreides und als möglicher Messias von Arrakis nicht tragen. Ebenso ist seine Mutter Lady Jessica - brilliant gespielt von Rebecca Ferguson (Reminiscence, Mission Impossible - Rogue Nation) - eine wichtige Figur, die ihm zur Seite steht.
Dune besteht aus einem großen breitem Ensemble an bekannten Schauspielern. Nur wenige kommen da zu kurz. Josh Brolin und Oscar Isaac spielen ebenfalls auf hohem Niveau und verkaufen sich gut in ihren Rollen. Stellan Skarsgård ist als Baron Vladimir Harkonnen schön widerlich. Besonders hervorheben muss ich auch nochmal Jason Momoa, der zu Beginn eine ziemlich kleine Nebenrolle hat, jedoch im letzten Viertel nochmal ordentlich zeigen darf, was er kann.
Einige Figuren, bzw. Darsteller kommen aber auch zu kurz. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass es eben ein Teil Eins ist. Sie werden ihre Leistungen in einer möglichen Fortsetzung bringen können.
Das muss man der Regie auch lassen: die wichtigsten Figuren bekommen sehr viel Raum und niemand spielt hier irgendwen an die Wand. Gleichzeitig bekommen die Charaktere mit eher kürzeren Auftritten aber eine gewisse Schwere verpasst, so dass man als Zuschauer weiß: die werden noch wichtig oder haben in diesem Universum etwas zu sagen.
Man kann klar sagen, dass man an eine erwachsenere Science Fiction Opera nach Star Wars nicht mehr herankommt. Der Roman hat schließlich Star Wars inspiriert und Villeneuve hat sich hier keine leichte Aufgabe ausgesucht, diesen komplizierten Stoff auf die Leinwand zu bringen.
Die Entscheidung so wenig vom Roman in diesen ersten Part zu stecken ist mutig, gerade weil mit dem Erfolg dieses Films die Fortsetzung in der Waagschale hängt. Blade Runner 2049 war leider kein großer finanzieller Erfolg, obwohl er rein inszenatorisch und auch audiovisuell eine Bombe war. Dieses Schicksal könnte auch Dune treffen. Das Pech ist eben, das hier die Fortführung der Geschichte mit beeinträchtigt wäre.
Fazit
Dune ist der Film des Jahres, für den man ins Kino oder sogar ins IMAX Kino gehen sollte... nein muss! Audiovisuell versteht Regisseur Denis Villeneuve wie kein anderer sein Handwerk. Hans Zimmer bläst einen perfekt passenden Score dazu.
Jodorowsky wird diese Version besser gefallen, als die von Lynch, da man einige Designs von H.R. Giger übernommen hat. Die Darsteller spielen alle auf einem sehr hohem Niveau und niemandem wird hier die Schau gestohlen.
Die Welt ist interessant und man möchte mehr darüber wissen. Das schadet etwas dem Plot, da dieser recht simpel erscheint, aber durch Ränkespielchen, religiöse Einwürfe und nicht einfache Namensnennungen verkompliziert wird.
Ebenfalls wird sehr langsam erzählt und gefühlt nur das erste Viertel des ersten Romans hat es in den Film geschafft. Insofern muss man Sitzfleisch mitbringen. Lässt man sich aber auf alles ein, bekommt man moderne Kinogeschichte präsentiert.
Wer Game of Thrones, Blade Runner 2049 und generell Space Operas mit langsamen Erzählstil mag, wird hier seine Freude haben. Die breite Masse könnte sich aber schwer tun. Ich persönlich empfehle diesen Film allen Film- und Kinoliebhabern. Für einen Film wie Dune wurde Kino gemacht!