Foxtrot Six ist die bisher teuerste indonesische Filmproduktion und möchte an Erfolge wie The Raid 1 & 2 oder den Netflix Actionkracher The Night Comes for Us anknüpfen. Bereits 2019 erschienen, kommt er hier zulande nun am 26.11.2021 für den Home Release heraus.
Sechs Männer müssen sich der Korruption einer Regierung stellen und für Ordnung sorgen, um die Bürger des Landes zu schützen.
Geballte Action und Langeweile?
Im Jahre 2031 steht es nicht gut um die Welt. Nahrung und Lebensmittel sind zum neuen raren Gut geworden. Hunger beherrscht die Welt. In Indonesien steht die PIRANAS Party an der Spitze. Angga, ein Ex-Marine, ist Abgeordneter der Partei und hat den Plan entwickelt, die indonesische Lebensmittelindustrie zu verstaatlichen. Damit würde PIRANAS alle Kontrolle über die Lebensmittelherstellung und Verteilung erhalten und hat damit die einzige Macht im Land.
Doch eine Revolutionsgruppe mit Namen "Die Reform" will dagegen vorgehen. Angga soll nun mit einem ehemaligen Soldaten zusammenarbeiten und "Die Reform" ausschalten. Als Angga aber herausbekommt, dass die Gruppe von seiner verschollenen Freundin angeführt wird, wechselt er die Seiten und möchte das Regime stürzen. Dafür holt er sich seine alten Marine-Freunde heran.
Nach Köstlichkeiten wie The Raid oder The Night Comes for Us roch es in der indonesischen Actionkino-Küche sehr nach guten Gerichten. Doch schnell merkte man, dass auch ein paar versalzene dabei sind. Nicht zuletzt der Superhelden-Film Gundala, der leider unterwältigend war. Foxtrot Six tritt in dieselben Fallen.
Zum einen ist die Laufzeit des Filmes mit 114 Minuten etwas zu lang. Vieles wird sehr gezerrt. Gerade der Einstieg fühlt sich wie eine Vorgeschichte des eigentlichen Filmes an. Bis es dann endlich zur Konstellation von sechs Leuten gegen die Bösen kommt, ist schon fast eine Stunde an Film vergangen.
The Raid it is not!
Die Figuren sind ebenfalls ein Problem. Unseren Hauptcharakter Angga (Oka Antara) lernen wir als ein ziemliches Arschloch kennen. Seiner verschollenen oder totgeglaubten Freundin trauert er zwar hinterher, lebt aber trotzdem ein tolles Leben als Abgeordneter. Er ist recht skrupellos und auch korrupt. Natürlich begründet er das damit, dass die Welt eh schon am Arsch ist.
Er bekommt aber einen vollkommenen Sinneswandel, als er mit der Reform mehr oder minder freiweillig flieht und dort seine totgeglaubte Freundin Sari antrifft (Julie Estelle). Die schmeißt den Laden und hat zudem eine Tochter von Angga. Dass da natürlich wieder Gefühle aufkommen und er schnell das Regime verraten kann, um eben doch für die gute Seite zu kämpfen, ist klar.
Das ist mir etwas zu kurz gedacht. Der Sinneswandel des Protagonisten läuft sehr schnell ab und seine Moral ist sofort wieder hergestellt. Besser fand ich dann später das Aufeinandertreffen mit dem Schurken, der gleich mal das Hauptquartier der Reform abfackelt und Angga eine Motivation gibt.
Die fünf anderen Ex-Marines haben ihre verschiedenen Rollen und das reicht auch. Am Ende bleibt dem Zuschauer der Eindruck, dass sie in coolen Szenen das Leben aushauchen werden. Geht an und für sich in Ordnung.
Kommen wir mal zur Action. Wer das indonesische Actionkino durch Leute wie eben Iko Uwais kennt, der wird sich schon krasse Martial Arts Kämpfe wünschen und haben wollen. Die Kampfkunst Silat gibt es auch in sehr abgeschwächten Formen. Am Ende sieht die Choreografie sehr unsauber und chaotisch aus.
Das liegt vor allem daran, dass Gundala-Kameramann Ical Tanjung hier ebenfalls wieder alles koordinieren darf. Machen wir uns nix vor, so richtig schön ist das alles nicht. Wo bei einem The Night comes for Us jeder Schlag oder Bruch nur vom Zusehen weh tut, ist das hier kaum der Fall. Es gibt durchaus auch Szenen, die weh tun – ein Armbruch sieht auch wieder schön fies aus – dennoch hat man das Gefühl, dass keiner der Darsteller richtig gutes Silat beherrscht.
Allerdings muss man auch sagen, dass Foxtrot Six ein reiner Militär-Actionfilm ist, der fast ausschließlich über Shoot-Outs funktioniert. Diese sind auch gut gemacht. Insbesondere, da man ja in der Zukunft ist und dort Kampfanzüge mit Gatlingguns benutzt werden.
Future Zone
Stichwort Zukunft: das geht recht schnell verloren. Es wird zwar immer mal wieder auf die Hungersnot verwiesen und ein paar kleine futuristische Geräte bekommt man zu sehen, allerdings kann man das auch alles weglassen.
Der Film könnte im hier und jetzt spielen. Aus der Hungersnot macht man nicht viel und am Ende ist die PIRANAS Partei eben der Feind aufgrund ihrer Korruption gegenüber dem Volk. Das ist alles ganz nett und die Motivation passt auch. Dennoch bleiben die Bösewichte reine Klischées von korrupten Politikern.
Was einen aber noch wesentlich saurer aufstößt ist die Dummheit auf beiden Seiten. So gibt es eine Szene in der ein motorisierter Rollstuhl mit einer festgebundenen Person rückwärts auf einem Abhang zufährt. Der Protagonist versucht die Person von den Fesseln zu befreien, schafft es aber nicht. Man könnte den Rollstuhl einfach umwerfen, aber niemand kommt da auf diese Idee.
Ebenso gibt es auf beiden Seiten Plot-Armor, wenn es das Drehbuch braucht, damit ja alles funktioniert. Die Drehbuchschwächen werden da besonders offensichtlich.
Man hat leider so ein bisschen das Gefühl, als wolle das indonesische Kino das amerikanische nachahmen. Allerdings funktionieren ihre Actionfilme immer dann am besten, wenn sie aus wenig viel gemacht haben. Foxtrot Six ist eine der teuersten indonesischen Produktionen. Das merkt man zwar hier und da, aber das hilft eben weder der Geschichte, noch dem Tempo oder der Action. Das ist wahnsinnig schade, da die Geschichte wirklich Potenzial besitzt.
Fazit
Foxtrot Six kann leider nicht den Erwartungen gerecht werden. Auf dem Blatt Papier hört es sich nach einer weiteren Granate aus Indonesien an. Allerdings hapert es an vielen Stellen.
Die Hauptfigur ist zu Beginn sehr unsympathisch und ihr schneller Sinneswandel macht sie noch unnahbarer. Allgemein verhalten sich sehr viele Figuren – egal ob böse oder gut – sehr dumm. An diesen Punkten wird das schwache Drehbuch sehr offensichtlich.
Die Action ist okay, aber gerade wenn man auf ordentliche Kampfkunst hofft, wird man enttäuscht. Es gibt zwei Kämpfe, die etwas mehr herausstechen. Allerdings muss man auch dort Abstriche in Kauf nehmen.
Die Shoot-Outs wiederum funktionieren besser, allerdings dreht man auch nie so stark auf wie etwa bei einem The Night Comes for Us. Das Zukunftssetting wird trotz ein paar netter Gadgets nie wirklich genutzt und spielt auch eher eine untergeordnete Rolle.
Nach Gundala ein weiterer indonesischer Actionfilm, der hinter seinen Möglichkeiten bleibt.
Schade.
Foxtrot Six ist seit 18.11.2021 digital und ab 26.11.2021 auf Blu-ray und DVD erhältlich.
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