Lasst mich euch die Geschichte des Weltraum-Vikingers erzählen. Wie er auf der Suche nach sich selbst die Liebe fand und klarmachte, wer hier den größten Donner verursacht.
Thor ist zurück – in einem Sommerblockbuster, wie er aus alter Sage bekannt ist...
Der Fall der Götter
Ein Mann (Christian Bale) schleppt sich und seine Tochter durch eine Wüste. Am Ende seiner Kräfte betet er zu seinem Gott um Rettung – wenn nicht für sich, dann wenigstens für sein Kind.
Doch das Flehen bleibt unerhört und so wird die kahle, trockene Landschaft zur Grabstätte für die Tochter.
Als sich plötzlich eine Oase auftut, kriecht der Mann mit letzter Kraft dorthin und findet tatsächlich seinen Gott...
Doch das überlegene Wesen entpuppt sich als ein verwöhnter, gleichgültiger und alles in allem ungöttlicher Fettsack, der kein Mitgefühl hat oder überhaupt weiß, wie es um seine Gläubigen steht.
Denn nur der Mann aus der Wüste ist noch übrig.
Kein Problem für den Gott, kann er sich doch ein neues Volk suchen.
Dabei ist seine Stimmung ist ohnehin gut, denn gerade hat er einen Götterschlächter vernichtet.
Gorr, so der Name des Mannes aus der Wüste, schnappt sich in Wut und Verzweiflung das Schwert des Schlächters und tötet die ganze versammelte Bande der übernatürlichen Wesen.
Nun macht er sich auf, ALLE Götter im Universum zu vernichten...
Back in Space
Nachdem wir Thor (Chris Hemsworth) als letztes in Avengers: Endgame gesehen hatten, wo er mit den Guardians of the Galaxy aufbrach, um mit ihnen galaktische Abenteuer zu erleben, sehen wir ihn nun wieder in Action mit der kleinen Gruppe interstellarer Söldner.
Zuletzt hatte er noch ein paar Pfündchen mehr auf den Rippen und – was wichtiger ist – den Zweifel über sich selbst im Herzen.
Zeit ist vergangen, Thor ist wieder ganz in Form und auch sowas wie der Star der Guardians geworden.
Kein Wunder: als Gott mit seiner mächtigen magischen Streitaxt Sturmbrecher hat er kein Problem damit, ganze Armeen hinwegzufegen und so jeden Auftrag der Guardians mit Bravour und perfekter Catchphrase zu erfüllen.
Allerdings schießt er auch manchmal total über das Ziel hinaus und sein Drang nach Ruhm geht Starlord, Drax & Co. ziemlich bald auf den Keks.
Also entschließt man sich, getrennter Wege zu gehen. Thor und Korg (Taika Waititi) und zwei sehr laute riesige Ziegen bleiben zurück – aber auf sie wartet bereits der nächste Auftrag. Denn Thor bleibt nicht verborgen, dass sich jemand anschickt, alle Götter zu vernichten. Ein Hilferuf seiner alten Kampfgefährtin Sif bringt ihn auf die erste Spur.
Mit ihr kehrt er nach Asgard, also dem kleinen Fischerdorf auf der Erde, zurück, das sich unter der Ägide von König Valkyrie (Tessa Thompson) zu einem veritablen Touristenort, einer Art Disneyland in Norwegen entwickelt hat. Auch die Schauspieltruppe um Matt Damon ist wieder von der Partie, inklusive einer neuen Darstellerin.
In die Idylle brechen zwei Dinge herein. Zum einen Gorr, der Asgard angreift und alle Kinder entführt und zum anderen ein weiterer Thor, besser gesagt, einE weiterE.
Seine Ex Jane Foster (Natalie Portman) schwingt den wiederzusammengesetzten Mjölnir und macht dabei eine sehr gute Heldinnenfigur.
Wie kam es dazu, was hat Gorr vor, wie können sie ihn gemeinsam stoppen – und vor allem: welchen Preis müssen die einstigen Liebenden dafür zahlen?
Hammer oder Axt?
Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Nur soviel schon vorweg: wer Taika Waititi bestellt, der bekommt ihn auch. In einem großen Menü.
Der Humor des vergangenen Thor-Filmes ist immer noch sehr präsent und wenn das manchen Puristen nicht so gefällt, dann sollen sie doch die Comic-Vorlage lesen!
Ja, Thor: Love and Thunder schlägt genau in die Kerbe wie sein Vorgänger und den treibt den Marvel-Humor einmal mehr auf die Spitze. Das liegt nicht nur an witzigen Nebenfiguren wie dem beliebten neuen Sidekick Korg, sondern das gilt für (fast) alle Charaktere.
Wenn selbst die magischen Waffen des Thor für eine kleine Dreiecksgeschichte benutzt werden, so dass Sturmbrecher seine eifersüchtige Seite zeigen darf, dann ist man hier vollends im Waititiversum angekommen.
Der Soundtrack tut das übrige. 80er/90er Hardrock, mit einem ganz speziellen Augenmerkt auf die Playliste "Best of Guns 'n' Roses", ballert einem ohne einmal nachzugeben um die Ohren
Ist das zu viel? Ist das übertrieben?
Nö.
Denn Waititi setzt eben nicht nur auf Gags und komische Situationen, sondern füllt seine Geschichte auch mit viel Herz und tragischen Elementen.
Wen die Götter zerstören...
Wenn die versammelten Götter sich lieber in ihrer uneinnehmbarer Festung verschanzen und auf die nächste Orgie vorbereiten, dann wird das zunächst komisch inszeniert, macht einem aber schnell auf ernste Weise klar, um was es hier eigentlich geht.
Das Versagen und falsche Versprechen dieser "göttlichen" Wesen, die ja nichts anderes sind als Aliens, die über so viel Macht, Technologie und besondere Kräfte verfügen, die anderen Lebewesen wie Magie vorkommen, ist ein zentrales Thema dieses Filmes.
Die Aliens schickten sich vor Urzeiten an, sich von diesen "niederen" Wesen anbeten zu lassen. Im Gegenzug gab es Schutz oder das eine oder andere Wunder... aber im Grunde waren das alles nur leere Worte.
Das muss Thor selbst erkennen, als er seinem persönlichen Vorbild Zeus (Russell Crowe) gegenüber tritt und um dessen Hilfe bittet.
Insofern lässt sich Gorrs Motiv ziemlich gut nachvollziehen und auch wenn seine Methoden nicht unsere Mittel der Wahl wären, so kommt einem doch ab und zu der Gedanke: "Ja, der Mann hat durchaus recht".
Das ist eine der großen Stärken des Filmes.
Ein guter Bösewicht.
Christian Bale bringt sein Charisma als gouhlartiger Scharfrichter und als verlorener kleiner Mann in die Rolle ein und beschwert Thor endlich einmal einen würdigen Gegner abseits von Loki (den wir ja auch eigentlich nicht als Bösewicht charakterisieren wollen).
Gorr bleibt im Kopf und darf sich so gleich in die Top 5 der MCU Villains einreihen. Ein echter Gewinn.
Auf andere Weise überzeugt hingegen Russell Crowe als übergewichtiger und ruhmsüchtiger Superstar-Gott Zeus. Er ist wirklich grandios komisch und auch bei ihm zeigt sich, was man mit einem charismatischen Darsteller alles aus einer 15-Minuten-Rolle herausholen kann.
Denn, wenn Thor seinem Helden mit großen Augen begegnet, denkt man unweigerlich an Gladiator. So muss Zeus mal gewesen sein, zumindest für seinen Fan Thor, ein echter Maximus, der jeden Gegner in Angst und Schrecken versetzt.
Insofern nimmt Crowe sein fortgeschrittenes Alter und den vergößerten Bauchumfang vollends an und baut dies in die Rolle ein. Das macht großen Spaß und wir hoffen, dass wir noch mehr von ihm sehen werden (Anm.: Bitte wie immer bis zum Ende des Abspanns im Kino sitzen bleiben).
... dem bleibt nur die Liebe
Und dann ist da noch Jane Foster alias "der weibliche Thor".
Ohne zu spoilern, kann ich nun nicht näher auf ihre Rolle und die Hintergründe des Transformation eingehen, aber es lässt sich so viel sagen, dass es ein großes Glück ist, noch einmal Natalie Portman für diesen Auftritt bekommen zu haben.
Nach der Trennung von Thor und Jane, die ja nur off screen erfolgte (und mehr mit der Unzufriedenheit von Portman nach Thor – The Dark Kingdom zu tun hatte), bekommen wir als Fans eine Aufarbeitung und einen guten Abschluss dieses Kapitels und dürfen neben den vielen Lachern auch ein wenig Herzschmerz bei diesem Film verspüren.
Ach ja – neben den romantischen Gefühlen gibt es auch die rein körperliche Komponente. Wer Thors prächtig geformtes Hinterteil (oder sagen wir mal "Den Arsch des Universums) bestmöglich erleben möchte, der muss natürlich ins Kino gehen. Jeder Fernseher, ob 4K oder nicht, ist dafür zu klein...
Fazit
Thor: Love and Thunder ist ein grandioser Kinospaß, ein Sommer-Blockbuster, wie man ihn haben möchte. Es gibt Action, Spaß, Liebe, Tragik, Spannung, geile Rockmucke, viele, viele Gastauftritte von alten und neuen Stars aus dem MCU – und eben den mächtigen Hintern des mächtigen Thor.
Ein Film, den man sich mehrmals anschauen kann und den es sich lohnt, mit anderen Menschen zu sehen.
Was will man mehr?