In der kommenden KAZÉ Anime Night wird der Anime Beauty Water gezeigt. Ein Anime-Film über das Schönsein und die Probleme, nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen. Auf den ersten Blick wirkt der Film recht geradlinig, versteckt aber viele kritische Untertöne mit einer Abwärtsspirale die das Prädikat "Abgefuckt" verdient.
Schönheit hat ihren Preis
Yaeji ist Assistentin in einer Managementfirma für große Showstars. Dort wird sie tagtäglich mit der Schönheit von Sternchen Mi-ri konfrontiert. Yaeji selber passt nicht in das Schönheitsideal und hat ein wenig viel auf den Rippen.
Dafür wird sie auch von Mi-ri gemobbt, was sie dazu verleitet, mehr zu essen und zu ihrem Umfeld schlecht zu sein. Ihre Eltern müssen ihre Launen erdulden und im Internet verbreitet sie Hass. Doch eines Tages wird sie von einer Beauty Firma mit dem neuen Produkt Beauty Water ausgestattet.
Damit wird sie nach der Behandlung auf einmal wunderschön, schlank und unwiderstehlich. Doch damit beginnt auch eine Abwärtsspirale, aus der es kein Zurück gibt und Yaeji mehr kosten wird als nur ihre Schönheit.
Der Anime beginnt vom Look her schon sehr gewöhnungsbedürftig. Wenn man Cel Shading-/3D-Animes nicht mag, dann wird das erstmal schwierig. Denn einige Charaktere sind gezeichnet und andere haben diesen Cel Shading-Effekt. Allerdings hat das einen schönen Hintergrund, der einem erst später klar wird.
Generell baut der Anime immer weitere Stufen auf der WTF-Leiter auf. Es beginnt recht harmlos mit dem Beauty Water und mündet in kranken Body-Horror.
Damit will Kritik gegenüber dem gesamten Schönheitswahn äußern, gerade in Südkorea. Doch es geht noch viel tiefer.
Look pretty!
Yaeji ist ein sehr unsympathischer Charakter. Zu Beginn hat man mit ihr Mitleid, da sie von dem Schönheitsstar Mi-ri als fettes Schwein beschimpft wird. Auch ihr Umfeld zeigt ihr immer wieder, dass sie nichts wert sei, weil sie eben übergewichtig und in deren Augen keine schöne Frau sei.
Das frustiert sie natürlich und sie flüchtet sich in Fressorgien und schnauzt ihre sich um sie kümmernden Eltern voll. Sie wird binnen von Minuten selber zu einer Mobberin im Internet und verspielt jegliches Mitleid, dass man zu Beginn noch mit ihr hatte.
Dann kommt das Beauty Water ins Spiel. Die Prozedur ist schon etwas merkwürdig, aber es funktioniert und macht Yaeji wunderschön. Sie wurde natürlich auch nicht einfach so ausgewählt, sondern soll als Maskottchen für die Marke dienen. Selbstverständlich kostet die Behandlung auch ordentlich was und treibt Yaejis Eltern an den Rand des Bankrotts.
Ab dem Zeitpunkt beginnt der Body-Horror. Das Produkt schmelzt einem unnötige Haut weg oder kann auch neue anbringen. So müssen einige Leute dann mehr als nur Geld von sich geben. Mit den immer wieder eingeblendeten Nachrichten von verschwundenen Mädchen, kann der Zuschauer auf die Lösung des ganzen kommen...
Aber falsch gedacht! Es kommt dann nochmal ganz anders.
Der Anime schlägt sehr viele Richtungen ein, die alle gut zueinander passen. Man könnte meinen, Yaeji entwickelt sich zu jemanden, der vor nichts zurückschreckt, um ihre Schönheit beizubehalten. Dann ist da dieses ominöse Beauty Water, was nicht gesund sein kann und eine kleine Liebesgeschichte gibt es auch noch, die in einem sehr schönen Finale mündet.
Außen uh, innen puh
Der Film greift Vibes von Perfect Blue oder Black Swan auf, könnte aber auch ein kranker Takashi Miike-Film sein. Gerade mit seinen unvorhersehbaren Ereignissen, die immer wieder passieren. Der Film baut diesen Ereigniswandel auch flüssig in die Geschichte ein.
Yaeji wird natürlich langsam wahnsinnig und fängt an, sich Sachen einzubilden. Sie hat furchtbare Angst, ihre Schönheit und den damit kommenden Erfolg zu verlieren. Das macht ihren Charakter natürlich nicht sympathischer, aber das ist auch gar nicht der Anspruch des Filmes.
Mit diesem Anime werden viele kritische Punkte angesprochen, die teilweise etwas oberflächlicher, teilweise etwas tiefgründiger angegangen werden. Allein der ganze Aspekt um Mobbing-Opfer und daraus resultierend selber zum Mobber zu werden, ist gut gemacht. Ebenfalls rettet ein Wandel des Aussehens nicht vor den schon gefestigten Charaktereigentschaften. Um es kurz zu sagen: ein Arsch mit Puder bleibt trotzdem ein Arsch.
Man sollte sich auf jeden Fall nicht vom Look abschrecken lassen, da im Kern ein doch sehr starker Animefilm hervorkommt. Nach dem Film kann man auch noch schön über einige Sachen diskutieren, da einiges auch zur Interpretation einlädt.
Fazit
Wer auf Body-Horror und abgefuckte Animes steht, der sollte Beauty Water auf jeden Fall schauen. Der Look ist zwar gewöhnungsbedürftig, hat aber auch eine Bewandnis. Die Protagonistin ist gewollt unsympathisch und als Zuschauer kann man gut an ihrer Abwärtsspirale teilhaben.
Die Geschichte erinnert an Perfect Blue oder Black Swan und könnte auch von Takashi Miike stammen. Die Kritik am Schönheitswahn und Mobberkultur wird gut dargestellt. Das Finale mündet in absoluter Abgedrehtheit und hat den perfekten Ausstieg.
Beauty Water läuft in der KAZÉ Anime Night in vielen Bundesländern. Wenn ihr die Chance habt, unbedingt reingehen und ihr werdet einen tollen Genrefilmabend im Anime-Gewand haben.
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