Nostalgie liegt nach wie vor im Trend und mit dem Film Ghostbusters Legacy nimmt Regisseur Jason Reitman einen der in Fankreisen unantastbarsten Klassiker und macht eine modernisierte Weiterführung.
Als Cast holt man sich Paul Rudd, Finn Wolfhard, Mckenna Grace und Carrie Coon ins Boot und versucht mit vielen kleinen Verweisen auf die Originale das Nostalgie-Herz zum schmelzen zu bringen. Das gelingt auch.
Who you gonna miss?
Die alleinerziehende Callie Spengler erbt nach dem Tod ihres Vaters ein altes Farmhaus in dem kleinen Städtchen Summerville. Aufgrund von Geldproblemen zieht sie mit ihren beiden Kindern Phoebe und Trevor dorthin und möchte einen Neuanfang.
Dort erfährt Phoebe durch ihren Lehrer Chad Grooberson von den Geisterjägern und den Vorfällen von 1984 in New York. Phoebe entdeckt im alten Farmhaus immer mehr Anzeichen, dass ihr Großvater einer der vier legendären Geisterjäger war und erneut etwas böses aus der Geisterwelt die Menschheit bedrohen will.
Bereits 2016 kam mit Ghostbusters vom Regisseur Paul Feig ein Reboot heraus, der mit weiblichen Geisterjägern und sehr viel Humor frische Ansätze in die Marke bringen wollte. Jedoch wurde der Film eher negativ aufgenommen.
Für den aktuellen Film geht man einen geerdeteren Weg und setzt Jason Reitman - den Sohn des Regisseurs des Originalfilms, Ivan Reitman - in den Regiestuhl. Ebenfalls ist alles aus den letzten beiden Ghostbuster-Filmen aus den 80er Jahren Kanon.
Bevor der Film in der Pressevorstellung begann, gab es eine kleine Videobotschaft von Jason Reitman. Dieser erklärte, dass sein Vater jeden Tag bei den Dreharbeiten mit am Set war und ihn "beaufsichtigte" keinen Blödsinn zu machen. Eine nette kleine Anmerkung, die im Kontext des Filmes noch mehr Spaß und Sinn macht.
Denn Ghostbuster Legacy - im Original Ghostbusters Afterlife - ist wirklich ein schöner Liebesbrief an die Filme aus den 80er Jahren und perfekt für Eltern geeignet, die ihren Kindern die Geisterjäger-Filme näher bringen möchten.
Niedliche Geister
Zugegeben, der Film braucht etwas, bis dann mal der erste Geist erscheint. Doch ich mochte diesen langsamen Einstieg in die Welt. Die meisten Menschen haben die Ereignisse aus New York von 1984 vergessen oder interessieren sich nicht mehr dafür.
Phoebes Großvater wurde in dem kleinen Städtchen eher als Verrückter abgestempelt und Mutter Callie hatte nie ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater, da er nie für sie da war. So entdeckt der Zuschauer die Welt und Phoebe die Existenz von Geistern und den Geisterjägern.
Das wird mit kleinen Verweisen aufgebaut und mündet dann in direkten Hommagen an die Klassiker. Dabei ist auch das Geister-Design wieder schön knuffig bis gruselig gelungen. Das ist alles harmloser Geisterspaß und wirklicher Horror bleibt aus. Allerdings gibt es doch schon eine ziemlich harte Szene, die eigentlich für Kinder ungeeignet ist.
Trotzdem mag man das alles schon allein wegen der Charaktere. Phoebe (Mckenna Grace) wirkt zu Beginn wie ein weiblicher Sheldon Cooper, bekommt aber schnell mehr Emotionen und wächst einem ans Herz. Ihr zur Seite steht ihr Schulkamerad Podcast (Logan Kim), der eben einen Podcast über Mysterien betreibt. Podcasts Neugier und Faszination für das Unerklärliche sorgt für viele kleine Lacher.
Mit ihrem Lehrer Chad Grooberson (Paul Rudd) haben sie den richtigen Nerd an Bord, der sie in die Welt der Geisterjäger einführt. Er untersucht ebenfalls die merkwürdigen Erdbeben in Summerville, die nicht normal scheinen. Die kleine Romanze zwischen ihm und Callie Spengler ist niedlich anzusehen.
Sohn Trevor (Finn Wolfhard) übernimmt den Part des pubertierenden Jungen in einer Kleinstadt, der auf ein Mädchen scharf ist. Trotzdem klappt das im Kontext des Filmes ganz gut. Hier wird ein kleiner Coming-of-Age-Ansatz eingebracht und gleichzeitig fügt er sich gut als helfender großer Bruder in die Geister-Storyline ein.
Wieviel Hommagen darfs sein? Ja!
Es gibt wahnsinnig viele Hommagen und Verweise auf die Ghostbuster-Filme. Nicht nur finden die teilweise gleichen Geister in abgewandelter Form ihren Weg auf die Leinwand, nein, auch das generelle Gefühl überträgt der Film wunderbar.
Ich fühlte mich wieder wie ein kleines Kind, der zum ersten Mal den vier Geisterjägern dabei zuschaut, wie sie New York retten. Dass sie als Setting nun eine Kleinstadt gewählt haben, macht es nicht weniger wichtig oder schwächt alles ab, denn gerade die Bedrohung wirkt sehr groß.
Schön ist dann auch zu sehen, dass doch einige praktische Effekte wie animatronische Puppen benutzt werden.
Eine Kritik, die ich nach der Pressevorstellung hörte, war, dass es einfach zu lange dauert, bis eben die Geisterjäger-Action in Fahrt kommt. Das würde ich so nicht unterschreiben. Der Film nimmt sich genug Zeit für die Einführung der neuen Figuren. Weiterhin zeigt er ihre Beziehungen zueinander und zu den Ereignissen der 80er Jahre-Filme.
Dann steigert er sich immer weiter bis zum Finale, das alles rausholt, was das Fanherz und gerade die mit den Filmen aufgewachsenen Fans begehren. Im Saal hat man den einen oder anderen Freuden-Schniefer gehört. Gerade, wenn ein Finale durch diesen gesamten Aufbau diese emotionale Reaktion bei Hardcore Fans hervorruft, dann macht der Film zu keiner Zeit etwas falsch.
Jason Reitman geht mit sehr viel Respekt an alle Figuren und das Franchise heran. Er nimmt sich genug Zeit, um alles wirken zu lassen, viele Lacher zu bieten und am Ende die große Emotionsbombe zu zünden.
Klar, kann man nach Kritik suchen und findet wahrscheinlich auch etwas. Aber ich persönlich habe hier einfach nichts zu meckern. Hauptsächlich auch, weil ich selten gesehen habe, dass eine Weiterführung mit so viel Respekt und Liebe gegenüber den Original-Filmen inszeniert wird.
Ebenfalls nicht zu verachten: dieser Film eignet sich – trotz dieser einen härteren Szene – für die ganze Familie und kann dadurch den Kindern das Interesse an den Klassikern und der 80er Jahre Cartoon-Serie wecken. Welche Nerd-Eltern wünschen sich das bitte nicht?
Fazit
Regisseur Jason Reitman zaubert mit Ghostbuster Legacy einen absoluten Nostalgie-Liebesbrief für jung und alt auf die Leinwand. Mit viel Respekt für die Klassiker inszeniert er einen sehr sympathischen Film mit tollen Figuren und vielen Hommagen.
Die Geschichte nimmt sich viel Zeit um alle Figuren, ihre Beziehungen und die Welt zu etablieren. Das mündet dann in einem großen herzlichen Finale, wo alles Aufgebaute emotional entladen wird.
Die Geister sind wieder knuffig und an die Klassiker angelehnt. Der Sound weckt tolle Erinnerungen und unterstützt das Nostalgie-Gefühl.
Ein Film für die ganze Familie und eine wirklich schöne Weiterführung des Ghostbuster-Franchise. Unbedingt ins Kino gehen!