WELCOME BACK, ALICE – BD. 1
Legen wir los mit einem guten Bekannten namens Shuzo Oshimi, der nach Die Blumen des Bösen – Aku No Hana und Blood on the Tracks noch ein weiteres faszinierendes Werk hervorgebracht hat.
In Welcome back, Alice dreht sich alles um den jungen Schüler Yohei und seinen besten Freund Kei. Die beiden sind zudem mit ihrer Mitschülerin Yui bestens befreundet, für die Yohei ernste Gefühle entwickelt hat. Kurz bevor er sie darauf ansprechen kann, wird er Zeuge eines Kusses zwischen ihr und Kei.
Doch danach verlässt Kei plötzlich die Schule und zieht mit seinen Eltern fort.
Einige Jahre später ist Yohei an der Oberschule und trifft dort erneut auf Yui, was seine Gefühle für sie erneut entflammt. Der erste Schultag hält aber eine weitere Überraschung bereit, als eine fremde Schülerin Yohei anspricht und scheinbar so manches Geheimnis über ihn weiß. Bei der anschließenden Klassenvorstellung folgt dann der Schock: Die Fremde ist Kei.
Mit Welcome back, Alice beruft sich Shuzo Oshimi auf seine gewohnten Stärken und baut eine emotionale Achterbahn, bei der abermals drei Figuren und ihre Gefühle im Vordergrund stehen. Daraus könnte man zwar auch einen deutlichen Kritikpunkt formulieren, doch mich hat dieser Aufbau erneut überzeugt und weit weniger gestört.
Woran ich mich aber störe, sind die ständigen sexuellen Untertöne, wenn beispielsweise die sehr jungen Protagonisten über Themen wie Selbstbefriedigung reden müssen oder gar praktizieren.
Oshimi vermeidet natürlich explizite Darstellungen von Geschlechtsteilen, aber dennoch bleibt ein unschönen Gefühl zurück, wenn man einmal das Alter von Yohei, Yui und Kei betrachtet. Wen das aber nicht stört, der wird mit Welcome back, Alice einen typischen und erneut spannenden Mangaauftakt erleben.
Manga Cult / 192 Seiten – Softcover / 06.04.2023 / 10,00 € / ©️ Cross Cult
RED APPLE – BD. 1
Was passiert eigentlich, wenn sexuelle Selbstbestimmung völlig aus dem Ruder gerät? Eine MÖGLICHE Antwort liefert uns Red Apple von Koji Murata. Darin wurden sämtliche sexuellen Handlungen verboten und von der japanischen Regierung unter Strafe gestellt. Fortpflanzung findet somit nur noch im Reagenzglas statt und eine eigene Abteilung des Gesundheitsamtes wurde ins Leben gerufen, um das strenge Sexualstrafrecht durchzusetzen.
Als Sohn des Direktor dieser Abteilung ist der Musterschüler Hikaru Inuta bestens vertraut mit diesen Gesetzen. Seine heile Welt wird aber dennoch auf den Kopf gestellt, als er von zwei Schulfreunden in einen geheimen Sex-Club geführt wird. Dort trifft er auf seinen prominenten Schwarm und muss einige schwere Entscheidungen fällen.
Wer nun denkt, die Prämisse von Red Apple wäre ziemlich bekloppt, den kann ich beruhigen: ja, das ist sie! Der Manga treibt es immer wieder auf die Spitze und entpuppt sich schnell als sexueller Wunschtraum eines pubertären Schülers, der von einer ungünstigen Lage in die nächste stolpert.
Dabei fällt er mehr als nur einer Frau in den Schoß und selbst seine engagierte Klassenlehrerin kann ihre Hormone nicht sehr lange unter Kontrolle halten.
Diese Art des Erzählten hat mich wirklich mitgenommen und mehr als einmal für ein heftiges Kopfschütteln gesorgt. Gleichzeitig war die Geschichte aber dermaßen überzeichnet, dass ich Red Apple einen gewissen Unterhaltungsgrad nicht absprechen kann. Ich hatte tatsächlich Spaß beim Lesen, auch wenn ich nicht sicher bin, ob dies so beabsichtigt war. Ob es euch auch so ergeht, müsst ihr daher selbst rausfinden.
P.S. Ja Sascha, ich leihe dir das Buch.
(Danke schön, du verklemmte alte Punze – die Red.)
Hayabusa / 256 Seiten – Softcover / 02.05.2023 / 6,99 € / ©️ Carlsen Verlag
DER SOMMER, IN DEM HIKARU STARB – BD. 2 (SPOILER ZU BD. 1)
Als Abschluss und auch als selbstgewählte Belohnung für die bisherigen Strapazen kommen wir jetzt nochmal zu Der Sommer, in dem Hikaru starb, wo vor kurzem der zweite Band bei Altraverse erschien.
Achtung es folgen Spoiler: Yoshiki hatte im ersten Teil schnell erkannt, dass sein bester Freund Hikaru irgendwie verändert hatte, nachdem er tagelang verschwunden war und wie aus dem Nichts wieder auftauchte. Hikaru war nicht mehr Hikaru. Er war etwas anderes.
Nicht umsonst betitelte ich die ersten zehn Seiten der ersten Ausgabe als die besten Seiten des Jahres und nach wie vor stehe ich auch zu dieser Aussage. Der Moment, in dem Hikaru sein Antlitz verändert und zu einen undefinierbaren Ding mutiert, sorgen noch immer für Staunen bei mir.
Im zweiten Band wird Yoshiki noch deutlich nachdenklicher gezeigt und wir erfahren, warum er so schnell von Hikarus Veränderung wusste. Auch hier punktet die Serie mit einem starken und emotionalen Moment, der zudem völlig unerwartet kommt.
Die Fortsetzung von Der Sommer, in dem Hikaru starb kann nicht völlig an die Qualität des Vorgängers anknüpfen und bittet dennoch genug eigenes Fleisch.
Der Manga muss sich aber auch nicht selbst überbieten, sondern eben eine mitreißende Handlung aufbauen und genau das gelingt ihm auch. Ein Geheimtipp ist die Serie somit auf jeden Fall.