Mit "Der Dunkle Turm" wird Stephen Kings achtbändiges Magnum Opus ins Kino gebracht. Idris Elba und Matthew McConaughey spielen die Hauptrollen und zeigen einen erbitterten Kampf um den namensgebenden Turm. Mittendrin der kleine Jake. Allerdings gibt es schon vor deutschem Kinostart jede Menge schlechte Kritiken und Hass der Fans gegenüber der Adaption. Ist dies auch gerechtfertigt?
"Seit Tausenden von Generationen waren die Revolvermänner Ritter!"
Der junge Jake sieht in seinen Träumen eine vollkommen trostlose Welt, in der ein schwarz gekleideter Mann mithilfe einer Maschine und Kindern einen großen dunklen Turm angreift. Außerdem sieht er einen cowboyähnlichen Mann mit Revolvern, der den "Mann in Schwarz" scheinbar verfolgt und töten will. In der realen Welt kommt es zunehmend zu schweren Erdbeben. Jake allein weiß, dass seine Träume real sind und etwas schlimmes passieren wird. Jedoch glaubt ihm niemand und so soll er sogar in eine Nervenanstalt gebracht werden. Ihm gelingt die Flucht und durch ein geheimes Portal kommt er in die Welt aus seinen Träumen, wo er auf Roland, den Revolvermann trifft. Durch ihn erfährt er, was es mit dem "Mann in Schwarz" und dem großem Turm auf sich hat.
"Sie hatten geschworen, unsere Welt vor der nahenden Dunkelheit zu beschützen!"
Nüchtern betrachtet kann man sagen, dass der Film eher so unterer Durchschnitt ist. Er hat ein schlechtes Storytelling und so wirklich wollen einen die Charaktere auch nicht abholen. Er fühlt sich mehr an wie ein Film, den man am Sonntagnachmittag laufen lässt und etwas nebenbei macht.
Wenn man aber jetzt berücksichtigt, dass dies eine Adaption der wichtigsten großen Buchserie von Stephen King sein soll, die sein höhstes Schaffenswerk darstellt, so enttäuscht er auf ganzer Linie. Ich habe die Bücher teilweise gelesen und kenne das Ende, sowie einige wichtige Charaktere. Allerdings hatte ich nie den großen Bezug zu dieser Romanserie. Deswegen kann ich auch weniger bewerten, wie gut er sich an die Vorlage hält. Aber man merkt schon, dass man mit dem Film einen ganz anderen Weg gehen möchte als die Bücher. So hält man sich maximal an die Namen der Figuren.
Die Mythologie des Turmes wird recht schnell in einem Monolog abgehandelt und das ist auch einem als Kinozuschauer viel zu wenig, um zu verstehen, wie wichtig dieser Turm ist. Er ist im Film lediglich ein Schutzwall, der alles zusammenhält und die Dämonen von allem fern hält. Wer ihn erbaut hat, warum er diese Macht hat und warum er nur durch eine bestimmte Weise zerstört werden kann, wird nie geklärt.
So ist es leider auch mit dem "Mann in Schwarz". Es wird lediglich gesagt, er sei ein Zauberer. Die Buchleser wissen aber, dass er viel viel mehr ist. So taucht er in verschiedenen Formen in anderen Romanen von Stephen King auf. Leider lässt man dem Charakter diese Zeit nicht. Hier ist er nur ein Gegenspieler, der den Turm zerstören möchte. Seine Motivation ist auch recht flach und wird nicht näher geklärt.
"Du kannst, dass was kommt nicht aufhalten. Der Tod gewinnt immer!"
Idris Elba und Matthew McConaughy machen beide ihre Sache wirklich gut und funktionieren auch. Der Revolvermann Roland ist hart aber gleichzeitig zeigt er Gefühle und Zeichen von Verletzlichkeit. Ebenfalls wirkt der "Mann in Schwarz" sehr einschüchternd und bedrohlich. Beide Schauspieler machen sehr viel aus ihren Charakteren und sind Pluspunkte für den Film.
Leider wird eben wenig zum "Mann in Schwarz" gesagt und seine Hintergründe sucht man vergebens. Den Hass der beiden aufeinander kann man nachvollziehen und ebenfalls, warum sie Todfeinde sind. Aber auch hier kann ich jeden Fan der Bücher verstehen, der sagt, dass es definitiv zu wenig Geschichte um die beiden gibt. Hier wurden zwei Charaktere schnell für einen Film entwickelt und das bemerkt man leider, trotz großer Anstrengungen der Darsteller.
Jake Chambers wird von Tom Taylor gespielt und soll eigentlich die Hauptfigur im Film sein. So entspinnt sich die Geschichte um seine Person. Doch auch hier merkt man, dass das nicht ganz ausgearbeitet war. Man kann sich oft nicht entscheiden, ob Roland oder doch eher Jake die Hauptfigur ist. So könnte man meinen, dass in der ersten Hälfte Jake im Vordergrund steht und dann Roland. Allerdings macht Taylor nicht so einen schlechten Job, wie ihm viele Kritiker andichten. Die Chemie zwischen Jake und Roland ist da, wenn sie auch oft mehr von Elbas gutem Spiel herrührt. Taylor gibt sich aber Mühe. Hassenswert ist der kleine Jake auf keinen Fall.
Der Rest des Casts besteht nur noch aus kleineren Nebenfiguren, wovon vielleicht Jakes Eltern noch die meiste Aufmerksamkeit bekommen haben. Auch eine Seherin, gespielt von Claudia Kim, bekommt etwas mehr Leinwandzeit. Die meisten sind allerdings nur Kanonenfutter und keiner liegt einem wirklich am Herzen.
"Ich töte mit meinem Herzen!"
Die Effekte gehen in Ordnung und der Soundtrack ist vertretbar, aber auch nichts besonderes, was einem im Ohr bleibt. Die Darstellung von Elba als Roland, hat mir schon gefallen und ich finde es schade, dass wir wohl nicht mehr davon sehen werden. Die Welt an sich war leider nicht so interessant, wie ich es aus einigen der Bücher gekannt hatte. So schien mich der Anfang des Films an den Band "Wolfsmond" zu erinnern. Doch dort wurde es viel mehr in Richtung eines Western beschrieben. Hier zeigt man eine trostlose Welt, die man so schon tausendmal gesehen hat. Nicht schlecht, aber auch nicht besonders.
Der Trailer zeigt viel Action. Im Film selber ist davon aber gar nicht so viel zu sehen. Es gibt zwischendrin mal ein, zwei Szenen und dann nochmal am Schluss – aber ansonsten ist es ein langer Fussmarsch. Ich musste hierbei auch oft gähnen, was schon mal das erste negative Zeichen ist.
Es gibt überall kleine Längen, weil eben teilweise nicht viel passiert, sondern die Protagonisten mehr Zeit damit verbringen, irgendwo hinzugehen. Dies wird zumindest durch die vergleichsweise kurze Filmdauer von knapp über 90 Minuten ausgeglichen. Die Geschichte ist abgeschlossen, aber leider nicht gut erzählt wird und auch teilweise langweilig ist.
Ich verstehe jeden Fan der Bücher, der erzürnt über diese Adaption ist. Man hat hier wieder ein perfektes Beispiel dafür, dass Hollywood, nur um etwas vom Kuchen abzubekommen, unbedingt aus solch großen und geliebten Vorlagen Filme oder gleich ganze Franchises prodzuieren will. Aber wie so oft ist dies meist schlecht umgesetzt.
Die Adaption hatte sehr lange gebraucht, um überhaupt aus den Startlöchern zu kommen. J.J. Abrahams sprang ab und Ron Howard wechselte vom Regiestuhl in die Produzentenrolle. Vielfach wurde argumentiert, dass die Romanreihe einfach nicht verfilmbar sei. So wie sie hier umgesetzt wurde, ist dies auch richtig. Ich glaube aber, dass man mit mehr Zeit, dem richtigen Regisseur und Herz dahinter, eine so komplexe Serie durchaus in einen Filmfranchise umwandeln könnte, der sowohl die Herzen der Fans als auch der normaler Kinobesucher erfreut.
Fazit
"Der Dunkle Turm" ist leider ein eher unterdurchschnittlicher Film geworden. Trotz großer Leistungen von Idris Elba und Matthew McConaughy können sie das teilweise langweilige Drehbuch nicht übertünchen. Zu wenig werden die Hintergründe der Charaktere, des Turmes und der Welt im allgemeinen beleuchtet.
Als reinen Abenteuerfilm, wenn mal nix anderes im TV läuft, kann man sich diesen anschauen. Aber das will man als Fan der Buchreihe nicht hören und schon gar nicht dafür Geld für das Kinoticket bezahlen. Auch für den normalen Kinogänger gibt es momentan bessere Filme zu sehen. Leider keine Empfehlung für das Kino. Wartet, bis er im TV kommt oder auf DVD verfügbar ist.