Die erste Runde des DC Todeskommandos lief unter David Ayer zwar finanziell gut, aber inhaltlich eher unbefriedigend. Daher musste eine Art Reboot her und jemand anderes in den Regiestuhl.
Diese Position nahm sich James Gunn, der bereits bei Marvel mit den Guardians of the Galaxy bewiesen hat eine Gruppe an Helden liebenswert zu machen.
Eine Menge Charaktere
Amanda Waller schickt ihr Team aus Kanonenfutterschurken nach Corto Maltese, um eine Basis zu infiltrieren, die am geheimen Projekt Starfish arbeiten. Doch so einfach wird das nicht, da die Insel erst einen kürzlichen Militärputsch erlebte und somit in höchster Alarmbereitschaft ist. Dann geht auch noch was schief und die Squad muss einige seiner Mitglieder retten, bevor sie sich mit der Infiltrierung befassen können.
Man kann James Gunn nicht vorwerfen, dass er keine Ahnung hat, wie er Ensemble-Filme gestalten sollte. Das kann der Mann einfach. Hat dies bereits bei den Guardians of the Galaxy geklappt, die vorher bei der breiten Masse recht unbekannt waren, fällt das hier noch mehr auf.
Na gut, es gibt wieder Harley Quinn, Rick Flag und Captain Boomerang. Vielleicht hat man mal was von King Shark gehört und schaut man die Flash-Serie, kennt man noch aus der vierten Staffel den Thinker.
Ansonsten sind hier fast nur unbekannte Figuren der X-Riege an Schurken dabei. Trotzdem haben einige wirklich was auf dem Kasten. Bloodsport (Idris Elba) hat z.B. Superman mit einer Kryptonit-Kugel fast getötet. Insofern gibt es hier durchaus coole Charaktere.
Gunn versteht auch, wie er die Stärken und Schwächen der einzelnen Charaktere ausspielen soll. Fast jeder bekommt einen persönlichen Moment und kann glänzen. Natürlich stechen einige mehr und andere weniger hervor. Allerdings haut Gunn auch gleich zu Beginn ein fettes "Fuck You!" in das Gesicht der Zuschauer und überrascht auf ganzer Linie.
Ebenso schmeißt er auch immer wieder kleine Überraschungen und Konsequenzen innerhalb des Filmes hinein. Bei einigen Sachen dachte ich: Ja genau! Endlich macht das mal jemand und erspart unnötig Stress!
Sowas ist erfrischend.
Ich will's blutig
The Suicide Squad reizt das R-Rating voll aus. Es werden Köpfe abgetrennt, Leute auseinandergerissen, Menschen zum Platzen gebracht.
Natürlich ist das fast nur CGI-Gespratze, aber das hat bei dem Ayer Suicide Squad definitiv gefehlt und ist hier eine deutliche Verbesserung. Bei diesen Charakteren ist die Gewalt auch sehr comichaft und nicht ernstzunehmen. Wenn man es vergleichen möchte, sei hier Deadpool genannt. Leider funktioniert dann auch nicht jeder Witz in Verbindung mit der Gewalt.
Zu der neuen blutigeren Action kommt dann auch das Fluchen dazu, dass den Charakteren soviel mehr Freiheit beim Reden gibt. Wenn Elbas Charakter mit Cenas Figur Schwanzvergleiche führt und sie in bester Manier das Fuck-Wort ausreizen, macht das sehr viel Freude.
Apropos Cena. John Cena hat erst kürzlich mit Fast & Furious 9 einen absoluten Blockbuster ins Kino gedonnert. Dort war er mir aber zu steif und konnte schauspielerisch kaum glänzen, trotz des abgedrehten Franchises.
Bei The Suicide Squad hat er wieder eine Rolle mit Peacemaker gefunden, die super zu seiner Entertainment-Erfahrung aus der WWE-Zeit passt. Der Mann hat richtig Spaß dieses überkorrekte Arschloch zu spielen, der denkt, er sei der geilste Weltenverbesserer, den es hier gibt.
Die Wortgefechte mit Bloodsport machen soviel Spaß und mausern sich später in Verbindung mit Joel Kinnamans Figur (Rick Flag) zu einer dreier Männerfreundschaft heran.
Das schurkige Dutzend
Generell kann man sagen, dass jeder beim Dreh offensichtlich Spaß hatte. Es wirkt nie gezwungen oder gewollt. Viele kurze humorvolle Einlagen zwischen den Figuren kommen improvisiert und natürlich rüber. Das macht beim Zusehen Spaß.
Die Charaktere haben sich auch weiterentwickelt. Harley Quinn hat die toxische Beziehung mit Joker überstanden und ihre Lehren daraus gezogen. Rick Flag wirkt weniger steif als noch in Ayers Version – und wer denkt, Bloodsport ist halt nur der simple Ersatz für Will Smiths Deadshot, der täuscht sich gewaltig.
Ebenso wenig ist King Shark nicht nur das andere Monster im Squad, das nun für Killer Croc herhalten muss. Jeder hat eine Persönlichkeit, die besser zusammenpasst als beim 2016er Suicide Squad. Nebenbei verarschen sich die Charaktere für ihr Dasein selber.
Dann gibt es Figuren, die einem ans Herz wachsen wie Rat Catcher 2 (Daniela Melchior) und der Polka-Dot Man (David Dastmalchian), der überall nur seine Mutter sieht.
Wo man meckern kann, ist die Länge des Filmes. Mit 132 Minuten wird es gerade zum Schluss schon etwas anstrengend. Der Film hätte gut und gerne in zwei Filme geteilt werden können. Gerade, wenn man die Handlungsstränge betrachtet. Das Finale ist dann auch gefühlt eine Stunde Dauergeballer mit zusätzlichen Explosionen. Das kann zu viel sein, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.
Wer Fast & Furious-Action oder Michael Bay-Dauerfeuer gewohnt ist, hat hier keine Probleme. Ebenso kann man sich als Comicfan an einigen Entscheidungen von James Gunn stören.
Ist aber alles Meckern auf hohem Niveau. Dieser Film ist deutlich besser als Ayers Film und einer der besseren DCEU Filme. Er macht Spaß und unterhält mit seinen verschiedenen Figuren. Die 70er Jahre Kriegsfilm-Thematik ergänzt dann das eh schon recht runde Schauerlebnis.
Fazit
Warum denn nicht gleich so? James Gunn hat mal wieder bewiesen, dass er verschiedene Charaktere zusammenbringen kann und damit einen sehr unterhaltsamen Film schafft.
Es gibt Blut und Gekrösel. Guten Humor bei dem zwar nicht jeder Lacher funktioniert, aber das Gesamtpaket stimmt. Interessante Figuren, die zusammen sehr gut funktionieren. Motiviertes Schauspiel und eine Menge zu sehen.
Der Film geht zwar etwas lang und hat ein sehr ausgedehntes actiongeladenes Finale, das anstrengend werden könnte.
Trotzdem einer der besseren, wenn nicht sogar der beste DCEU-Film bisher. Hier funktioniert die Squad-Dynamik der Schurkenbande einfach und man schaut gerne dabei zu, wie sie fluchen, töten und über sich selbst hinaus wachsen.
Dafür definitiv ins Kino und zwar mit Anlauf.