Mit Ach du Scheisse! feiert Regisseur Lukas Rinker sein Spielfilmdebüt und lässt Architekt Frank in einem Dixie-Klo um sein Überleben kämpfen. Dabei gibt es innerhalb dieses Kammerspiels jede Menge Spaß, widerliche Szenen und ein Rätsel zu lösen.
Kann man hier nicht mal in Ruhe kacken!
Architekt Frank wacht verletzt in einem Dixie-Klo auf. Er kann sich nicht mehr so richtig erinnern, wie er hier hergekommen ist, warum das Klo scheinbar umgekippt wurde und wieso eigentlich sein Arm von einem Baustahl Stab durchbohrt ist?
Frank weiß nur, er muss hier raus, denn zu dem offensichtlichen Problem der Verletzungen kommt hinzu, dass unmittelbar beim Klo eine Sprengung stattfinden soll. Langsam fängt es Frank an zu dämmern, als er die Stimme des Bauherrns Horst Wolff hört. Nun muss er schnell einen Weg aus dem Dixie finden, wobei er nur das zur Verfügung hat, was sich im Klo befindet...
Da soll mal noch jemand behaupten, deutsches Kino hätte nix zu bieten. Ach du Scheisse! ist eine kleine Genreperle, die viel Liebe und Mut zur Übertreibung besitzt. Die Idee aus einem Dixie-Klo einen kleinen Escape Room zu machen, hält einen den gesamten Film über bei der Stange.
Immer wieder lässt sich der Film etwas einfallen, um Frank vor neue Probleme zu stellen oder aber die Hintergründe zusammen zu puzzeln. Dabei spielt eben wirklich alles in dem Dixie Klo. Es gibt hier und da mal kleine Einstellungen nach außen, aber eben immer aus Sicht von Frank.
Dadurch kann Regisseur Lukas Rinker vollkommen freidrehen und auch mal harte, blutige und vor allem eklige Szenen bringen, die beim Hinsehen zusammenzucken lassen. Gleichzeitig bleibt Protagonist Frank auch schön geerdet und wächst nicht zum Überhelden heran.
Die Scheisse beginnt zu dampfen
Frank-Darsteller Thomas Niehaus kennt man aus einigen deutschen Produktionen. Hier darf er als Hauptdarsteller zeigen, was in ihm steckt. Frank wirkt als Figur sympathisch und doch eben typisch normal. Als Architekt ist er mit seinem Job verheiratet – ganz zum Unmut seiner Freundin Marie. Er unterstützt seinen Freund und Bauherren Horst Wolff und versucht mit dem aktuellen Auftrag Karriere zu machen.
Olga von Luckwald spielt Marie, die mit Frank in einer Beziehung ist und langsam mal den nächsten Schritt gehen will. Marie wird zu Beginn nur über Handy präsentiert und taucht später bei der Sprengungsfeier auf.
Bis auf ein, zwei Szenen hören wir fast nur von Olga von Luckwald. Dadurch kommt eine gewisse Herausforderung auf die Darstellerin hinzu, ihre Figur gut zu präsentieren. Das gelingt ihr allerdings und Marie wird zu einem Charakter, um den man sich als Zuschauer sorgt.
Der prominenteste Schauspieler ist Gedeon Burkhard als Horst Wolff. Burkhard kennt man vor allem aus den Serien Kommissar Rex und Alarm für Cobra 11. Bereits in Plan B - Keine Zeit für Plan A zeigte er, dass er in deutschen Genrefilmen einen guten Platz einnehmen kann. Als Horst Wolff ist er ein schöner bayrischer Schleimbolzen, der schon von Minute Eins an unsympathisch wirkt. Burkhard spielt das wirklich großartig.
Friederike Kempter taucht noch als Dörte Grün auf – der Name ist Programm – und hat auch zum Schluss noch eine coole Szene. Ansonsten bleibt der Cast klein, was aber sehr schön zu dem Kammerspiel passt.
Kein Griff ins Klo
Die Effekte sind eine Mischung aus handgemacht und unterstützendem CGI. Dadurch ist der Film stellenweise schön blutig und splattrig. Allerdings wird er auch nie zu eklig, obwohl man meinen könnte, dass bei dem Titel mit Fäkalien um sich geschmissen wird. Einen Cyst ist hier nicht zu erwarten, wofür ich auch dankbar bin.
Besonders hervorheben möchte ich noch einmal den Einfallsreichtum, was Frank alles zum Befreien nutzen muss. Von einem Aktenkoffer mit Büroutensilien bis hin zum Seifenspender nutzt man alles, was im Klo zu finden ist. Daher kommt das Escape Room Feeling wirklich gut auf.
Natürlich ist aber auch schnell klar, wer hinter allem steckt. Einzig das "Wieso jetzt genau?" bleibt dann nochmal spannend und birgt ein paar zusätzliche Momente.
Ebenfalls wird mit Humor nicht gegeizt. Ach du Scheisse! ist jetzt kein Schenkelklopfer, bietet aber immer wieder lustige Momente, die auch aufgrund der Situation zu Komik führen.
Außerdem kann ein Film schlecht sein, der "Ohne Dich" von der Münchener Freiheit stylisch wirken lässt? Ich glaube nicht!
Fazit
Das Langzeit-Filmdebüt von Regisseur Lukas Rinker wirklich gut gelungen. Der Film ist kurzweilig, bietet eine tolle Escape Room-Stimmung und hat ordentlich blutigen Spaß im Gepäck.
Frank ist eine Person, in die man sich als Zuschauer hineinversetzen kann, da er sehr bodenständig präsentiert wird. Bauherr Horst Wolff wiederum ist ein schöner Schleimbeutel, der von Beginn an hassenswert ist. Auch Marie als Franks Freundin wächst einem als Zuschauer ans Herz. Die Darsteller machen aus der wenigen Präsenz, die sie zur Verfügung haben, sehr viel.
Die Effekte sind handgemacht und werden mit etwas CGI unterstützt. So gibt es viele Szenen, die beim Zuschauen richtig weh tun und sehr oft wünscht man sich endlich die Tetanus Impfung. Trotzdem wird der Film nie richtig eklig, was wiederum ein Pluspunkt ist.
Ach du Scheisse! ist eine kleine Genreperle, die man definitiv nennen muss, wenn wieder behauptet wird, es gäbe kein gutes deutsches Kino.
Absolute Empfehlung und der Knaller auf jedem Filmabend.