Kenneth Branagh schlüpft wieder in die Rolle von Meisterdetektiv Hercule Poirot und löst den Tod auf dem Nil. Dabei gibt es ein ordentliches Staraufgebot und mit Ägypten eine schöne Location.
CGI ist tödlich
Detektiv Hercule Poirot wird aus seiner Urlaubsreise in Ägypten gerissen, als sein langjähriger Freund Bouc ihn zur Hochzeitsgesellschaft von Ridgeway und Doyle einlädt. Das ist auch gut, da Mrs. Ridgeway-Doyle Angst um ihr Leben und das ihres Mannes hat.
Die Ex-Freundin ihres Mannes folgt dem jungen Paar überall hin. Eine Schiffsfahrt auf dem Nil ist der letzte Ausweg. Doch auch hier schleicht sich die eifersüchtige Ex-Flamme ein. Als dann eines morgens Mrs. Ridgeway-Doyle tot aufgefunden wird, muss Poirot widerwillig seiner Berufung nachkommen.
Der Tod auf dem Nil ist ein Klassiker in Agatha Christies Kanon und bekam bereits 1978 eine bekannte filmische Umsetzung mit Peter Ustinov als Hercule Poirot. Dies hier ist nun der direkte Nachfolger des 2017er Remakes Mord im Orient Express.
Kenneth Branagh führte schon damals Regie und spielte die Titelrolle. Man bemerkte, dass ihm die Rolle des Hercule Poirot sichtlich Spaß machte. Das ist auch hier der Fall. Sofort zieht einen der Charme des Detektiven hinein.
Dabei versucht man zu Beginn noch einen neuen weiteren Ansatz. Der Film beginnt mit einer Rückblende zu Poirots Kriegserlebnissen und dem Grund, warum er so einen ausgefallenen Schnauzbart trägt. Leider beschäftigt man sich im späteren Verlauf des Filmes weniger mit Poirots Vergangenheit, sondern konzentriert sich mehr auf die anderen Figuren und die Auflösung des Falls.
Besonders fällt da der zu hohe Einsatz an CGI auf. Fast keines der Settings ist echt. An sich nicht schlimm, wenn es nicht so oft so leicht erkennbar wäre. Bereits nach ein paar Minuten im Film steht jemand vor ganz schlecht eingefügten Pyramiden. Das holt einen als Zuschauer raus.
Einfache Lösung
Trotzdem gefiel mir das Ägypten-Setting sehr. Die Reise auf dem Nil ist toll inszeniert, obwohl es ausschließlich CGI ist. Das mochte ich gegenüber dem ersten Teil. Allerdings ist bei Mord im Orient Express der eigentliche Fall interessanter.
Der Mord passiert hier recht spät und wird dann auch relativ schnell aufgeklärt, gerade wenn man vergleicht, wie lange der Aufbau bis hierhin dauert. Ebenfalls ist die Lösung auch die offensichlichste von allen und birgt so wenig Spannung. Es gibt natürlich Umwege und die Filmemacher geben ihr bestes uns davon abzulenken, aber am Ende ist man trotzdem etwas angesäuert, da die anfängliche Vermutung eben richtig ist.
Der Mordfall soll auch nur der Höhepunkt sein, da es hier mehr um die Figuren und ihre Beziehungen an sich geht. Das große Thema des Filmes ist die Liebe. Was die Liebe alles ertragen muss, wofür es sich zu kämpfen lohnt und was man mit ihr verlieren kann.
Kein schlechter Ansatz und somit kam bei mir auch keine Langeweile auf, da ich gespannt den Figuren zuschaute, wie sie miteinander interagierten. Dabei gibt es auch die eine oder andere komische Szene, die hauptsächlich aus Poirots Charme hervorgeht.
Die Darsteller machen ihre Sache allesamt gut. Gal Gadot als Linnet Ridgeway-Doyle ist eine starke Frau, die scheinbar ein wenig blind vor Liebe wird. Armie Hammer gibt den liebestrunkenen Ehemann und Emma Mackey die ihm verfallene Ex-Freundin.
Niemand spielt hier durchschnittlich oder mies, sondern auf einem hohem Niveau. Das war bei Mord im Orient Express schon der Fall. Daher bekommt man hier gute Unterhaltung für die gesamte Laufzeit. Für Spannung wird auch immer mal wieder mit kleinen Höhepunkten gesorgt.
Fazit
Kurz gesagt, wer Mord im Orient Express mochte, wird auch Tod auf dem Nil mögen. Der Krimifall ist etwas einfacher aufgelöst und besitzt nicht mehr die überraschende Wucht des Vorgängers. Allerdings dreht sich der Film noch mehr um die Figuren und ihre Beziehung untereinander als es der Vorgänger tat.
Kenneth Branagh überzeugt wieder in der Rolle als Hercule Poirot und wird tatkräftig von allen Darstellern sehr gut unterstützt. Dadurch kommt im Film auch keine Langeweile auf, da man dem Schauspiel gerne zusieht.
Abstriche muss man generell bei den landschaftlichen Kulissen machen, die allesamt aus dem Computer kommen. Kaum etwas ist nicht CGI und das ist schade. Wer sich daran stört, den wird das immer wieder rausreißen. Ich konnte mich damit arrangieren. Ansonsten ist Ägypten ein tolles Setting und die Amtosphäre trägt toll zum Film bei.
Ein sehr unterhaltsamer Krimi, der durchaus sehenswert ist - auch wenn die Auflösung schnell erratbar ist.