Es war der Hit für Netflix am Anfang der Pandemie: Tiger King. Die True Crime Dokumentation um den Zoo- und Wildkatzenbesitzer schlug ein wie eine Bombe. Nun gibt es die zweite Staffel mit 5 Folgen und soll die Nachwirkungen des Erfolgs der Dokumentation aufzeigen.
Joe Exotic sitzt im Gefängnis und seine Kontrahenten und Ex-Mitarbeiter laben sich an der neugewonnenen Prominenz. Doch viele Fragen sind noch offen, die nun aufgeklärt werden sollen.
Reiche Asis
Die erste Staffel erzählt vom Aufstieg und Fall des Joe Exotic. Dabei wird genau gezeigt, was für teilweise kriminelle Machenschaften in einer reinen Zoohaltung mit dem Hauptaugenmerk auf Wildkatzen herrschen. Viel schlimmer ist es dann zu sehen, wie zu Beginn der zweiten Staffel diese Zoos der Konkurrenz nach wie vor boomen.
Was man generell neben Verwunderung spürt, ist der Hass auf dieses ganze System und die Menschen, die sich damit identifizieren. Joe hat seine Strafe in der ersten Staffel bekommen, aber zu viele der anderen Beteiligten oder Konkurrenten sind gut davongekommen.
Daher zeigt die erste Folge auch gleich, wie es allen ergangen ist, seitdem die Dokumentation so durch die Decke geschossen ist. Jeff Lowe und seine Frau besitzen Joes Zoo und verdienen sich dumm und dämlich. Carole Baskin bekommt weiterhin Morddrohungen, versucht allerdings Joe nach wie vor zu schaden. Joes Ehemann Dillon lebt sein bestes Leben in Saus und Braus und Ex-Ehemann John Finlay hat sich seine Zähne machen lassen.
Ebenfalls hat sich eine Bewegung gegründet, die Joe durch den (zu der Zeit noch) US-Präsidenten Trump begnadigen lassen wollen. Vieles verläuft im Sand. Die Hoffnung auf Begnadigung stirbt mit dem Wahlausgang 2020. Dillon ist irgendwann von Joe geschieden und hat einen neuen Freund. Ein paar Geschichten werden dann aber doch noch weitergeführt und führen auch zu einem befriedigenden Ende.
Denkt doch einer mal an die Tiere!
Die Tiere sind zwar immer Dreh- und Angelpunkt, aber letzten Endes geht es lange Zeit kaum um deren Wohlbefinden. Eine Sprecherin von PETA wird in der ersten Folge gezeigt und spricht auch über das Wohl der Tiere, doch dann wird das erstmal alles in den Hintergrund geschoben.
Stattdessen wird eine komplette Folge dem verschollenen und womöglich totem Ehemann von Carole Baskin gewidmet. Das ist schon spannend, keine Frage. Jedoch verliert sich das alles im Belanglosen, da man nach der Folge genau so schlau ist wie vorher. Aufgelöst wird nichts. Don Lewis bleibt verschollen und viele Möglichkeiten werden in Betracht gezogen.
Genugtuung gibt es dann aber bei den reichen Rednecks Jeff Lowe und Tim Stark. Diese müssen sich nämlich nun auch den Konsequenzen ihrer Handlungen stellen. Gerade der Tim Stark-Handlungsbogen ist ein Highlight der fünf Folgen.
Es gibt auch ein bisschen Reue einiger Charaktere, die sogar entscheidend für Joes Verurteilung sind. Natürlich passieren auch wieder eine Menge quatschiger Sachen. Die Töchter von Don Lewis engagieren neben einem richtigen Anwalt einen Typen, der sich Ripper nennt und ein Internet-Detektiv ist. Er sagt sogar selber von sich, dass er keinerlei rechtliche Ausbildung hat, aber der Wahrheit auf die Spur kommt.
Absurd wird's dann auch, wenn noch ein Medium engagiert wird, der den Mord an Don spührt und vor seinem geistigen Auge sieht. Erst recht spät geht es dann auch nochmal um die Zustände und das Wohl der Tiere. PETA und die amerikanischen Gerichte setzen sich dann doch mal noch dafür ein, dass die Tiere und Wildkatzen in artgerechte Habitate kommen.
Das gibt einen schönen Ausklang und ein wenig Hoffnung, dass diese reichen Rednecks doch für alles zahlen müssen.
Fazit
Mit fünf frischen Folgen wird die Geschichte um die kleinkriminellen Zoobesitzer weitererzählt. In seinen besten Momenten werden spannende True-Crime-Geschichten präsentiert, in den schlechtesten sorgt Füllmaterial, das ins Nichts führt für Langeweile.
Joe Exotic liebt die Aufmerksamkeit und hat zu allem etwas zu sagen. Jeff Lowe und Tim Stark bekommen ihre Strafe und eine Carole Baskin bleibt nach wie vor eine sehr umstrittene Person. Alles in allem geht es genauso irre weiter, wie die letzte Staffel aufgehört hat.
Ob man das gebraucht hätte? Bei einigen Geschichten ist es schön zu sehen, dass es doch noch Gerechtigkeit gibt. Andere Erzählstränge kann man getrost skippen. Für die kurze Unterhaltung und für Leute, die eben die Nachwirkungen wissen wollen, eignet es sich aber gut.