MEINUNG
Zarte Gemüter sollten wohlmöglich einen riesigen Bogen um den nun folgenden Titel machen oder ein Stoßgebet in Richtung Himmel aussenden... denn hierfür braucht ihr einen starken Magen und noch stärkere Nerven.
Starving Anonymous macht keine halben Sachen und geht schon nach wenigen Seiten in die Vollen. Hier wird gemordet, vergewaltigt und gesplattert was das Zeug hält.
Ja, das klingt nach vieler stumpfer Gewalt, doch es gibt tatsächlich so etwas wie eine Story dahinter.
Nach der Idee von Kengo Mizutani versuchen Yuu Kuraishi und Kazu Inhabe eine aufbrausende und mitreißende Handlung auszuarbeiten. Dabei entwickeln sie aber vor allem einen grotesken Schockmoment nach dem anderen.
Wer hier also eine Horror-Achterbahn erwartet, der wird zumindest in großen Teilen nicht enttäuscht. Blut, Gedärme und was sonst noch so dazugehört, wird hier frisch und gegen jeglichen Willen aufgetischt. Vielleicht gegen den Willen der Leser, die so eine Schlachtplatte nicht gewohnt sind.
Dass diese Art der Erzählung auch ihren Preis hat, wird im ersten von insgesamt sieben Bänden schnell deutlich. Wirklich viel erfahren wir über unsere Hauptfiguren nämlich nicht. Ie bleibt eher blass zurück und macht auch schnell Platz für zwei andere Charaktere, die deutlich interessanter geschrieben sind. Dieser Trend zieht sich übrigens auch durch den zweiten Band und wird sogar noch verstärkt.
Starving Anonymous liest sich in vielen Teilen wie eine alptraumhafte Neuinterpretation von The Promised Neverland, ohne dabei dessen Qualität und Atmosphäre zu erreichen.
Dennoch besitzt das Projekt seinen ganz eigenen Reiz und das spiegelt sich auch in dem Erfolg. Starving Anonymous kommt in Japan auf mehr als vier Millionen verkaufte Exemplare und erhielt dort kürzlich erst eine Fortsetzung.
Ob diese auch zu uns kommt, ist mit großer Sicherheit von den deutschen Käufern abhängig – und natürlich auch von Egmont. Also Daumen drücken.