Dunkle Vergangenheit
Beacon. Eine psychologische Heilanstalt für Verrückte und Ausgestoßene wurde zu dem schlimmsten Ort, an dem ich jemals war. Zumindest dachte ich das bis zuletzt. Damals war ich gefangen in den Gedanken eines Wahnsinnigen und ich überlebte mit knapper Not. Heute durchlebe ich einen neuen Alptraum. Es ist irgendwie anders, größer als damals. Statt vor unzähligen Räumen in der Anstalt fürchte ich mich nun davor, mein sicheres Lager zu verlassen. Fürchte mich vor jeder Hausecke und jedem Geräusch. Doch ich muss da raus! Lilly lebt. Sie ist am Leben und sie ist hier.
Das Schloss der Tür fällt hinter mir ein und ich mag nur ahnen, was mich gleich erwarten wird. Schnell habe ich meine Zuflucht verlassen. Mich überkommt ein mulmiges Gefühl. Alles ist ruhig. Gegenüber ist eine Art kleines Bürogebäude mit dunklen Fenstern, direkt daneben steht eine kleine Kirche. Gott? Nein, hier bestimmt nicht! Ich blicke die Straße herab und erkenne noch mehr Häuser. Weiter die Straße hinab sehe ich ein Straßensperrung - und...Sie. Diese seltsamen Kreaturen. Ein Gefühl der Panik steigt in mir auf, ich rede mir ein, ruhig zu bleiben. Ich muss Ruhe bewahren! Solange sie mich nicht sehen oder hören, bin ich sicher. Vorerst.
Kein Ausweg
Der Hinterhof ist dunkel und an vielen Stellen von hohem Gestrüpp überwachsen. Ein Laterne spendet spärliches Licht und für einen kleinen Moment kann ich es sehen. Ein Gestalt huscht vorüber und verschwindet hinter der nächsten Hauswand. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. In meiner Pistole sind nur noch drei Schuss Munition. Wenn ich nicht bald an eine Werkbank komme, wird mir nur noch mein Messer zur Verteidigung bleiben - und das kein wirklich guter Schutz gegen diese Dinger. Ich bewege mich langsam vorwärts und achte darauf, dem Licht fernzubleiben. Ein Schlurfen rechts von mir - das Ding von eben ist immer noch da. Ich muss an ihm vorbeikommen. Leise und unauffällig.
Mein Herz schlägt immer schneller und ich fürchte mich schon davor, das es laut genug ist, damit dieses Mistvieh mich hören kann. Keine tolle Vorstellung. Dann sehe ich es an der Hauswand stehen. Groß, wie ein ausgewachsener Mann steht es einfach da und ich höre sein schweres Atmen. Es wirkt benommen, trotzdem steht es auf beiden Beinen. Was sind das bloß für Dinger? Ich darf nicht weiter Zeit verschwenden. Lilly wartet auf mich. Ein anderer Weg, nicht hier entlang. Vorsichtig schreite ich auf der anderen Seite des Hauses vorbei. Das seltsame Wesen ist nicht mehr zuhören. Sicherheit, für einen kurzen Moment.
Der wahre Alptraum
Plötzlich ist er da. Der Schmerz. In meinen Kopf wird von jetzt auf gleich alles weiß und ich verliere für den Bruchteil einer Sekunde meine Besinnung. Der Schmerz verschwindet so schnell wie er gekommen ist. Was war das? Lange Zeit zum Überlegen bleibt mir nicht. Ich bemerke die Veränderung sofort. Nicht ich habe mich verändert, sondern meine Umgebung. Meterdicker Nebel umgibt mich. Ich kann kaum zwei Meter weit sehen. Alles wirkt fremd, verzerrt, und doch stehe ich an der selben Stelle wie zuvor. Wie kann so schnell Nebel aufziehen? Ich sehe die Hauswand rechts neben mir und bewege mich darauf zu, stütze mich mit einer Hand dagegen und greife mit der anderen zu meiner Pistole. Ich will vorbereitet sein. Schritt für Schritt setze ich meinen eingeschlagenen Weg fort. Nach einigen Meter bleibe ich stehen. Ich höre etwas.
Erst war es ganz leise und subtil, fast nicht wahrnehmbar. Jemand singt. Eine Frau, kein Zweifel. Keine Verse sind zuhören. Nur einfaches La La. Immer und immer wieder. Es wird deutlicher, es kommt näher. Meine Beine sind wie festgefroren. Ich blicke auf eine undurchsichtige Nebelwand und spüre, wie der Gesang sich nähert. Wer singt da? Und will ich das überhaupt wissen? Ich muss mich bewegen, doch die Angst übermannt mich. Ich kann nicht weg. Dann sehe ich einen Umriss. Eine Gestalt wird langsam sichtbar und das Blut in meinen Adern gefriert endgültig. Das ist keine Frau. Ihre Bewegungen sind von unnatürlicher Form. Es wirkt so, als würde sie schweben und in der Tat, das tut sie. Sie schwebt mir langsam entgegen. Immer deutlicher kann ich das Grauen erkennen, das dort auf mich zukommt. Nur noch einen kurzen Augenblick und dann sieht sie mich. Das ist mein Ende. Ich weiß es, denn sie beginnt zu schreien…