M. Night Shyamalan ist für Geschichten bekannt, die mit einem großen Twist enden und den Zuschauer völlig überrascht zurücklassen. Allerdings auch für verwirrende Drehbücher, unausgereifte Dialoge und nicht immer ganz so runde Filmen. Mit OLD nimmt sich Shyamalan eine französische Graphic Novel als Vorlage und erzählt eine Geschichte über das Älterwerden. Das kann nämlich nicht aufgehalten werden.
Sommerurlaub unter Palmen
Die Familie Cappa verbringt ihren Urlaub in einem Resort, das wie aus dem Bilderbuch zu stammen scheint. Es ist sonnig, der Service ist umwerfend und die Aussicht auf die Strände wunderschön. Doch der Hotel Manager hat eine bessere Idee und empfiehlt der Familie einen geheimen abgelegenen Strand, wo garantiert keine Touristen sind.
Begleitet wird die Familie von einer weiteren, die Entspannung und Rückzug suchen. Am Strand angekommen bemerken alle schnell, dass die idyllische Schönheit trügerisch ist und ihre Lebenszeit sich schnell verkürzt.
Über OLD darf man gar nicht so viel erzählen. Das ist schon immer das Besondere an M. Night Shyamalans Filmen gewesen. Am besten so uninformiert wie möglich reingehen und auf sich wirken lassen. So tat ich es auch hier. Eigentlich mag ich den Regisseur für seine Arbeiten nicht besonders.
Er hat gute Grundideen aber an der Ausführung hapert es. Für OLD muss ich da aber mal eine Lanze brechen. Denn bei einem Shyamalan erwartet man einen Film, der nur auf einen Twist hinarbeitet und das war's.
Hier steckt aber so viel mehr drin, in Untertönen kommt daher eine sehr melancholische Stimmung auf.
Der Kreislauf des Lebens
Inspiriert wurde der Regisseur von der Graphic Novel Sandburg, die er von seinen Töchtern zum Vatertag geschenkt bekommen hat. Dieser Stoff passt perfekt zu Shyamalan, da er viele philosophische Fragen aufwirft und die Charaktere eine wirkliche Entwicklung durchlaufen lässt. Dabei ist die Ausgangssituation ziemlich simpel. Wie die Figuren darauf reagieren und versuchen daraus zu entfliehen, ist spannend gemacht.
Das kann man schon sagen, die größte Langeweile kommt lediglich zu Beginn auf, wenn alle im Resort ankommen. Sobald es Richtung des abgelegenen Strandes geht, bleibt der Film konstant auf mehreren Ebenen spannend.
Die einzelnen Figuren haben natürlich auch eigene Probleme, die thematisiert werden. Diesen Problemen müssen sie sich aber nun schneller stellen und so kommt niemals das übliche "jetzt redet doch mal miteinander"-Gefühl auf. Ebenfalls passt die Herr-der-Fliegen-Situation sehr gut zum Setting.
Nach und nach wird die Gruppe vor neuen Problemen mit dem Älterwerden konfrontiert. Ihre Reaktionen darauf kennen sicherlich der eine oder andere von sich selber. Wirklich spannend ist ebenfalls die Frage, was bei einer Schwangerschaft passiert oder bei einer Krankheit, die immer schlimmer wird. Da die Figuren hier alles schneller erleben, stellt sie das vor immer neue Gefahren.
Die Last des Lebens
Natürlich warten alle auf den Endtwist, weil das ja einen Film von M. Night Shyamalan ausmacht. Hier wiedeum ist er eigentlich gar nicht so wichtig. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass es den Twist nicht mal braucht. Viel interessanter sind die Probleme mit dem Älterwerden oder dem Leben an sich.
Wir alle werden in die Situation kommen, dass unsere Großeltern oder Eltern von uns gehen werden. Wie verhält man sich und wie geht man damit um, wenn es in nur ein paar Augenblicken soweit sein kann? Ist es wert, sein gesamtes Leben auf jemanden böse zu sein wegen eines dummen Streits?
Oder auch wie bewusst man sich seiner Kindheit ist, wenn sie doch bald vorbei sein kann. Diese Themen machen den Film interessanter und heben ihn von Shyamalans früheren Werken ab. Fast könnte man einen Arthouse Film erwarten. Aber eben nur fast.
Denn leider muss dann doch etwas mehr Mainstream mit reingebracht werden. Gerade der Twist spricht für das moderne Kino, denn die Sache dahinter wird schlussendlich mehr in den Vordergrund gerückt, als die Fragen des Lebens. Es gibt auch ein zwei Gruselszenen mit einer netten Hommage an Friedhof der Kuscheltiere.
Leider ist die deutsche Synchronisation furchtbar. Kein Mensch redet so. Auch die Abmischung stimmte nicht ganz. Wenn die Kamera sich im Kreis dreht und der Ton mitlaufen soll, klingt es oft blechernd oder als ob jemand in einer Höhle sitzt. Wenn man den Rezensionen zur Originalfassung glauben darf, sind auch die Dialoge dort nicht die besten. Das beherrscht der Regisseur leider nicht gut.
Allerdings möchte ich das Make Up loben. Der Alterungsprozess hat mir gut gefallen. Es wirkt glaubhaft, wie die Darsteller in ihrer jeweils älteren Version aussehen oder wenn sie Falten bekommen.
Fazit
Es fällt mir ein bisschen schwer, diesen Film für den normalen Kinogänger zu empfehlen. Er hat eine durchaus interessante Grundidee und wirft spannende philosophische Fragen auf. Ebenfalls schwimmt immer eine gewisse Melancholie mit.
Allerdings sind die Dialoge und die deutsche Synchronisation nicht gut und der Endtwist des Filmes zeigt dann doch, dass es ein Film für Hollywood sein soll.
So kann sich der Film nicht so recht entscheiden, ob er mehr Arthouse- oder Mainstream-Kino sein will.
Das ist schade, stünde dem Film der Arthouse-Aspekt besser. Dennoch gefiel mir OLD wesentlich besser als die anderen Filme von Shyamalan.
Er bleibt zumindest durchweg spannend und lässt einen nicht gähnend im Kinostuhl sitzen. Ich würde vorsichtig sagen, für Fans des Regisseurs: Geht ins Kino.
Alle anderen: Wartet auf den Home Release und ihr bekommt einen guten Film für den Abend.