Der letzte Teil der Fear Street-Trilogie führt uns in Jahr 1666 und soll die Geschichte von Sarah Fier erzählen. Einige Fragen müssen noch geklärt und ein Abschluss der Reihe gefunden werden. Das Setting ist nun an Regisseur Robert Eggers The Witch angelehnt und soll erklären, warum der Fluch der Hexe wütet. Ebenso hat nochmal jeder Schauspieler der Reihe einen Auftritt als einer der Dorfbewohner.
Eine tragische Backstory
In der Siedlung Union leben Sarah Fier, ihr kleiner Bruder Henry und ihr Vater George ein friedliches Siedlerleben. Die Jugend vertreibt sich nachts ihr Dasein mit frühzeitlichen Feierlichkeiten, wo der Wollust und der Einnahme von halluzinogenen Beeren gefrönt wird.
Nahe der Siedlung im Wald lebt eine vereinsamte Witwe, die sich scheinbar dem Okkulten verschrieben hat. Als Sarah und ihre Freunde nach Drogen-Beeren bei ihr suchen, stoßen sie auf ein satanisches Buch. Noch bevor sie mehr darin lesen kann, werden die Freunde von der Witwe verjagt.
Noch in derselben Nacht geben sich Sarah und die Pastorstochter Hannah ihrer Liebe hin. Das ist natürlich zu dieser Zeit gar nicht gern gesehen und bedeutet Sünde. Als dann auch noch der Pastor selber durchdreht und alle Kinder im Dorf ermordet, ist klar, dass ein Fluch und Hexerei am Werk sind. Selbstverständlich hat es etwas mit Sarah und Hannah zu tun, die bei ihrem nächtlichen Techtelmechtel beobachtet wurden. Die beiden müssen mit ihrer Sünde den Teufel beschworen haben und Hexen sein.
Wer sich beim Lesen denkt: "Ist das albern..." – der liegt vollkommen richtig. Gerade zum Beginn des dritten Teils der Reihe ist dies offensichtlich und auch insgesamt bietet der Film eine seltsame Mischung an.
In einer Kritik wurde angemerkt, dass man hier scheinbar Highschool Musical ohne Songs mit The Witch kombiniert hat. Das trifft es ganz gut.
Die nächtliche Party wirkt zwar trotz des Settings irgendwie zu modern und mit den Drogen-Beeren auch recht absurd. Die Geschichte um die verbotene Liebe zwischen Sarah und Hannah fand ich allerdings interessant; auch wie damit in dieser Zeit umgegangen wird. Ist natürlich nichts neues, aber das hält einen wenigstens bei der Stange.
Was allerdings zu schnell offensichtlich wird, ist das Sarah nicht die Böse zu sein scheint. Da hätte man dann doch länger die Überraschungsschiene fahren können. So an sich ist der erste Part des Films ein okkultes Teenager-Drama mit heftigem Ausgang.
1994 Part II
Moment, erster Part des Films? Richtig, denn so knapp nach einer Stunde wechselt der Film dann wieder zum 1994-Setting, um die begonnene Geschichte abzuschließen. Das war etwas unerwartet, da sich 1666 schon wie ein kompletter Film anfühlte.
Ich war baff, als ich sah, dass der Film noch eine weitere Stunde ging und bisher nur eine vergangen war. Das ist vielleicht die Stärke des 1666-Parts. Er fühlt sich kompakt an und ist nicht langweilig, obwohl es wesentlich mehr zu meckern gibt, als noch beim ersten und zweiten Teil. Selbstverständlich ist aber klar, dass es nochmal im Jahr 1994 spielen muss, da es ja ein Ende geben soll.
1994 hat Deena nun verstanden, was getan werden muss und wer eigentlich für den ganzen Fluch zuständig ist. Für ein letztes Gefecht gegen die Killer wappnet man sich in der Mall und möchte mit einem ausgekügelten Plan alles aufhalten.
Obwohl mir der erste Teil am besten gefallen hat, dauerte mir das jetzt zu lange. Es fühlte sich ganz schrecklich nach einer Erwachsenenversion von Kevin allein zu Haus an. Was mich bei solchen Filmen immer rausbringt, ist, wenn die Charaktere den Bösewicht eigentlich fast besiegt haben, aber durch etwas Dummes der Endkampf dann nochmal hinausgezögert wird.
So auch hier.
Eigentlich hätte Schluss sein müssen, aber anstatt weiter auf den Bösen einzudreschen und damit auch alle Killer aufzuhalten, verhält man sich entsprechend des Drehbuchs dämlich und zögert alles hinaus. Das stört mich und tut auch dem Erzähltempo nicht gut. Wirklich ein Tiefpunkt der ganzen Reihe.
Weniger ist manchmal mehr
So recht konnte ich nicht verstehen, dass ich bei einigen Kritiken las, dass der Gore- und Splatterfaktor abgenommen habe. Im 1666-Setting gibt es schon was zu sehen. Sarah verliert recht fies ihre Hand. Kindern wurden Augen ausgestochen und ein Schwein frisst seine Frischlinge. Der 1994-Part hat dann nur eine Killszene, wenn man so will.
Im Grunde ist es weniger, aber gestört hat es mich jetzt nicht. Im Vergleich dazu sei mal The Witch rangeholt, wo nun wirklich gar nix an Gore passiert. Da ging es um die Atmosphäre und der 1666-Teil will das ebenfalls. Leider muss man aber sagen, dass es dann doch etwas zu sauber wirkt. Es ist noch nicht ganz so schlimm wie bei einer LARP-Veranstaltung, da der Kameramann eine gute Leistung bringt, trotzdem kommt das Setting nicht komplett glaubhaft rüber.
Der letzte Part von 1994 ist dann ein Rave ohne Musik. Aufgrund der Falle, die sie den Killern und dem Obermuffti stellen wollen, werden Neonfarben zur Markierung benutzt. Somit sieht die Mall wirklich aus wie eine 90er-Jahre Underground-Veranstaltung, wo gleich Westbam und Dr. Motte auflegen.
Das Gemecker aber mal beiseite, mochte ich die Auflösung um den Fluch und wer für das alles verantwortlich war. Ebenfalls fand ich den Abschluss rund um die Liebesgeschichte von Deena und Sam schön. Es ist eben sehr teenagerlastig gehalten, aber ich mag solche Filme.
Ich mochte ebenfalls, wie die Freunde von Sarah Fier agierten, nachdem diese ihr tragisches Schicksal fand. Das zeugte von Hoffnung.
Mehr von Fear Street?
Ich persönlich finde die Trilogie sehenswert. Es gibt Höhen und Tiefen, wie bei jeder guten Trilogie oder Horrorfilm-Reihe. Bei Friday the 13th gab es genug Teile, die absoluter Murks waren. Ich erinnere nur an Jasons Ausflug ins All.
Eigentlich ist hier für jeden Slasher-Fan etwas dabei. Der erste Teil bedient die Freunde der 90er-Jahre-Filme rund um Scream. Wer es klassischer mag, ist mit dem zweiten Teil gut aufgehoben und bekommt seine Sommercamp-goes-bloody-Sequenz.
Der letzte Teil versucht die Freunde von atmosphärischeren Filmen wie eben The Witch oder generell alles um die Salem Witch Trials abzuholen. Somit ergibt sich eine unterhaltsame Mischung und endet auf einer befriedigenden Note. Hardcore Horrorfans oder allteingesessene Slasherfilm-Meister wird das nicht hinter Freddys Ofen hervorlocken, aber sei's drum.
Ich könnte mir mehr aus der Fear Street vorstellen, dann aber gerne auch als Serie. So könnte jede Folge eine Geschichte aus dem Buch abhandeln und die Gruppe um Deena müssen diese eben lösen. Die Filme hätten da als Auftakt gut funktioniert. Ebenfalls würde ich gerne auch Episoden der anderen Killer und ihrem Mordrausch sehen wollen.
Ich denke, da gibt es viel Potenzial. Netflix hat hier gute Chancen etwas aufzubauen, dass sich nach Sabrina oder Stranger Things lange fahren lässt.
Fazit – tl;dr
Der letzte Teil der Trilogie ist leider auch der schwächste. Jedoch bleibt es spannend und man bemerkt gar nicht, wie die Zeit im Jahr 1666 vergeht. Die Idee, Fear Street 1666 in zwei Parts aufzuteilen, funktioniert mittelmäßig, da sich der 1666-Teil wie ein eigenständiger Film anfühlt.
Der eigentliche Abschluss ist aber nett gemacht und es gibt ein befriedigendes Ende. Ebenfalls mochte ich die Auflösung, wobei man den Überraschungsfaktor etwas mehr auspielen hätte können.
So ganz schafft man es auch nicht, das Setting von 1666 glaubhaft zu inszenieren. Alles in allem kann ich den letzten Teil auch noch empfehlen und denke, dass die gesamte Trilogie doch sehenswert ist.
Es ist nicht alles Gold aber hat durchaus seine unterhaltsamen Momente, die ich bei anderen Filmen wesentlich schlechter gesehen habe. Bei der Fear Street-Trilogie kam bei mir persönlich keine Langeweile auf. Das kann ich von anderen Horrorfilmen nicht behaupten.