Vergangene Woche begann die Fear Street-Trilogie auf Netflix mit Fear Street 1994. Jetzt kommt der zweite Teil heraus und soll mehr Licht in die Geschichte um den Fluch von Sarah Fier bringen. Diesmal geht's ins Sommercamp und der findige Horrorfan weiß sofort, welche Hommage diesmal geboten wird. Soviel sei gesagt, Blut fließt auch hier erneut.
Die wilden Siebziger
Nachdem Deena und ihr kleiner Bruder Benjamin den Fluch von Sarah Fier fürs erste überlebt haben, suchen sie Hilfe für die bessesene Sam bei der einzigen Überlebenden des Fluches – C. Berman. Diese lebt zurückgezogen und in ständiger Angst, erklärt sich aber bereit, den beiden ihre Geschichte zu erzählen.
1978 im Sommercamp machten sie und ihre Schwester Bekanntschaft mit dem Fluch von Sarah Fier. Das Ergebnis war eine blutige Nacht, die sie nur knapp überleben konnte.
It's Summertime!
Da heißt es Zeit fürs Sommercamp und im Sommercamp kümmern sich die Aufpasser nur so maginal um die Kiddies. Denn wildes Rumbumsen und ausgiebiger Drogenkonsum stehen an der Tagesordnung. Da kann es schnell passieren, dass ein Kind gemobbt und aus Versehen ertränkt wird, was zum Amoklauf seiner Mutter und später ihm selbst in untoter Form mündet.
Moment, falscher Film oder doch nicht?
Fear Street 1978 macht absolut keinen Hehl daraus, welche Horror-Filmreihe hier als Vorlage dient. Alles schreit nach Friday the 13th. Selbst der Ablauf der Geschichte. Der erste Teil war ein typischer 90er Slasher á la Scream. Schnell, verliert keine Zeit und bietet viele harte Kills.
Hier beginnt es, wie die klassischen Slasher-Filme (Halloween, Friday the 13th oder Nightmare on Elm Street) erst recht ruhig, es wird viel Exposition geboten, bis dann tatsächlich das erste Opfer fällt. Es passieren auch einige eher angedeutete Kills, da die Opfer hier größenteils Kinder sind. Das heißt aber nicht, dass es hier nix zu sehen gibt. Köpfe werden abgetrennt oder gespalten.
Der Axtmörder ist los
Bemängelten einige Kritiken, dass Fear Street 1994 zu sehr mit der 90er Jahre Nostalgie gespielt hat und es schon mehr aufgesetzt wirkte als organisch, so ist das hier etwas anders. Die 70er Jahre werden hier wesentlich punktueller und natürlicher gezeigt.
Der Soundtrack wirkt nicht so überladen und ist auch sparsamer eingesetzt. Nicht jede Requisite schreit sofort That 70's Show und allgemein ist das Sommercamp ein dankbareres für die Horrorfans. Ich persönlich finde das zwar auch sehr klischeebehaftet, aber gut. Es macht trotzdem Spaß und die Atmosphäre wirkt auch hier wieder sehr gut.
Der Axtkiller wirkt bedrohlich und darf ordentlich das Beil schwingen. Auch der Fluch wird weiter ergründet. Noch ist nicht ganz klar, wonach die Auswahl der Killer stattfindet, aber gerade die Feindschaft der Städte Shadyside und Sunnyvale wird vertieft.
Die Charaktere sind persönlich etwas gewöhnungsbedürftiger gewesen als im ersten Teil. Es gibt wieder zwei Protagonisten, die Schwestern Cindy und Ziggy. Ziggy ist ein aufmüpfiges Teeniemädchen, dass gerne stunk macht, aber auch sehr oft Opfer von Mobbing durch die Sunnyvale-Kinder wird.
Cindy ist Aufpasserin und versucht ein perfektes Leben zu führen, um dem Shadysidesumpf zu entfliehen. Ziggy mochte ich. An Cindy musste ich mich im Laufe der Story gewöhnen. Sie ist zu Beginn doch etwas anstrengend. Allerdings gibt es diesmal noch mehr unsympathische Leute, die auch gut davon kommen.
Summercamp the 78th
Das Setting ist einer der Hauptgewinner dieses Filmes. Damit holt man diesmal auch die Nörgelkritiker ab. Gerade weil hier auch ein wesentlich besserer Spannungsaufbau passiert und nicht gleich in der ersten Minute ein harter Kill passiert, um den Ton des Filmes zu setzen.
So weiß dieser Liebesbrief an die ersten Slasher-Klassiker, wer sein Publikum ist und wie man ihm entgegenkommen kann, ohne zu sehr aufgesetzt zu wirken. Natürlich kann man sich daran stören, dass halt auch die Geschichte des Fluchs weiter erzählt werden muss, aber dafür ist es eben auch eine Trilogie mit einem roten Faden.
Sehr schön ist, dass wirklich die meiste Zeit des Filmes in diesem Sommercam- Setting spielt und recht wenig in den 90ern bei Deena und Benjamin. Somit kann man sich absolut auf diese Geschichte konzentrieren und falls man kein Fan des ersten Teils ist, auch nur dieser Sommercamp Teil schauen.
Es gibt eigentlich recht wenig zu meckern. Ein Moment war zwar ein wenig merkwürdig, da ich erwarte, wenn Carry on my Wayward Son von Kansas gespielt wird, eine Zusammenfassung der Abenteuer der Winchester-Brüder kommt, aber joa.
Trotzdem hat mir persönlich der erste Teil der Trilogie besser gefallen. Ich konnte mehr mit den Figuren anfangen und ich mochte die Hommagen an Scream, da ich diesen Film einfach über alles liebe. Ich verstehe aber, warum dieser vielleicht bei einigen Kritikern besser ankommen könnte.
Man nimmt sich einen der bekanntesten Slasher-Filme als Vorlage und geht nicht komplett All-In mit den Anspielungen, sondern zeigt punktuell die Liebe für diese Filme. Mit Sadie Sink (bekannt aus Stranger Things) und Emily Rudd hat man auch zwei tolle Hauptcharaktere, mit denen man mitfühlen kann. Definitiv kein Stinker.
Fazit – tl;dr
Auch der zweite Teil der Fear Street-Trilogie kann überzeugen. Das Setting zielt klar auf die älteren Slasher-Fans ab und das ist okay. Da die Friday the 13th-Hommagen punktuell sind und nie übertrieben werden, macht es Spaß der Geschichte zu folgen.
Auch das 70er Jahre Setting wirkt nicht so überbordend, wie zuletzt im ersten Teil die 90er Jahre. Mir persönlich hat der erste mehr zugesagt. Das liegt aber an meiner Liebe für die Scream-Filme, die als Vorlagen dienten. Fear Street 1978 macht seine Sache gut und lässt einen mit Spannung auf den letzten Teil der Reihe warten.
Netflix hat hier einen tollen Nostalgietrip für Horrorfans geschaffen.