Die Morde an 2Pac und Notorious B.I.G. sind bis heute nicht aufgeklärt und führen zu allerlei Spekulationen. Mit City of Lies möchte Regisseur Brad Furman einen weiteren Aspekt beleuchten, von dem zumindest ich noch nichts gehört hatte. Die Romanadaption von Randall Sullivan begleitet den Journalisten Jack und den ehemaligen LAPD Detective Poole bei dem Wiederaufrollen der Mordfälle.
Nach einer wahren Begebenheit
1997 wird Christopher Wallace alias Notorious B.I.G. bei einem Drive-by-Shooting ermordet. Detective Russell Poole wird zu dem Fall hinzugezogen, als ein afroamerikanischer Polizist von einem Undercover-Polizisten erschossen wird. Der erschossene Polizist war ebenfalls Undercover unterwegs und sollte bei dem Plattenlabel Death Row Records nachforschen. Russell bemerkt schnell, dass er auf korrupte Verschwörungen im Zusammenhang mit der Ermordung von Wallace gestoßen ist. Knapp 20 Jahre später will Journalist Jack den Fall nochmal neu beleuchten und wendet sich an den privat ermittelnden Russell, der nicht loslassen kann.
Die Veröffentlichung des Filmes ist ein Krimi für sich. Bereits 2018 drehte Regisseur Brad Furman den Crime Thriller, der auf dem Roman LAbyrinth: A Detective Investigates the Murders of Tupac Shakur and Notorious B.I.G. von Russell Sullivan basiert. Durch die gerichtlichen Probleme von Johnny Depp wurde der Film mehrmals verschoben.
An einem Punkt versuchte man sogar, das ganze auszunutzen und das LAPD zu bezichtigen, sie würden die Veröffentlichung des Filmes verhindern wollen, damit kein schlechtes Licht auf sie fällt. In Italien wurde der Film Ende 2018 als Abschlussfilm beim Noir in Festival gezeigt und konnte in wenigen italienischen Kinos für kurze Zeit 2019 angeschaut werden.
Recht schnell wurde der Home Release angestrebt und 2021 mit dem Verkauf der Distributionsrechte an Saban Films auch umgesetzt. Somit bleibt ein wirklicher Kinorelease aus. So schlimm ist das auch nicht, da der Film wahrscheinlich untergegangen wäre und die negativen Schlagzeilen Depps das ganze nur überschattet hätten.
Überall Korruption
Dieser Film bietet allerdings mehr als das ganze reale Drama um ihn herum. Der Fall ist spannend aufgearbeitet, aber auch gleichzeitig ein wenig ein Blender. Die Ermordung von Notorious B.I.G. ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Vielmehr geht es darum, korrupte Cops innerhalb des LAPD ausfindig zu machen und das System zu bereinigen.
Natürlich stoßen Detective Russell und Journalist Jack auf allerlei Hindernisse. Jedoch hielt mich der Fall bei der Stange. Man sollte sich als Interessierter bewusst werden, dass dies ein Film ist und für wahre Hintergründe lieber eine Dokumentation angeschaut oder Berichte gelesen werden müssen.
Schnell merkt man, dass vieles auch an den Haaren herbeigezogen wird. Das adaptierte Buch wurde mitunter belächelt, da viele Theorien nicht ganz stimmig sind und Ereignisse so zeitlich nicht passieren konnten. Letzten Endes wird keiner mehr so genau die Wahrheit herausfinden können. Der Film beleuchtet ganz klar den Blickwinkel von Detective Russell, den es wirklich gab. Andere Leute, wie z.B. Death Row Records Mitarbeiter, Suge Knight oder andere Rapper werden nie befragt, bzw. angehört.
Dafür ist es eben auch ein Film und keine True Crime-Aufarbeitung des Falles. Soviel muss man sich eingestehen. Natürlich stellt sich der Film mit der eingangs gezeigten Einblendung "based on True Events" selber ein Bein.
Die Stars des Filmes sind ganz klar Forest Whitaker und Johnny Depp. Die Persona Depp mal beiseite, zeigt er hier doch eine ordentliche Leistung, sowohl als ermittelnder Detective und auch als alter Mann, der den Fall nicht ruhen lassen kann.
Forest Whitaker als Journalist Jack hängt sich ebenfalls ordentlich rein. Von ihm bin ich auch nichts anderes gewohnt. Somit ist die schauspielerische Leistung der beiden auf sehr gutem Niveau. Die anderen Darsteller des Filmes sind pendeln in ihrer Qualität hin und her. Russells Lieutenant spielt etwas übertrieben, Shea Whigham, der einen Undercover Polizisten mimt, überzeugt dann wiederum. So zieht sich das durch das gesamte Ensemble.
Einsamer Pfad
Die Geschichte wird immer mal wieder unterbrochen, um Raum für die emotionalen Beziehungen der Charaktere zu schaffen. Russell hat kaum bis keinen Kontakt zu seiner Familie. Sein Sohn spielt professionell Baseball und er besucht seine Spiele, hält sich aber immer bedeckt.
Diese Nebengeschichte ist leider völlig uninteressant, da man mehr über den Fall wissen will und die persönlichen Charaktergeschichten da nicht reinpassen. Ich verstehe, dass man zeigen will, was dieser Fall Russell alles kostete. Die Tragweite kommt aber nie ganz zur Geltung.
Das gleiche bei Jacks Hintergrundgeschichte. Er scheint sich mit dem Artikel zur Lachnummer in der Redaktion entwickelt zu haben, aber auch das wird immer mal wieder nur kurz angekratzt.
Ebenfalls werden mal so kleine Anspielungen eingestreut, dass Russells Aussagen eventuell nur wilde Theorien sind und man ihm nicht glauben kann. Darauf wird aber nie konkreter eingegangen, bzw. verfliegen die Zweifel von Jack recht schnell und man widmet sich gemeinsam weiter dem Fall.
Es ist das typische "Einer gegen das Unrecht des Systems", ohne dabei mehrere Blickpunkte aufzugreifen. Das könnte True Crime-Fans sauer aufstoßen.
Handwerklich ist der Film gut gemacht. Ich mochte die Kameraeinstellungen und generell das Zusammenspiel aller Faktoren. Die Welt ist glaubwürdig und keiner der Charaktere wirkt komplett an den Haaren herbeigezogen. Man kommt als Zuschauer sogar an den Punkt, dem ganzen Glauben zu schenken, da es recht gut präsentiert wird.
Action Setpieces gibt es so gut wie keine. Der Film wird ruhig erzählt, schläfert aber nicht ein.
Es gibt hier und da Längen und ein paar Teile könnte man auch streichen, aber ansonsten hält der Film das Interesse des Zuschauers.
Fazit
Es ist ein bisschen schade, dass der Film so überschattet wird von Depps privaten Belangen und einer ständigen Verschiebung bis hin zum reinen Home Release. Die Story ist durchaus spannend und unterhält die ganze Filmdauer über. Whitaker und Depp spielen sehr gut und halten die Geschichte am Laufen.
Die Sichtweise ist zwar sehr einseitig und eine richtige Auflösung gibt es nicht, dafür sollte man aber auch nicht diesen Film gucken, wenn einen der Fall interessiert.
Handwerklich geht das hier voll in Ordnung. Im Kino müsste ich den jetzt nicht sehen, aber für den Home Release, gerade bei den Streaming-Diensten kann man da durchaus reinschauen. Für einen gemütlichen Krimiabend ist der Film definitiv zu empfehlen.