Zur Netflix Geeked Week wurde eine Horror-Trilogie angekündigt, die auf der Horrorbuch-Reihe von R.L. Stine basiert. Der Trailer sah gut aus und versprühte nostalgische Slasher-Film-Vibes á la Scream oder Ich weiß was du letzten Sommer getan hast. Da ich ein Fan dieses Genres bin, konnte ich nicht gespannter auf diese drei Filme sein.
Der erste mit dem Beginn der Geschichte um Shadyside startet jetzt gerade auf Netflix und wird drei Wochen lang um einen zusätzlichen Film erweitert.
Der Fluch einer Stadt
In einer Mall in Shadyside ereignet sich ein Massaker. Die Bewohner scheinen dies schon gewohnt zu sein, was es nicht weniger tragisch macht. Der Täter wurde bereits vom örtlichen Sheriff Goode erschossen und damit der Fall für beendet erklärt. Einige glauben jedoch, dass der alte Fluch der Hexe Sarah Fier etwas damit zu tun haben könnte.
Das alles interessiert aber die junge Denna nicht. Sie muss sich mit der Trennung von ihrer Freundin Sam auseinandersetzen und hat keine Zeit für Flüche. Sam ist nach Sunnyvale gezogen, der verhassten Nachbarstadt von Shadyside, was Denna gar nicht mochte.
Bei einer Andacht eskaliert ihr Trennungsschmerz und Denna verursacht einen Autounfall, bei dem Sam schwer verletzt wird. Nach diesem Unfall ist alles anders, denn Denna und ihre Freunde werden plötzlich von einer Person gejagt, die dieselbe Verkleidung des Täters aus der Mall anhat.
Schnell ist klar, dass der Fluch nun Denna und ihre Freunde heimsucht und dabei eine blutige Spur hinterlässt.
Mehr braucht es auch nicht, um mein Interesse zu wecken. Ich bin ein Slasher-Fan, egal ob mit natürlicher oder übernatürlicher Komponente. Ich liebe Scream, Ich weiß was du letzten Sommer getan hast, Nightmare on Elm Street oder Friday the 13th. Deswegen freue ich mich immer, wenn ein neuer Vertreter aus dem Genre auftaucht und auch gut ist. Zuletzt hatte ich auf dem diesjährigen SHIVERS Festival Vicious Fun gesehen, der mir auch gefallen hatte.
Leider gibt es auch genug Slasher-Filme, die absolut nicht gut sind. Auf Netflix möchte ich da den Film Nobody sleeps in the Woods tonight hervorheben, von dem ich etwas enttäuscht war. Mit der Fear Street-Trilogie zog man sich aber eine Lizenz heran, die auf einer erfolgreichen Buchreihe von R.L. Stine basiert.
Mit Goosebumps hatte dies bereits einmal funktioniert. Was Netflix nun aus der Buchvorlage geschaffen hat, trifft genau meinen Geschmack.
Liebesgrüße aus Shadyside
Der Film ist eigentlich Goosebumps für Erwachsene. Hier werden klassische Aspekte aus dem Slasher-Genre bedient und das Look and Feel – Achtung, Wortspiel! – schreit überall Scream. Das kann dem einen oder anderen zu aufdringlich sein oder als ein Versuch, die Nostalgie an diese großartigen Filme zu wecken, abgetan werden.
Allerdings will der Film genau das sein – ein Liebesbrief an diese tollen Filme. Das kann ich ihm nicht übelnehmen, sondern genieße die Atmosphäre, die kleinen Hommagen und das generelle Setting.
Shadyside ist das typische amerikanische Vorstädchen in den 90ern. Es gibt eine Mall, eine Highschool, selbstverständlich einen dichten Wald und eine Polizeistation. Alles Setpieces, die zu gerne benutzt werden, um den blutigen Pfad des Killers zu ebnen.
Dann gibt es die verhasste Nachbarsstadt Sunnyvale, wo die Besserverdienenden und Priviligierten leben. Im ersten Teil der Film-Trilogie wird auch nur recht kurz auf die Feindschaft der beiden Städte eingegangen.
Sucht man einen Vergleich, kann man hier Pawnee und Eagelton aus der Serie Parks and Recreation nehmen. Allerdings kommt diese Konkurrenz auch nur bei der Beziehung zwischen Denna und Sam zum Tragen. Beide Städte verbindet aber eine Legende aus der Vergangenheit um eine Hexe, die scheinbar Personen durchdrehen lässt und in einen Mordrausch schickt.
Die Komponente des Fluches gefällt mir gut. Es ist somit nicht nur der Standard Killer, der Personen im Bekanntenkreis umbringt, sondern etwas Übernatürliches. Trotzdem bleibt es recht geerdet. Es gibt die typischen Momente, wo der Killer auftaucht, sich versteckt und dann zuschlägt.
Was mich schon etwas überrascht hat, war der Blutgehalt des Filmes. Es wird ordentlich gesplattert und es gibt auch ziemlich harte Szenen. Genau wie schon bei Scream tut es beim Hinschauen weh, wenn das Messer in jemanden eindringt. Somit hat man sich die besten Sachen aus den Vorbildern genommen und sie für die heutigen Zuschauer adaptiert.
Teenies und ihre Sorgen
Ich mochte die Charaktere und ihre, zugegeben, ziemlich albernen Teenieprobleme. Dennas Trennung von Sam beruht fast nur auf ihrem Umzug in das bessere Sunnyvale. Sam wiederum gibt ihr zu verstehen, dass sie nicht so enden möchte wie viele Bewohner aus Shadyside.
Die Beziehung der beiden ist der zentrale Punkt, gerade wenn die Story und das Mysterium um den Fluch weiter voranschreiten. Denna kleiner Bruder Josh ist der "Nerd" in der Clique, da er sich super mit den ganzen Mythen rund um die Hexe auskennt und natürlich auch jedes Massaker genau analysiert hat. Außerdem hat er sich ins Dennas beste Freundin Kate verknallt.
Generell ist der ganze Freundeskreis sympathisch. Einzige Ausnahme ist Simon, da er wirklich ein kleiner nerviger, pubertierender Teenie ist. Aber keine Bange, zum Schluss wächst er einem dann doch ans Herz.
Dann gibt es die Erwachsenen, die ebenfalls jedes Klischee erfüllen. Keiner nimmt die Teens ernst und alle müssen dafür den Preis bezahlen. Wiederum gibt es aber auch kaum irgendwelche relevanten Erwachsenen. Die Eltern der Teenager sind nirgends zu finden. Einzig Sams Mutter taucht mal kurz auf. Ansonsten hat Dennas und Joshs Vater ständig Doppelschichten und auch die Eltern von Simon und Kate scheinen ihnen sehr viele Freiheiten zu geben.
Schlimm ist das nicht, da so der Fokus wirklich auf den Freunden und ihrem Überleben liegt.
Eine Auseinandersetzung mit den Eltern hätte die Geschichte nur sinnlos gestreckt, ohne wirklich einen Mehrwert zu bieten.
Trilogie? Ja bitte!
Die erste Geschichte findet einen relativ klaren Abschluss, bekommt aber für den zweiten Teil einen Cliffhanger hinzugefügt. Weiterhin gibt der Film einen kurzen Ausblick, was in Teil Zwei passieren wird. Soviel sei gesagt, wir gehen ins Sommer Camp. Wer hier schon Schnappatmung und Friday the 13th-Vibes bekommt und sowieso Ice Nine Kills mit Thank God its Friday in Dauerschleife laufen lässt, der ist genau richtig darauf eingestimmt.
Der Fluch der Hexe ist ein guter roter Faden, der sich nun durch alle drei Teile ziehen wird. Jede Generation wird zwar ihren eigenen Überlebenskampf führen müssen, am Ende soll aber alles zu einer kompletten Geschichte verwoben werden, um diesen Fluch ein für alle Mal zu brechen.
Das Konzept ist jetzt nicht neu, aber irgendwie fühlt es sich toll an. Wo man früher bei seinen Lieblings-Slasher-Filmen mehrere Jahre auf eine Fortsetzung gewartet hat, findet dies nun hier innerhalb von drei Wochen statt. Tatsächlich finde ich das spannend und bin so in die jeweiligen Settings verliebt, dass ich es kaum erwarten kann, dass der nächste Teil auf Netflix veröffentlicht wird.
Fear Street: 1994 spielt, wie der Titel schon sagt, in den 90er Jahren. Das bedeutet nicht nur entsprechende Poster an den Wänden und wiedererkennbare 90s Requisiten, sondern natürlich auch Musik. Dabei sind große bekannte Songs von Iron Maiden, Nine Inch Nails und Bush bis hin zu Radiohead, The Prodigy und White Zombie vertreten.
Der einzige Wermutstropfen ist, dass die Songs kaum Luft zum Atmen haben, da sie häufig hintereinander abgespielt werden. Man groovt sich gerade auf den einen nostalgischen Song ein, schon ist er vorbei und der nächste startet. Das ist manchmal ärgerlich.
Trotzdem macht der Soundtrack Spaß und im zweiten Teil werden wir wohl in die 70s Rock Charts eintauchen.
Fazit
Netflix hat es mal wieder geschafft, einen Film zu präsentieren, der Spaß macht, unterhält und wo ich mich auf mehr freue. Die Idee einer Geschichte, die sich über drei Filme zu unterschiedlichen Zeiten abspielt, ist zwar nicht neu, wirkt aber hier noch recht unverbraucht.
Fear Street: 1994 versprüht starke Scream-Vibes und ist zu 100 Prozent eine Liebeserklärung an das Slasher-Genre. Die Charaktere sind fast alle von Beginn an sympathisch und man hat Angst um sie (gerade nach einer bestimmten Szene).
Der Score ist durchgängig großartig, wechselt aber manchmal zu schnell vom einen Song in den nächsten. Generell schreit der Film aber pure 90er Jahre Nostalgie und das gefällt. Ich habe wahnsinnig Lust auf den zweiten Teil und freue mich jetzt schon auf das Slasher Sommer Camp.