Auf Netflix erschien der vierte Teil der Real-Adaption zu Rorouni Kenshin und zeigt, wie sowas aussehen muss. Kenshin muss sich erneut seiner Vergangenheit stellen und sein stumpfes Schwert gegen Feinde schwingen. Ein Film, der zwar Vorwissen der anderen Teile benötigt, aber sonst ordentlich was zu bieten hat.
Battosais Sünden
Nach dem Kampf gegen Shishio ist Ruhe eingekehrt und Kenshin kann endlich ein glückliches zufriedenes Leben führen frei von seiner Vergangenheit. Dachte er zumindest.
Denn mit der Ankunft von Yukishiro Enishi taucht erneut eine quälende Erinnerung aus Kenshins Vergangenheit auf, gegen die er sich behaupten muss. Kenshin hat in seiner Zeit als der Assassine Battosai die Schwester von Yukishiro umgebracht. Daher will er Kenshin auch leiden sehen, anstatt ihn nur zu besiegen.
Die Geschichte ist somit wieder recht geradlinig und grundlegend eine Rachegeschichte. Kenshin musste sich bereits in allen Teilen der Quadrologie mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und auch hier bleibt man sich der Linie treu.
Trotzdem fühlt sich dieser Teil nach Kyoto Inferno und The Legend Ends etwas runder an. Während Kyoto Inferno in einem Cliffhanger endet und alles für The Legend Ends aufbaut, gibt es hier einen definitiven Abschluss des Charakters Kenshin und seinen Battosai-Sünden. Ewig ließe sich dies auch nicht mehr ziehen, da der Zuschauer nun begriffen hat, dass er als Assassine schlimme Taten begangen hat und Buße sucht.
Samurai Action
Wer die anderen Teile kennt, weiß, dass hier ordentliche Schwert und Samurai-Action auf einen wartet. Obwohl es kein Splatterfeuerwerk ist, fließt doch gut Blut. Die Kampfchoreographien sind exzellent und bieten eine Mischung aus Schwertkampf, Wirework und Martial Arts.
Es knallt auch ordentlich, wenn sich die Kontrahenten in diverses Mobilar werfen oder blind alles um sich herum zerstören. Natürlich kann man anmerken, dass die Requisiten dadurch schon sehr Pappartig und leicht zerstörbar wirken aber mich persönlich hat das nicht gestört, sondern eher zur Freude beigetragen.
Was ich eh immer liebe, sind verschiedene Gegner. So hat auch Yukishiro vier individuelle Mitstreiter für das Böse dabei, die unterschiedliche Waffen oder Kampfstile führen. Auch Kenshin tritt nicht alleine an und seine Freunde aus den vergangenen Teilen sind mit von der Partie, um gegen den neuen Feind anzutreten.
Dadurch kommt es durchaus zu spannenden Paarungen, die zwar nicht auf dem Niveau eines typischen Anime "jeder bekommt seinen Gegner"-Klischees sind, aber der Film versucht es und macht keine so schlechte Figur dabei.
Emotionaler Herzschmerz
Die Rurouni Kenshin Filme haben eine durchaus tragische Komponente, die immer gut gestreckt wird. Dieser Teil macht da keine Unterschiede.
Die Backstory von Kenshin als mordender Killer Battosai wird in diesem Film um die Bedeutung seiner Narben auf der Wange und einer schmerzlichen Liebe erweitert. Interessanterweise muss man dazu wissen, dass in Japan ein weiterer Teil der Serie gleichzeitig produziert wurde, der als Prequel zur gesamten Filmserie dient. In diesem Prequel bekommt man die gesamte Liebesgeschichte - die in The Final ihre Nachbetrachtung bekommt - gezeigt.
Als Zuschauer versteht man anhand von Rückblenden auch so, was passiert ist und kann somit ohne Probleme dem Film folgen. Allerdings wäre es schon für ein wirklich rundes Filmerlebnis toll, zuerst das Prequel zu schauen.
Worauf ich aber eigentlich hinaus will, ist dieser emotionale und theatralische Unterton. Das ist ja recht normal bei asiatischen Filmen – und Leute, die das gar nicht abkönnen werden, sich nur schwer da durchquälen können. Die emotionalen Szenen werden wirklich ausgereizt.
Mal steht Kenshin depressiv im Regen, mal gibt es eine tragische Rückblende, mal bricht der Bösewicht weinend zusammen. My Chemical Romance-Hörer haben hier ihre wahre Freude.
Kleiner Scherz.
Ich muss allerdings sagen, dass dies durchaus Sinn ergibt und auch zu einem runden Gefühl führt. Kenshin hatte in The Legend Ends eigentlich mit seinem Schattenleben als Battosai abgeschlossen und trotzdem kommt immer wieder etwas aus seiner Vergangenheit und will ihn erneut dafür büßen lassen. Michael Corleone lässt grüßen.
Daher versteht man auch den Frust und die Schuld des Charakters, gerade wenn es um seine neuen Freunde geht, die immer mit reingezogen werden. Jedoch hätte es auch eine Spur kürzer sein können.
Es fühlte sich oft an, dass man es noch mehr ausreizen möchte. Daher freue ich mich jetzt schon auf das Prequel, da dieser Aspekt dort wohl ordentlich die Kehle runtergewürgt wird.
Wiederum gefällt mir sehr gut, dass hier auf alles aus den vorigen Teilen eingegangen wird. Yukishiro ist der Mann, der das Militärschiff an Shishio verkauft hatte. Die ermordete Schwester hat noch eine weitere Verbindung zu Kenshin, die in einem anderen Teil gezeigt wurde.
Charaktere aus den vergangenen Teilen tauchen alle ein letztes Mal auf. The Final ist ein gekonnter Abschluss einer großartigen Live Action-Adaption und bietet somit auch einen herausragenden Endkampf, der in mehreren Etappen fast 30 Minuten geht.
Fazit
Rurouni Kenshin: The Final darf als Fan der Reihe auf keinen Fall verpasst werden. Allerdings benötigt man das Vorwissen der ersten drei Teile.
Diese sind aber zur Zeit noch auf Prime verfügbar und somit sehr einfach zugänglich.
Kenshin muss sich ein letztes Mal seiner Vergangenheit stellen und hat mit Yukishiro einen starken Kontrahenten. Der Manga/ Anime wurde nicht eins zu eins adaptiert, was aber nicht schlimm ist.
Der Film bietet ordentliches blutiges Samurai-Gekloppe mit einer hervoragenden Choreographie, hat aber auch sehr viele ruhige Momente, die manchmal etwas zu lang ausgekostet werden.
Allerdings bekommt man hier einen sehr guten modernen-Samurai Film und definitiv einen tollen Filmabend.