Nach einem verhängnisvollen Zwischenfall an der Stadtgrenze zu Las Vegas mutiert die Glücksspiel-Metropole zur Zombie-Hochburg. Kann Regisseur Zack Snyder bei Netflix wieder zu seiner alten Stärke zurückkehren oder leidet er einmal mehr unter seiner bekannten Drehbuchschwäche?
Die Grundidee hinter dem 90-Millionen-Dollar-Projekt Army of the Dead ist ziemlich schnell erzählt. Nach einem Zombie-Ausbruch in Las Vegas wird die Stadt abgeriegelt und soll nun Mithilfe einer Nuklearwaffe in Wüstenstaub verwandelt werden. Darin sieht der Geschäftsmann Tanaka (Hiroyuki Sanada) eine gute Möglichkeit Geld zu machen. Schließlich lagern noch 200 Millionen Dollar unter einem der verbliebenen Hotels in der Stadt. Geld, das nur noch rausgeschafft werden muss, vorbei an den tausenden Untoten.
Dies ruft Scott Ward (Dave Bautista) auf den Plan. Er hatte unzählige Menschen während der Katastrophe gerettet, selbst aber einen hohen Preis zahlen müssen. Für eine Beteiligung von 50 Millionen Dollar willigt er nun ein, das Geld zu holen und stellt ein Team zusammen. Mit dabei: der Safeknacker Dieter (Matthias Schweighöfer), der gerade bei Teammitglied Vanderohe (Omari Hardwick) für das eine oder andere Stirnrunzeln sorgt und genau so oft auch gerettet werden muss.
Ebenfalls an Bord ist die Tochter von Ward, Kate (Ella Purnell), die sich als Freiwillige um Flüchtlinge kümmert und nicht gut auf ihren Vater zu sprechen ist. Als das Team komplett ist, geht es auch schon los und genau so schnell sind auch die ersten Probleme da. In der Stadt angekommen, entpuppen sich nämlich die Zombies als deutlich schlauer, stärker und vor allem organisierter als geahnt. Die Zombies leben nicht in Vegas, sie beherrschen Vegas.
Ganze siebzehn Jahre werkelte Zack Snyder an diesem Zombie-Abenteuer. Bereits 2004 stellte Snyder sein ambitioniertes Projekt vor und machte sich Hoffnungen auf eine baldige Umsetzung. Doch erst Netflix machte diese jetzt möglich. Übrigens erschien 2004 auch Snyders erster Kontakt mit dem Untoten-Genre. Mit seinem Remake zu Dawn of the Dead konnte der Regisseur schon früh auf sich aufmerksam machen und so seinen Weg in Hollywood einschlagen.
Dieser führt nun aber eben zu Netflix und der aus Wisconsin stammende Snyder kann sich damit wohl ziemlich glücklich schätzen. Nicht nur dass sein am längsten geplantes Projekt endlich vollendet ist, sondern auch, weil er nun die Gelegenheit bekommt, dieses ordentlich auszubauen. Mit Army of Thieves ist bereits das Prequel abgedreht und mit Army of the Dead: Lost Vegas eine animierte Serie in Entwicklung. Über ein direkte Fortsetzung gibt es ebenfalls schon Gerüchte.
Damit das klappt, müssen aber erstmal die Zahlen stimmen und damit sind auch hauptsächlich die Zuschauerzahlen gemeint. Grund zum Einschalten gibt es auf jeden Fall genug. So kann die Schauspielerriege beispielsweise mit einigen namenhaften und bekannten Gesichtern aufwarten. Ganz vorne weg natürlich Dave Bautista, der seit einigen Jahren einen wirklich guten Lauf bei seiner Rollenauswahl hinlegt und uns auch bald in Denis Villeneuves Dune beglücken wird.
In Sachen Effekttechnik beschert uns Army of the Dead einige schöne Momente. So sieht die Zombie-Tigerdame Valentine etwa über weite Strecken wirklich furchteinflößend aus und überzeugt auch in einer besonders harten Action-Sequenz. In punkto Gewalt verhält es sich übrigens sehr unterschiedlich. So sterben machne Figuren auf deutlich brutale Weise und dann auch wieder nur off Screen. Wirklich zahm ist Army of the Dead deshalb zwar nicht, nur hätte es deutlich mehr sein können. Gerade ein The Walking Dead ist da schon meilenweit voraus.
Kommen wir daher zum Hauptaugenmerk und das ist natürlich das Drehbuch. Dieses verfasste Zack Snyder zusammen mit Shay Hatten und Joby Harold – und kurz gesagt: Autsch.
Während der Film eine durchaus solide und klar erzählte Handlung verfolgt, stößt Snyder auch immer wieder auf kleinere Probleme. So wird der erfahrene Zuschauer keine fünf Minuten brauchen, um hinter den Twist des Films zu blicken und dieser gehört auch gleich zurück in die Klischee-Hollywood-Mottenkiste.
Gleiches gilt auch für so manche Figuren, die nur einem Zweck in diesem Film dienen und schnell vergessen sein werden. Ausgenommen davon ist im übrigens Matthias Schweighöfer, der tatsächlich eine (wenn auch kleine) Wandlung im Film durchmachen darf und sogar an Sympathiepunkten gewinnt. Ob alle Zuschauer so empfinden, ist jedoch fraglich. Wohl auch gerade bei uns in Deutschland.
Widmen wir uns nun noch kurz den Untoten des Films und da entbrennt wohl eine erneute Glaubensfrage. Dabei spielt es erst einmal gar keine Rolle, ob man die langsamen und schlurfenden Zombies oder die neuen und intelligenten Menschenfresser bevorzugt. Beide Formen fanden nämlich ihren Weg in den Film und ebenso beide funktionieren ganz gut. Doch hier muss man nun wirklich selbst entscheiden.
Wie gut oder schlecht ist nun aber Snyders Army of the Dead geworden? Tja, grob betrachtet, erfüllt Snyder viele seiner Aufgaben und arbeitet diese auch problemlos ab. Gleichzeitig lässt er immer wieder Raum zu hinterfragen und das ist eben auch dem vorliegenden Drehbuch verschuldet. Snyder macht nämlich einmal mehr deutlich, wie gut er mit einer bereits gegebenen Vorlage arbeiten kann und wie schwer er es mit eigenen Ideen hat.
Selbst sein gefeiertes Zombie-Debüt Dawn of the Dead basierte dankenswerterweise auf einem echt guten Drehbuch, das einst ein gewisser James Gunn verfasste und erzählerisch einwandfrei funktionierte.
Army of the Dead fehlt das. So bleibt unter dem Strich ein solider Horrorstreifen, der in seinen besten Momenten enorm gut unterhalten kann, aber mit möglichst niedrigen Erwartungen geschaut werden sollte. Dann, und wahrscheinlich auch nur dann, macht Army of the Dead alles richtig.