Eigentlich sollte Mortal Kombat im Kino laufen, aber dank der Pandemie musste umgedacht werden. In Amerika zunächst auf HBO Max erhältlich, kommen wir in Deutschland nun auch in den Genuss für den Preis einer Kinokarte einen Blick auf den Film zu werfen. In Amerika kam der Film recht gut weg und die Action wurde gelobt. Ich sehe es etwas anders...
MORTAL KOOMBAAAATTT!!!
Der erfolglose MMA Kämpfer Cole Young erfährt eines Tages unfreiwillig von einem mystischen Kampfturnier, dem Mortal Kombat. Nur vom Schicksal ausgewählte Kämpfer dürfen daran teilnehmen und müssen die Erde gegen die Outworld verteidigen. Sollte die Outworld nur noch einmal gewinnen, übernimmt der Magier Shang Tsung die Erde und versklavt die Menschheit. Cole muss nun mit anderen Kämpfern schnell lernen, seine Kräfte zu entfesseln und den Kampf gegen Shang Tsung und seine Schergen antreten.
Tja, nur witzig, dass Mortal Kombat in diesem Film gar nicht statt findet. Eigentlich schauen wir hier ein Prequel zum Film Mortal Kombat mit 'nem neuen Charakter.
Dieser ist nun auch nicht wirklich einprägsam und mir persönlich scheißegal. Warum gebt ihr mir nicht die bereits bekannten Lieblinge wie Liu Kang, Sonja Blade, Johnny Cage oder Kung Lao als Hauptcharaktere?
Diese tauchen zwar auf, aber sie sind dann doch nur Nebenfiguren.
Kano wins!
Kano ist der einzige Charakter, der zumindest für den Zuschauer interessant wirkt. Kenner vom Spiel werden sich fragen, warum er nun bei den Guten mitspielt? Kano ist klar der Comic Relief und sorgt für ein bissl Aufheiterung in der sonst recht ernsten Story. Dass das Drehbuch von Mortal Kombat keinen Oscar gewinnen wird, ist klar, aber warum man sich so gar nicht an den Spiele orientiert hat, bleibt ein Rätsel.
Stattdessen holt den wieder einmal das Schicksal einer jeden Spieleverfilmung ein: irgendeinen Mist dazudichten, weils ne tolle Idee war.
So darf beim Turnier nur mitgemacht werden, wenn man ein Drachenbrandmal irgendwo auf dem Körper hat. Weiterhin haben jetzt alle Arcana. Die muss freigesetzt werden, damit jeder eine spezielle Fähigkeit bekommen und nutzen kann.
So werden z.B. Liu Kangs Feuerfäuste erklärt. Was ein Blödsinn! Der Film basiert auf einer Spielereihe, die solche Fragen nie stellte, da es halt irgendwo Trash ist und Spaß machen soll. Das Team hinter dem Film dachte sich aber, dass es cool wäre, einfach mal die Hintergrundgeschichte zu ergründen und sie tiefgehender zu machen.
Man merkt schon, dass ich den Film nicht sonderlich gut fand. Die Story kann man also vergessen. Doch was ist denn nun mit der Brutalität? Die ersten Trailer zeigten eine härtere Gangart in punkto Blut und auch die beliebten Fatalities der Spiele-Serie sollte es geben. Blutig ist er, aber das ist vorwiegend CGI.
So gibt es als Fatalities zu erkennende Moves, die auch nett sind, aber es passiert natürlich nur punktuell. Generell können die blutigen Fights an der Hand abgezählt werden. Zwar werden immer mal wieder kleine Kämpfe präsentiert, so dass es nicht langweilig wird, aber auf Mortal Kombat Niveau sind eben nicht viele dieser Kämpfe.
Leider werden da auch bekannte Figuren aus den Spielen recht schnell verbraten. Nun werden dort sehr oft Figuren einfach wiederbelebt – und wer weiß, was da noch kommt – aber für diesen Film hat es einen faden Beigeschmack, wenn große starke Charaktere weggekillt werden, nur damit der Protagonist seine wahre Stärke findet.
Ice Ice, Baby!
Die Story um Sub-Zero und Scorpion wird auch etabliert und Sub-Zero ist fast schon der Hauptbösewicht für diesen Film. Auch etwas, auf das ich mich eher bei dem Turnier selber gefreut hätte, aber das findet ja erst in einer möglichen Fortsetzung statt.
Sowas ist schon mutig, gleich davon auszugehen einen weiteren Film machen zu können und deswegen nur Vorgeplänkel zu zeigen. Da bot der animierte Scorpion-Film mehr und machte Lust auf eine Fortsetzung.
Allerdings freue ich mich, dass Max Huang in der Rolle als Kung Lao seinen Weg in Hollywood geht. Dieser macht seine Sache auch gut. Ebenfalls mochte ich Ludi Lin in der Rolle als Liu Kang. Raiden allerdings ist ein ziemliches Arschloch.
Wo Christopher Lambert in P. W. S. Andersons Version ein hilfreicher Lehrer und Verbündeter war, motzt Raiden hier nur rum, dass seine Champions nix drauf haben und noch nichtmal ihre Arcana beherrschen.
Er lässt lieber Liu Kang und Kung Lao das Training übernehmen und weißt hin und wieder auf die knappe Vorbereitungszeit hin.
Toll, ihn im Team zu haben.
Ansonsten schaut man dabei zu, wie die einzelnen Charaktere Selbstzweifel, Angst und Versagensängste überwinden müssen. Das nervt und wird Gott sei Dank von kleinen Kämpfen oder Kanos zynischen Kommentaren unterbrochen.
Guck, ein Easter Egg!
Mir kam es so ein bisschen vor, als ob Fans dem Regisseur und Produzenten erzählt haben, was alles so geil an der Spieleserie ist. Die haben dann den Setbauern und Choreographen Bescheid gegeben, dass sie doch bitte was in den Hintergrund stellen sollen oder mal so einen Move mit einbauen möchten.
Ständig erblickt der Fan irgendeine Anspielung aus dem Spiel im Hintergrund oder ein bekannter Fight Move des Charakters wird vorgeführt.
Da mal eine Tastenkombination als Graffiti an einer Wand, dort mal der gefrorene Blutdolch. Ich verstehe den Sinn dahinter und solche Easter Eggs können toll sein, aber der Film ist so überladen damit, dass man irgendwann genervt mit den Augen rollt.
Als ob der Regisseur neben einem sitzt und ständig sagt "Guck mal, ist das nicht cool? Da haben wir das eingebaut und dort das! Wir haben das nämlich verstanden, weil wir cool sind. Na, geil oder?"
Mich ermüdete das ab einem bestimmten Punkt nur noch.
Hinzu kommt, dass mir der Trash Appeal fehlt. Es gibt immer mal wieder kleine Einwürfe dieser Art, aber nie so, dass man das alles schmunzelnd hinnimmt und ne gute Zeit haben will.
Gerade, wenn irgendwann ganz schlecht die ersten Töne des ikonischen Mortal Kombat Themes angespielt werden, ist das nicht trashig genug, um einen zu bekommen und zu rufen "MORTAL KOMBAT!".
Die Story und der Protagonist Cole werden dafür zu ernst verkauft. Das schadet dem Film. Andersons Version war da deutlich leichter – und das will was heißen bei dem Mann, der Resident Evil UND Monster Hunter in den Sand gesetzt hat.
Nebenbei ist die Inszenierung keineswegs schlecht. Den meisten Schaden hat wohl das Drehbuch verursacht. Regie-Neuling Simon McQuoid kann die Geschichte schon unterhaltsam inszenieren. Lediglich bei den Kampfszenen hätte er sich ruhig an Filmen wie The Raid oder John Wick orientieren können, wenn man schon Darsteller mit Martial Arts-Erfahrung im Cast hat.
Fazit
Eine weitere Spieleverfilmung, die zum vergessen ist. Man verzichtet bewusst darauf, in den Film zu packen, was Mortal Kombat ausmacht.
Stattdessen leifert man lieber eine Prequel Geschichte mit einem komplett neuen Charakter. Alle beliebten Figuren sind eher Nebendarsteller und andere wichtige Charaktere werden zu Kanonenfutter degradiert. Kano bleibt von allen Figuren am ehesten in Erinnerung.
Er ist definitiv blutiger als Andersons Version von 1995, allerdings wird hier mit viel CGI nachgeholfen, was dann wieder unecht wirkt.
Die Story wirkt viel zu ernst und versucht ein paar Mal den Trashfaktor auszuspielen, kommt sich dabei aber immer wieder selbst in die Quere. Dazu ist der Film überladen mit Easter Eggs aus der Spiele-Serie.
Trotzdem ist der Film nie wirklich langweilig oder hat Durststrecken. Empfehlen für einen Vollpreis möchte ich diesen allerdings nicht. Auch nicht für das Kino, sollte es bald wieder offen sein. Wartet lieber auf einen vergünstigten Home Release.