Auf ein Neues!
Die Geschichte der berühmtesten Marvel-Familie sollte nun eigentlich jeder kennen. Spätestens nach dem 2004er Film, waren die vier Helden um Reed Richards dem Kinogänger bekannt. Nachdem diese aber nicht der größte Blockbuster war und auch bei Fans und Kritikern wegen seiner infantilen Art keinen besonderen Eindruck machte, wird uns hier eine weitere Origins-Geschichte präsentiert. Aber diesmal mit komplett anderem Ansatz.
Reed Richards ist ein kleiner Nerd. Er bastelt in der Garage an einem Gerät, das Objekte von einem Ort zum anderen transportieren soll. Augenscheinlich ein Teleporter. Der einzige der ihn dabei unterstützt ist sein Kindheitsfreund Ben Grimm. Als Reed dann seine Arbeit im Baxter Institut fortsetzen soll, erschließt sich schnell, dass dies nicht nur ein Teleporter ist, sondern vielmehr ein Portal zu einer anderen Dimension.
Ihm zur Seite stehen die Adoptivtochter des leitenden Dr. Storms, Sue Storm und der hochbegabte aber rebellische Victor van Doom. Zum Bau der Maschine braucht es natürlich fähige Ingenieure und wer könnte sich da besser eignen als Dr. Storms leiblicher Sohn Johnny. Die Erfindung klappt, die neue Welt wird entdeckt und der erste Spaziergang, der eher aus einem Egotrip entsteht, endet mit gewissen Nebenwirkungen.
Endlich Fantastisch?
Zugegeben der Film ist nicht schlecht. Viele Befürchtungen und Vorbehalte durch Trailer, Hintergrundinfos oder andere Kritiken sind berechtigt, aber sie machen "Fantastic Four" nicht zu dem schlechtesten Film 2015. Mein größtes Problem habe ich mit der Frage, was der Film sein will.
Er fängt an wie ein herkömmlicher Science-Fiction-Film, schlägt ein bisschen in Richtung Horror um und wird dann zum Schluss ein schlechter Superhelden-Film für vielleicht 20 Minuten. Dabei werden gerade in der ersten Hälfte die Charaktere in den Vordergrund gerückt. Die Beziehungen untereinander sollen sich entwickeln und man soll mitfühlen warum der Charakter jetzt so denkt.
Er hält sich sehr lange damit auf, bis es überhaupt endlich mal zum eigentlich ersten Landgang in der anderen Dimension geht. Dabei vergisst der Film, dass er eigentlich noch ein Superheldenfilm sein soll.
Man darf auf keinen Fall die einzelnen Charaktere mit den Comic-Vorbilder vergleichen. Nicht nur vom Aussehen hapert es, sondern vor allem an den Eigenschaften. Sue Storm wirkt am Anfang arrogant und hochnäsig, während Johnny Storm gar nicht der Aufreißer oder waghalsige Typ ist. Es gibt sogar eine Szene, wo Johnny als richtiger Feigling rüberkommt. Reed wirkt eher verängstigt nach dem Zwischenfall als neugierig und Ben ist ein grimmiger Steinklotz ohne große Emotionen.
Am schlimmsten ist aber Victor van Doom. Sein Charakter wird als kleiner rebellischer Emo präsentiert und wird dann zu einem Imba-Endboss, dessen Motivation die Erde kaputt zu machen nicht wirklich erklärt wird. Leider verpassen es die Filmemacher, diesen Charakter ordentlich in die Geschichte zu integrieren. Sie lassen ihn hauptsächlich als Bösewicht in den letzten 20 Minuten auftauchen.
Hätte man diesen Film als Sci-fi-Movie verkauft und nicht unbedingt Fantastic Four drauf geschrieben, klappt der Film super. Die Atmosphäre, der Soundtrack und das Setting sind schön ausgearbeitet und toll anzusehen. Der Weg bis zum ersten Stop in die andere Dimension ist interessant rübergebracht. Und die Motivation der Regierung, die erstmal als Bösewicht herhält, ist nachvollziehbar.
Chronicles-Regisseur Josh Tank versucht hier eine erwachsenere Version der Superhelden-Familie zu zeigen, schlägt damit aber über das Ziel hinaus und entwickelt eine Science-Fiction-Geschichte, die an Genrevertretern wie Prometheus oder Interstellar erinnern sollen. Unterhaltsam, schön anzusehen, aber eben kein Superhelden-Film.
In den USA ist der Film mit einem ziemlichen Bauchklatscher an den Kinokassen gestartet. Bei einem derartigen Bekanntheitsgrad der Vorlage kann man "Fantastic Four" als ersten großen Fehlschlag der Superhelden-Film-Ära einordnen. Es bleibt abzuwarten, wie er hierzulande angenommen wird. Jedoch wird er es nicht leicht haben bei der momentanen Konkurrenz.
Fazit
Wer diesen Film genießen möchte, sollte man ausblenden, dass es die Fantastic Four sind und einfach einen Sci-Fi-film ohne schauspielerische Hochleistung erwarten. Man kriegt hier gutes Popcornkino mit schönen Bildern und einem tollen Soundtrack. Anwärter auf den schlechtesten Film 2015 ist "Fantastic Four" jedenfalls nicht.
Ob es in ein paar Jahren neue neue Fantastic Four geben wird, werden die kommenden Monate zeigen.