Das Fantasy Filmfest feiert seine 33. Ausgabe und zeigt dieses Jahr wieder 50 Filme innerhalb von 10 Tagen. Nun sind bereits 6 Tage vorbei und ich habe eine Auswahl aus dem Programm, die ich euch gerne präsentieren möchte.
The Lodge
Was bekommt man, wenn man Hereditary, Ich seh, ich seh, ein bissl Kult Thematik und jeden "an einem Ort gefangen und drum herum Schneesturm"-Film zusammen mischt? Vielleicht einen interessanten Film. Leider ist das bei The Lodge nicht der Fall.
Stimmung und Atmosphäre passen eigentlich gut. Nur zu viel Nachdenken darf man nicht. Tut man dies, zerfällt der Film in Windeseile.
So haben wir eigentlich vier Filme, die sich nicht entschließen können zu einem zu werden. Mal sind die Kinder die Protagonisten, mal ist es die neue Freundin des Ehemannes, mal alle zusammen. Das zieht sich alles sehr zäh in der Mitte und kommt zu einem unbefriedigenden Ende. Es gibt einen netten Twist, für den ich dankbar bin. Allerdings versaut man es sich dann mit dem Ende, da der Film einfach an der richtigen Stelle nicht aufhören will.
Wer sich den Film trotzdem anschauen will, bitte, denkt nicht so viel darüber nach sondern akzeptiert, was euch da gezeigt wird!
Kingdom
Für Anime/Manga-Fans ein absolutes Muss. Auf der Kinoleinwand noch spaßiger. Kingdom macht kein Hehl daraus, dass er eine Manga-Adaption ist und spielt das auch voll aus. Es gibt die typischen Klischees und überdramatisierte Szenen. Das wirkt aber zu keiner Zeit lächerlich. Man weiß worauf man sich einstellen muss und bekommt auch genau das.
Ich bin ein einfacher Mann und liebe solche Filme. Ergo hatte ich richtig Spaß. Wer natürlich nicht auf so eine Art Film steht, den wird dieser auch nicht überzeugen können.
Ich würde es aber jedem Fan japanischen Epos Kinos und Freunden von Manga/Animes ans Herz legen wollen.
Feedback
Ein schönes Katz-und-Maus-Spiel um einen Radio-Moderator, der in seiner Sendung von Angreifern bedroht wird. Es gibt einige nette Twists und eine konsequent erzählte Geschichte. Frei nach dem Motto "Man erntet, was man säht". Kann man durchaus machen. Ist aber auch gut für einen schönen Thriller Abend zu Hause.
3 from Hell
Leider absolut verzichtbar und unnötig. Wie unfassbar scheiße muss ein Film sein, um so eine niedrige Wertung zu bekommen? Die Antwort liefert 3 from Hell.
Dieser Film hat nix aber auch gar nichts zu erzählen. Eine Story gibt es nicht wirklich. Ein Stammprotagonist beißt gleich zu beginn des Filmes off screen ins Gras (Grund war Krankheit von Darsteller Sid Haig) und wird durch einen langweiligen Halbbruder der Familie ersetzt.
Man bemerkt die Einfallslosigkeit, die Zombie hier an den Tag legt. Hauptsache, seine Ehefrau Shanon wird in jeder ihrer Szenen sexy und erotisch für ihn dargestellt. Das ist zwar toll für ihre Ehe, aber dem Zuschauer bringt das gar nichts.
Was bleibt ist die Frage, warum dieser Film gemacht wurde. Wegen der Fans? Weil er nochmal Bock auf diese Charaktere hatte (deren Storys eigentlich auserzählt war)? Geld? Das alles weiß nur Zombie selber.
Ich für meinen Teil finde diesen Film als eine absolute Frechheit an den Endkonsumenten, der hier nix geboten bekommt.
Vivarium
Für viele ist ja heutzutage ein Kind großzuziehen der blanke Horror. Jetzt stelle man sich vor, dass man außerdem in einer perfekten Wohngegend ist, wo alles allem gleicht. Vom Haus bis hin zu der Wolke über dem Haus. Zu allem Überfluss ist man dann aber komplett alleine. Keine Nachbarn oder Kontakt zur Außenwelt.
Vivarium hat eine wirklich gute Idee, zwei tolle Schauspieler und ein auf merkwürdige Weise beängstigendes Setting. Das macht ihn zu einem fast richtig guten Sci-fi/-Mystery-Film. Als Kurzfilm würde ich ihm alle Preise der Welt geben. Als Langfilm gibt es etwas zu wenig für den Zuschauer zum Nachvollziehen, aber das ist geschenkt. War eine tolle Überraschung auf dem 2019 Fantasy Filmfest.
It Comes
Ihr wollt einen Film der euch immer wieder überrascht? Wo ihr denkt "ha, ich hab die Geschichte geschnallt! Da geht die Story hin!", er euch den Mittelfinger zeigt und alles auf links dreht? Wo ihr rätselt und am Ende ist keine eurer Vermutungen richtig? Wo es zig verschiedene Geschichten in einem Film mit tollen Schauspieler und Bildern gibt? Bitte, hier ist It Comes!
Was vielleicht als Liebeskomödie mit ein bisschen Mystery beginnt, wird dann zu einem Familiendrama, dreht in Richtung Horror, zeigt Spuren von einem Thriller und würzt noch einen Exorzistenfilm dazu.
Kennt man die Werke des Regisseurs, weiß man, dass der Mann einfach anders denkt. Dass er aber dabei das Geschick besitzt, so viele verschiedene Genres zu mixen und trotzdem einen wirklich guten unterhaltsamen Film zu kreieren, ist ganz schön beeindruckend.
Das Rätseln macht Spaß und ist nie lästig, trotz der vielen Twist.
Wenn man einen Film möchte, der einen immer wieder überrascht und nie langweilt, dann bitte schaut euch den hier an!
The Furies
Eine coole Idee mit ordentlichen handgemachten Effekten und schönen Kills hat The Furies.
Für ein Regiedebüt bekommt man hier einiges geboten. Das Budget wird gut genutzt und es sieht nie zu billig aus. Es wird gut gesplattert und auch die Damen geben eine gute Leistung ab. Der Twist ist zwar schnell erraten und es gibt für diese Art von Film zu viele Passagen, wo kein Kill passiert. Aber das verzeiht man dem Film. Ein guter Festivalfilm, dem auch das Publikum Spaß gemacht hat. Den Regisseur sollte man im Auge behalten!
Why don't you just die!
Man nehme ein Apartment, einen verliebten jungen Mann, einen korrupten Polizisten, Liter an Blut, eine durchgeknallte Geschichte und bekommt 95 Minuten Vollgas.
Why don't you just die! ist eine abgedrehte Fahrt mit viel schwarzem Humor. Der junge Matvei gerät dabei in eine Rachespirale, die weit über die Missbrauchsanschuldigungen seiner Freundin gegenüber ihrem Vaters hinausgeht.
So verliert man keine Zeit mit der Handlung, sondern macht gleich in den ersten Szenen klar, wohin die Reise geht und dass sie weh tun wird. Zwischendrin wird dann in Rückblenden erzählt, wie jede Figur an diesem Punkt gekommen ist und was ihre Gründe dafür sind. Das bringt kurz etwas Ruhe in das sonst recht schnelle Tempo. Die einzelnen Figuren sind jede für sich liebens- oder hassenswert. Man bekommt eine gute Mischung an Charakteren.
Die Splatter-Effekte sind handgemacht und sehen ordentlich saftig aus. Natürlich ist alles absolute Comicgewalt und nicht ernstzunehmen. Trotzdem muss man öfters mal selber Au sagen, wenn Charaktere sich gegenseitig Dinge antun.
Zu keiner Sekunde langweilt der Film, sondern haut ordentlich drauf. Selten bekommt man bei einem Debüt des Regisseurs so einen guten Film geboten. Mit Why don't you just die! hat man jede Menge Spaß und einen großartigen Filmabend. Ist jeden Cent wert. Auf jedenfall auf dem Radar haben.
Little Joe
Ich hasse ja die Aussage "Als Black Mirror Folge geht das!" Als ob diese Serie mittlerweile jede noch so kleine Genreidee verfilmt hat. Aber leider trifft das auf Little Joe zu.
So ist die Idee einer Blume, die durch Pollen das Verhalten der Menschen ändert, nicht neu, aber relativ unverbraucht. Gleichzeitig könnte man aber auch mit dem Zuschauer spielen. Denn unsere Protagonistin Alice bemerkt Veränderungen in dem Verhalten ihrer Mitmenschen und sucht nun einen Grund dafür.
Eine großartige Grundidee, aus der der Film recht wenig macht. Alles passiert genau so, wie man sich das denkt. Es gibt absolut keine Überraschungen und man zieht diese Idee konsequent bis zum Schluss durch. Dabei wird die Geschichte auch sehr langsam und ruhig erzählt. Wirklich prägende Szenen gibt es so nicht.
Immer wieder wird mit dröhnendem Sound versucht, die hypnotische Wirkung der Blume zu symbolisieren. Das stört allerdings ab einem gewissen Punkt. Schauspielerisch zeigt man hier aber Höchstleistung. So gibt Emily Beecham eine fabelhafte Alice. Dafür wurde sie zurecht als Beste Darstellerin in Cannes ausgezeichnet.
Ebenfalls beeindruckt war ich von den Kinderdarstellern.
Handwerklich sieht der Film ebenfalls sehr gut aus, die Kameraführung ist toll gemacht. Leider reicht das alles nicht um mehr als nur Durchschnitt zu sein.
Reborn
Reborn ist nichts besonders Aufregendes und macht auch keinen Hehl daraus, ein B-Movie zu sein. Trotzdem konnte ich der Carry-Abklatsch-Story und dem Videotheken-Charme etwas abgewinnen. Scream Queen-Legende Barbara Crampton zeigt hier eine tolle Leistung in einer Hauptrolle. Ebenfalls gibt Jungstar Kayleigh Gilbert eine gute Leistung ab. Sie sollte man im Auge behalten.
Er ist nichts großes, aber wesentlich besser, als ich erst vermutet hatte. Es gibt zwar wenig Blutiges zu sehen, aber er unterhält zumindest für seine Laufzeit. Gerade wenn man sich darauf einlässt, dass er eine Hommage an die 90er Jahre-Videotheken-Slasher ist.
All the Gods in the Sky
Irgendwie schwer zu bewerten. Er sieht gut aus und ist auch handwerklich ordentlich gemacht. Die Schauspieler sind alle klasse und die Atmosphäre passt. Trotzdem fand ich ihn gerade zum Schluss langweilig und verstand nicht so recht, was das hier gerade sollte.
So fühlt sich der Film anfangs wie ein Drama an und das Gefühl zieht sich auch durch den Film. Eigentlich sind alle Charaktere recht tragische Figuren. Estelle, die durch einen Unfall in der Kindheit deformiert und paralysiert ist. Simon, der mit der Schuld zu kämpfen hat und mental scheinbar ebenfalls nicht stabil ist.
Eigentlich wirklich eine interessante Ausgangssituation. Der Film wird ebenfalls sehr langsam erzählt und man ist wirklich neugierig, wohin die Reise geht. Ein netter Twist sorgt dann auch für das Fortschreiten des erwähnten Dramas. Allerdings hört der Film dann nicht auf. Er ist viel zu lang und versucht am Ende seinen eigenen Twist vielleicht doch als falsch zu präsentieren. Bis dahin interessiert es den Zuschauer aber leider nicht mehr.
All the Gods in the Sky hätte bei seinem Drama bleiben sollen und nicht noch eine mystische gruselige Seite mit einzubauen. Das und das Ende vermiest einem leider den eigentlich guten Film.
Shadow
Für einen neuen Hero oder House of the Flying Dagger zu wenig. Trotzdem mochte ich diesen Film sehr. So ist jede Szene ein gemaltes Bild in Regen und schwarzen Farben. Man will bewusst die Poesie der Bilder zur Geltung bringen und unterstreicht alles mit den chinesischen Zittern Klängen. Ein Markenzeichen des Regisseurs.
Allerdings mag es dem einen zu wenig sein, ein chinesisches Game of Thrones im Miniformat mit nur einer wirklichen "Schlacht" zu bekommen. Generell darf man Martial Arts-Film hier eher ganz leise sagen. Denn es bleibt bei vielleicht 15 bis 30 Minuten im Film, wo es zur Sache geht.
Das sieht zwar dann wirklich großartig aus, aber enttäuscht die Hardcore-Fans. Die Klingenregenschirme sind wahnsinnig gut eingebaut und machen Spaß. Dazu muss man aber auch wirklich seinen Kopf ausschalten, wenn Klingen sich wie Papier biegen lassen oder diese Schirme wie Schwimmreifen zum Rutschen benutzt werden.
Auch die Lügen-und-Verrat-Geschichte ist wesentlich simpler, als sie angekündigt wird. Generell fühlt sich der Film klein an, obwohl große Zahlen und Städte in den Ring geworfen werden.
Keine Enttäuschung, aber da wäre auch noch mehr drin gewesen.
Soviel zum ersten Teil des Festivals. Noch bis zum 29. September werden feinste Genre Filme gezeigt und ich werde euch berichten.