Dokumentationen gibt es, wie Sand am Meer über alles und jeden. Meist sind sie eher eine Momentaufnahme als eine wirkliche Antwort zu dem gezeigten Thema. Besonders wenn es sich um Personen des öffentlichen Lebens dreht. Gibt es dann auch noch mehrere Dokumentationen über das Thema oder eben Personen, trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Mit Wer 4 sind möchte die deutsche Hip-Hop-Gruppe Die fantastischen Vier zu ihrem 30-jährigen Jubiläum einen Einblick in ihr Bandleben geben.
Mit den fantastischen Vier bin ich irgendwo groß gewurden. Ich habe die Zeiten von Die da, MfG, Tag am Meer, usw. mitbekommen. Es waren Zeiten, in denen Hip Hop noch nicht aus Ghetto und Multimillionär mit Sprachfehler plus ein Haufen Bitches bestand. Auch wenn ich heutzutage eine komplett andere Musikrichtung mag, so höre ich die Fanta 4 immer mal wieder gerne. Da ich ebenfalls auch sehr gerne Dokumentationen anschaue, passt diese wie Arsch auf Eimer. Eh man jetzt hier aber das Gefühl bekommt, dass Opa vom Krieg erzählt, komme ich doch schnell zur Sache. Was kann denn diese Dokumentation?
Kurz gesagt wird neben der Bandgeschichte auch die Arbeit am aktuellen Album Captain Fantastic beleuchtet, gerade die Hürden, gegen die die Band zu kämpfen hat. Bereits 30 Jahre im Geschäft möchten die vier Jungs natürlich immer wieder etwas Neues bieten und nicht immer den gleichen Quatsch singen. Diese Arbeit wird relativ gut gezeigt. So ist man bei Tonstudioaufnahmen dabei, bei der Promotour für das Album und auch beim Filmdreh zur ersten Single-Auskopplung. Ebenfalls schön, wenn die Vier sich entschließen, Clueso für den Song Zusammen heranzuziehen, und die Aufnahmen mit ihm beleuchtet werden.
Zwischendurch wird dann immer wieder auf die Bandgeschichte eingegangen. So bekommt jeder einzelne seinen eigenen Part und darf erklären, wie es damals zur Entstehung kam und wo sie sich heute sehen. Hier zeigt sich auch, wie wichtig diese Band für die vier doch recht unterschiedlichen Personen ist. So stellen sich mehrere der Vier die Frage, ob sie denn noch befreundet wären, sollte es die Band nicht mehr geben. Da alle an mittlerweile unterschiedlichen Orten in Deutschland wohnen, sieht man sich meist nur noch bei Aufnahmen für ein neues Album oder eben zur Tour, selten zu großen Events oder Feiern. Allerdings merkt man auch schnell, dass die Band eine unglaublich gute Chemie hat und somit lange Trennung schnell vergessen sind, wenn man sich wieder sieht.
Viel Neues erzählt die Dokumentation nicht. Als Fan weiß man wahrscheinlich noch mehr, als hier gezeigt wird. Als Interessierter bekommt man einen guten Einblick, warum diese Band seit 30 Jahren so gut funktioniert. Jeder, der nur der Dokumentation wegen da ist, sollte sich auf eine sehr positive einstellen. Dramen gibt es hier nicht. Die Vier sind alle sehr sympathsiche und lebensfrohe Menschen. Es gibt keine Eskapaden oder Allüren zu sehen. Für den einen mag das alles zu glatt sein. Ich persönlich fand es aber gut, einfach mal 1 Stunde und 45 Minuten positive und schöne Einblicke zu bekommen. Klar, ist das alles eher ein Abgefeier auf sich selbst, aber wer das nicht mag, muss sich das ja auch nicht antun.
Neben den vier Fantastischen kommen auch Hip-Hop-Größen, wie Afrob, Samy Deluxe oder Curse zu Wort, die erklären, was die Band so besonders macht. Was mir ebenfalls gut gefallen hat waren die Aufnahmen zur Release-Tour. So ist man bei den Proben dabei und, ganz wichtig, auch Backstage, wenn die Band sich vorbereitet oder nach dem Auftritt berät, was es zu verbessern gibt.
Wer 4 sind ist nicht mehr, als ein Revue-passieren-Lassen von 30 Jahren erfolgreicher Bandgeschichte. Ohne Eskapaden oder Dramen. Man hat sich lieb und zeigt das auch zu jeder Zeit. Die Arbeit am aktuellen Album wird gut veranschaulicht, aber im Großen und Ganzen wird hier auch nix Neues erzählt. Als Fan definitiv zu empfehlen, jeder andere kann sich das aber eher einmal zu Hause anschauen und brauch nicht ins Kino zu gehen.