ES Kapitel 1 schlug regelrechte Wellen, was die Betrachtung von Stephen King-Verfilmungen anging. Galten die Roman-Adaptionen zumeist doch eher als durchschnittlich bis langweilig. Mit dem gruseligen Clown, der kleine Kinder jagt, machte man aber dann sehr vieles richtig und spielte mehr Geld ein als je ein Horrorfilm zuvor.
Man konnte den Nachfolger kaum erwarten, musste sich allerdings 2 Jahre gedulden. Nun ist es soweit und ES soll enden. Mit einen gehypten Trailer, einem großartigen Cast und den Vorschusslorbeeren des ersten Teiles im Gepäck macht sich der Film nun bereit erneut die Kinos zu erobern. Dabei strauchelt er aber ganz schön.
Es ist nun 27 Jahre her, seitdem der Club der Verlierer Pennywise in die Schranken gewiesen hat. Nun beginnt der Zyklus erneut und Derry muss wieder Angst haben. Die Kinder hatten sich geschworen, sollte Es wieder auftauchen, werden sie ihn endgültig zu töten. Jedoch ist Mike der einzige, der sich noch an die Ereignisse von damals erinnern kann. Entschlossen, Es zu besiegen, trommelt er den Club der Verlierer zusammen, um sich der Bedrohung zu stellen.
Der Roman wurde in zwei Kapitel unterteilt. Wo Kapitel 1 die Geschichte der Kinder erzählt, so sind nun ihre erwachsenen Alter Egos an der Reihe, sich dem Grauen zu stellen. Im Buch wurde teils sehr wirr immer wieder zwischen den Zeitebenen hin- und hergewechselt. Diese Variante hier ist natürlich die weitaus bessere, birgt aber auch sehr viele Probleme.
Die Geschichte der Kinder sollte eigentlich auserzählt sein, wird allerdings in Kapitel 2 erweitert. Das führt zu leichten Logiklöchern, da die Kinder noch mehr Angriffe von Pennywise erdulden mussten und niemand ein Wort darüber verloren hatte bis eben jetzt in Kapitel 2. Man kann dies immer damit erklären, dass sich ja niemand mehr genau an seine Zeit als Kind erinnern kann. Das ist aber etwas faul, ehrlich gesagt.
Ein großes Problem ist auch die Länge des Filmes. So haut er mit seinen knapp 170 Minuten sehr viel raus – wobei auch fast alles so im Buch vorkam.
Nehmen wir z.B. die Eröffnungsszene, die im Roman auch eher zu Beginn der Story passiert. Ein homosexuelles Paar wird von den Örtlichen Schlägern attackiert. Dabei wird eines der Opfer in den Fluss geworfen, wo er bereits von Pennywise erwartet wird. An sich eine sehr schöne Szene und tolle Wiedereinführung des Clowns. Sie fühlt sich aber dann doch eher ziemlich befremdlich an, wenn man bedenkt, dass dies im Roman nur die mysteriösen Morde präsentieren soll und eher nacherzählt wurde, anstatt es wirklich zu zeigen.
So zeigt man in diesem extrem langen Film auch neue Ideen der Schreiber, die mal gut und mal eher schlecht funktionieren. Zu den frischen neuen Ideen, die wirklich gut sind, zählt ein abgetrennter Kopf mit Spinnenbeinen. The Thing läßt grüßen.
Was allerdings leider schlechter wirkt, ist das Aufeinandertreffen von Pennywise und der erwachsenen Beverly. So hat man zwar fast die gesamte Szene schon in den Trailer gepackt (die durchaus einen super Aufbau hat) und die Auflösung ist dann doch eher ernüchternd. Auch der Endkampf wird unnötig in die Länge gezogen. Hier gehen dann wieder gute und schlechte Ideen Hand in Hand.
Was mir schon im ersten Teil etwas Probleme bereitete, waren die doch durchschnittlichen Effekte. Man sah schnell, wie unecht die "Bilderfrau" aussah, wenn sie auch ein recht grusliges Äußeres hatte. Hier setzt man dem ganzen nochmal einen drauf und absolut jede Verwandlung von Pennywise sieht so unfassbar unecht aus, dass einfach kein Grusel aufkommt. Das ist wirklich schade, da man im Roman so einiges hatte, was wirklich anspannend wirkte.
Pennywise selber bekommt leider auch nicht mehr so viel Leinwandzeit, man möchte man dann doch mehr seine Verwandlungen zeigen und damit Gruselstimmung generieren. Es gibt aber durchaus gute Szenen mit ihm. Etwa eine mit dem erwachsenen Bill, der versucht einen kleinen Jungen vor Pennywise zu beschützen.
Über den Cast kann eigentlich keiner Meckern. Man bekam mit Jessica Chastain eine Wunschbesetzung für die erwachsene Beverly Marsh. James McAvoy beweist ebenfalls, was er als Schauspieler drauf hat. Bill Hader rundet die Star-Riege dann ab. Aber auch die eher unbekannten Isaiah Mustafa, James Ransone, Jay Ryan und Andy Bean bekommen hier viel Gelegenheit zu zeigen, was sie können.
Zwar dominieren in vielen Szenen Bill Hader und James Ransone aber auch nur, da man mit dem zweiten Kapitel versucht mehr Witz hineinzubringen.
Generell habe ich nichts gegen lustige Charaktere oder Comic Reliefs in Horrorfilmen, auch wurde ich wirklich gut von Bill Hader und James Ransones Zusammenspiel unterhalten. Allerdings kann das vielen negativ aufstossen, da es ja eigentlich ein Horrorfilm ist und wenn überhaupt nur der Clown Situationskomik verwenden darf.
Zu der Disskusion, was der Film aber eigentlich sein will, komme ich noch. Vielmehr möchte ich den Cast nochmal hervorheben, da die Chemie zwischen allen sehr gut funktioniert. Gerade das erste Treffen des Loserclubs und das Sammeln nach dem Endkampf sind sehr starke Szenen. Man kann keinem der Schauspieler vorwerfen, hier nicht alles gegeben zu haben.
Doch warum funktioniert der Film dann nicht so gut wie noch der erste Teil? Die größte Schuld liegt wohl beim Drehbuch. Obwohl man sich sehr genau an den Roman hält, hat man dadurch auch das Problem des Pacings. Das ist gerade in der ersten Hälfte eine absolute Katastrophe. So kommt kein guter Fluss zustande, sondern wirkt wie ein Abarbeiten der einzelnen Szenen.
Das und das muss passieren, dann muss da noch wer kurz angegriffen werden und hier brauchen wir schnell eine Erklärung. Gerade mit der Erklärung, wie man Pennywise besiegen kann, hat man sich keinen Gefallen getan.
Im Roman wird dies auch sehr merkwürdig erklärt und erscheint befremdlich. Im Film allerdings setzt man nochmal eine Schippe oben drauf. Das fühlt sich komplett falsch an und fast denkt man, man ist in einem anderen Film gelandet. Ebenfalls können die Rückblenden zu den Kindern stören, so als ob man gerne noch mehr in Kapitel 1 packen wollte, aber dies eben aus Zeitgründen nicht ging. Klar schaut man sich die Kinderstars gerne an und mich persönlich hat es nicht gestört. Ich kann aber jeden verstehen, der das einfach nicht will.
Ebenfalls negativ aufgefallen ist eine weitere Person aus dem ersten Kapitel, welcher noch eine wichtige Rolle in Kapitel 2 spielte. Im Roman bekommt er seine Zeit und stellt für die Gruppe eine ernste Bedrohung dar. Im Film allerdings hätte man ihn auch weglassen können. Es wäre nicht aufgefallen. Das ist wirklich schade, aber auch hier merkt man deutlich das Pacingproblem.
So muss man deutlich nüchtern sagen, dass der Film nicht mit seinem Vorgänger mithalten kann. Ja, auch im Roman war der Teil der Erwachsenen der deutlich langweiligere. Aber man hatte doch immer wieder Momente, die stark und gruselig waren.
Und das ist wohl hier das größte Problem.
Der Film ist ein Gruselfilm, der wohl bestens für Kinder funktioniert, aber eben nicht für die Erwachsenen. Von einem Horrorfilm ist er sehr weit entfernt, da man zu wenig Horror hat. Jumpscares sind an der Tagesordnung und man möchte eher mit einem ausgefallenen Creature Design punkten, was allerdings auch nicht überzeugen kann.
Aber alles in allem ist er aber auch keine Gurke!
Pennywise hatte im ersten Kapitel eine deutlich bessere Figur gemacht. So hat Es Kapitel 2 ein deutliches Tempoproblem und ist einfach zu lang. Grusel versucht man zwar immer wieder anzubringen, allerdings stören dann die dauerhaften komödiantischen Einlagen von Bill Hader und James Ransone. Die Chemie des Castes ist aber großartig und es gibt ein paar sehr tolle neue Ideen.
Jedoch hat man auch viele Fehlentscheidungen getroffen, gerade was die Gestaltung der monströsen Kreaturen angeht, wo man versucht viel mit Ekel zu spielen. Eine absolute Enttäuschung ist der Film zwar nicht, aber er hinkt deutlich hinter dem ersten Teil her – und das ist schade, angesichts der vielen Vorschusslorbeeren. Man sollte ihn sich anschauen, gerade wenn man Fan vom ersten Film ist. Aber schraubt bitte eure Erwartungen runter und bringt ordentlich Sitzfleisch mit.