Ich habe viele Probleme mit Lords of Chaos. Wahrscheinlich auch, weil ich vor kurzem, in Vorbereitung auf diesen Film hier, die Doku Until the Light takes us gesehen hatte.
Zuerst das Positive. Rory Culkin ist eine sehr gute Besetzung von Euronymous. Allgemein hat das Casting nur einen Ausfall, zu dem ich aber weiter unten komme. Auch technisch kann man dem Film nichts vorwerfen. Das Pacing passt ebenfalls.
Leider überwiegt aber viel mehr das Negative. So verromantisiert man hier vieles, was die Jungs taten. Man muss dazu wissen, dass jeder von ihnen ziemliche Arschlöcher und schlechte Menschen waren, bzw. sind. Allerdings bemüht man sich hier gerade Euronymous, aus dessen Sicht der Film erzählt wird, als "Helden" der Geschichte zu etablieren. So bekommt man immer wieder Flashbacks zu Deaths Selbstmord gezeigt, der an Euronymous nagt.
Und das glaube ich nach der Doku einfach nicht. Wenn das erste, was er macht, ein Foto des Leichnams ist, kann ich die Trauer im späteren Teil des Filmes nicht nachvollziehen. Was ich allerdings abkaufe, ist die tiefere Freundschaft von Euronymous und Death als eben die von Varg und Euronymous. Und da ist das größte Problem des Films: die Darstellung von Varg Vikernes. Er soll hier eindeutig der Bösewicht sein und das ist Quatsch.
Jeder war schlecht und upgefucked, aber gerade Varg kommt hier eher als psychopatischer Serienkiller rüber. Auch gibt es Szenen, wo er so unendlich dumm dargestellt wird. Das alles ist absolut nicht das, was vorgefallen ist oder wie die reale Person Varg Vikernes ist. Ich kann es mir nur so erklären, dass man, um die Taten zu verarbeiten, ihn so dargestellt hat.
Was auch eindeutig zu kurz kommt, ist die Musik, bzw. sie Geschichte der Musik selber, dem Black Metal. Da viele der heute noch lebenden realen Personen, nichts mit dem Film zu tun haben wollten, gab es auch keine Rechte an der Musik. Somit fehlt diese fast völlig im Film.
Man bemerkt auch, dass man eben oft nur Polizeiberichte hatte, an denen man sich orientierte. Das ist halt leider einfach Pech. Oft wirkt der Film auch unfreiwillig komisch, obwohl das nicht die Intention der Macher war.
Die erste Hälfte bis zum Tod von Death ist durchaus gut und gibt einen sehr guten Eindruck, was damals so los war. Alles danach mit Einführung Varg Vikernes Charakter wird dann merkwürdig, da man sich für keine wirkliche Richtung entscheiden kann.
Lords of Chaos ist vielleicht die zugänglichere Variante, wenn man wissen möchte, was damals los war. Erzählt wird die Geschichte des Black Metal aber nicht wirklich gut und hat definitiv Probleme an der Darstellung des "Black Circles". Die Musik kommt aufgrund von fehlenden Rechten zu kurz, wie eben auch einige Mitglieder des "Black Circles".
Wirklich empfehlen kann ich den Film nur Leuten, die wirklich was über das Thema Black Metal erfahren wollen, wobei sie hier auch nichts gezeigt kriegen, was man in anderen Dokus oder Artikeln nicht schon mitgeteilt bekommt.