Gerade rechtzeitig zum Black Friday/Cybermonday/Week-Gedöns finden wir uns bei Doctor Who beim größten Online-Versandhändler der Galaxis wieder.
Ihr denkt, bei Amazon geht nicht alles mit rechten Dingen zu? Dann wartet erstmal ab, was ihr bei Kerblam! seht!
Endlich ist der Fez da!
Der Doctor bekommt eine langerwartete Lieferung (auf deutsch: Fanservice) und findet im Päckchen zudem eine Botschaft: "Help me!" ist hinten auf den Lieferzettel gedruckt. Das lässt sie sich natürlich nicht zweimal sagen und los geht's zum Mega-Hauptquartier der Versandhändlers. Der hat für seine Anlagen einen Mond umgebaut, wo 10.000 Menschen arbeiten (und 90.000 Roboter).
Ein paar Tricksereien reichen und schon ist das Team TARDIS undercover als Angestellte unterwegs, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Sie schließen mit einigen Kollegen schnell Freundschaft und es dauert nicht lange, bis es richtig ernst wird. Überall auf dem Firmengelände verschwinden Menschen...
"Ich fühl mich wie bei Arbeit zuhause!"
Natürlich ist mit Kerblame! Amazon gemeint und wie schon öfters bei Doctor Who werden gegenwärtige Dinge aus unserem Alltag in galaktischem Ausmaß vergrößert und auf die Schippe genommen - allerdings dabei immer mit einem gewissen Element der Warnung. Man denke da an den Superstau, der einen ganzen Planeten umschließt und in dem die Menschen leben (Gridlock), Schönheits-OPs, bei denen man am Ende nur noch ein Stück gespannte Haut ist (The End of the World) oder die Konzentration von Massenmedien, die zu totaler Überwachung führt (The Long Game).
Das schöne ist, dass diese durchaus schweren Themen nicht in einer langweiligen sozialkritischen Auseinandersetzung behandelt werden, sondern in einer Mystery-Geschichte mit gewissen Gruselelementen. Die Kritik kommt dadurch gerade besser zum Tragen, weil mithilfe der Übertreibung die Schattenseiten einer Sache deutlicher hervortreten.
In diesem Fall wird die große wirtschaftliche Abhängigkeit von einem einizigen Unternehmen, das seine Mitarbeiter auf Schritt und Tritt überwacht und gleichzeitig immer mehr automatisiert, anhand der betroffenen Menschen überzeugend rübergebracht. Sie sind sich alle bewusst, was hier vor sich geht, machen aber trotzdem ihre Arbeit in dem System weiter, so gut sie es können. Weil sie zu Opfern werden, fühlen wir mit ihnen und nehmen vielleicht auch etwas an der Kritik mit in unsere Realität, die oft nicht besser aussieht (wer wissen möchte, was Amazon-Mitarbeiter am Black Friday-Wochenende alles mitmachen müssen, kann hier einen Bericht von Vox.com lesen).
Kerblam it!
Gruselige Roboter, dunkle lange Gänge und ein wenig Action á la Indiana Jones lassen das ganze aber sehr verdaulich machen. Das Team teilt sich wieder auf, so dass jeder ein Stück des Puzzles lösen kann und mit genügend Hartnäckigkeit, etwas Glück und nach ein paar falschen Fährten, können sie schließlich das Schlimmste verhindern.
Was hinter dem Hilferuf steckt, ist überraschend und soll hier nicht verraten werden, nur so viel: die Macher schaffen es, eine weitere Kompononente aus unserer Zeit miteinzubauen und dabei der Philosophie der Serie treu zu bleiben.
Die Companions und ihre Doctor sind mittlerweile gut eingespielt, die Wunder der Zukunft versetzen sie nicht mehr gleich ins Staunen, sondern sie sind bereit der Timelady jederzeit beiseite zu stehen.
Auch der Doctor darf hier wieder ihr ganzes Programm zeigen. Jodie Whittakers Energie wirkt ansteckend und hilft ungemein, die Handlung einer Episode voranzutreiben. Das Zusammenspiel mit den anderen Hauptdarstellern zeugt von einer großen Harmonie und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass die vier schon seit mehreren Staffeln zusammenarbeiten müssten, wenn man nicht wüsste, dass es erst sieben Folgen sind.
Positiv sollen auch die Spezialeffekte erwähnt sein. Das gigantische Rollbändersystem von KERBLAM! wirkt absolut beeindruckend. Es sind nur wenige Einstellungen (mehr hat wohl das Budget nicht erlaubt), aber diese sind vollkommen gelungen. Einzig wie die Darstellern von Rollband zu Rollband springen, hätte man besser inszenieren können. Für eine europäische Fernsehserie ist es dennoch sehr gelungen.
Fazit
Kerblam! ist eine schön kurzweilige Episode, die viele Elemente enthält, die Doctor Who ausmachen. Ein unwiderstehliches Rätsel, gruselige Roboter, Spannung, ein gewisses Maß Sozialkritik und – das hatten wir schon lange nicht mehr! – ein ganz normales Objekt aus unserem Alltag wird zu etwas sehr bedrohlichem!
Was das ist, verraten wir aber nicht. Aber seid bloß vorsichtig mit eurer nächsten Amazon-Lieferung!