Ein kleines fieses Alien auf einem Hospital-Raumschiff und eine Familientragödie vor dem Hintergrund der Teilung Indiens.
Unterschiedlicher könnten die Themen und die Herangehensweisen nicht sein. Aber das ist eben Doctor Who...
»Es hat meinen Sonic gefressen!«
Ein kleiner Ausflug auf einen planetaren Schrottplatz endet nicht gut für das Team TARDIS. Eine Sonic-Mine verletzt alle schwer.
Glücklicherweise ist ein Hospital-Raumschiff in der Nähe, um sie zu versorgen.
Unglücklicherweise stößt ein fieses, gremlinartiges Wesen auf dieses Schiff.
Es frisst sich durch alles durch und ist völlig unverwundbar. Der Doctor, ihre Gefährten, sowie Ärzte und Patienten (inkl. eines hochschwangeren Mannes) müssen sich einiges einfallen lassen, um das Pting zu stoppen, bevor es alles zerstört – oder der Betreiber ihm zuvor kommt und das Schiff per Fernzündung in die Luft jagt. Aus Sicherheitsgründen, versteht sich.
Alien trifft Gremlins
Dass der Doctor auf einem Raumschiff gegen ein ungebetenes Alien kämpfen muss, hat man in ähnlichen Varianten schon häufiger gesehen. Nach den eher gruseligen Ungeheuern der vorangegangenen Folge weicht man von dieser Formel ab und präsentiert ein kleines, sehr gestaucht wirkendes Monster, das fast schon putzig wäre, würde es sich nicht durch alles hindurchfressen, was ihm vor die große Futterluke kommt.
Der Ton der Folge ist deutlich mehr auf Humor ausgelegt und das war nach den ernsten Themen der 11. Staffel auch einmal dringend nötig. Hier steht wieder deutlich mehr der Doctor im Vordergrund. Sie muss sich anstrengen, um die ganzen Hindernisse, die sich nacheinander auftürmen, aus dem Weg zu räumen. Das macht Spaß, vor allem weil Nr. 13 nicht immer gleich alle Antworten parat hat und gleichzeitig die Zeit bis zur Zerstörung zerrinnt. Außerdem zeigt sich wieder der Doctor-typische Sturkopf. Sie ist schwerer verletzt, als sie zugeben will und es dauert, bis sie sich helfen lässt.
Die Companions werden wieder strategisch aufgteteilt. Dabei dürfen die beiden Männer auch ihrem Geschlechtsgenossen, der in den Wehen liegt, die Hand halten. Auch wenn das absurd wirkende Alien der Spezies Pting nicht so ganz furchteinflößend ist, so bleibt auch diese Folge nicht ohne Opfer. Damit setzt sich in dem hellweiß erleuchteten Raumschiffes die inhaltliche Düsternis weiterhin fort.
Fazit zu Episode 5
The Tsuranga Conundrum ist eine typische Füllerepisode. Sie bringt weder die Entwicklung der Charaktere groß voran, noch trägt sie was zu einem breiteren Story-Arc bei. Das ist auch gar nicht schlimm. Die Folge ist unterhaltsam und flott erzählt. Ein kleines Action-Abenteuer, das spannend bleibt und zum Glück eine originelle Lösung des Problems parat hat. Ein Intermezzo in der Mitte der Staffel. Kann man gut weggucken.
Dämonen in der Grenzregion
Ganz andere Töne schlägt hingegen Demons Of The Punjab an. Der Doctor reist (widerwillig) auf Bitten von Yas ins Jahr 1947, um das Rätsel einer alten Uhr zu lösen, die von ihrer Großmutter geschenkt bekommen hat. Stammt sie von ihrem Großvater oder steckt noch einiges mehr dahinter?
Dabei gerät das Team TARDIS mitten in die indische Teilung hinein, in die Grenzregion Punjab, wo es in dieser Zeit viele Gewaltausbrüche zwischen Religionsgruppen gab. Hier begegnet Yas ihrer Großmutter. Die junge muslimische Frau ist kurz davor, einen Hindu zu heiraten. Etwas, von dem Yas nie etwas wusste. Und der Mann ist auch nicht ihr Großvater... Nach und nach entfaltet sich so eine Familientragödie vor den Augen des Doctors.
Zudem tauchen auch noch Aliens auf. Sie gehören einer Rasse an, die als die besten Attentäter des Universums bekannt sind. Und dann stirbt ein Mann...
Fixed point in time
Wie schon die Folge Rosa zeigte, ist die Diversität der Charaktere in Doctor Who keine Staffage, sondern spielt tatsächlich eine wichtige Rolle im Verlauf der Serie. Hier geht man nun auf die pakistanische Herkunft von Yas ein und beleuchtet ein Kapitel der Geschichte des indischen Subkontinents, das in den westlichen Medien sehr wenig Beachtung findet. Während der Umsiedlungen im Zuge der indischen Teilung kam es zu vielen schrecklichen Gewaltausbrüchen, hunderttausende Menschen starben, Millionen verloren ihr Zuhause.
So wird die Geschichte von Yas' Familie, die genau an der Grenze zu den beiden neuen Staaten lebt, exemplarisch für das große Ganze. Beklemmend und ernst geht es zu, insbesondere auf der Ebene der Menschen, aber auch der der Aliens. Die Timelady muss erkennen, dass auch sie die Thijarian zu schnell verurteilt und muss zudem am Ende hinnehmen, dass sie nichts gegen den Verlauf der Geschichte ausrichten kann. Sie muss mit ihren Freunden Zeuge eines fixed points in time werden. Symbolisch dafür ist die stehengebliebene Armbanduhr, die der Anlass für die Zeitreise ist.
Fazit zu Episode 6
So aufgeregt-laut die vorangegangene Episode war, so still und traurig ist diese. Solch ein Thema in Doctor Who zu verarbeiten, ohne eine Form von Happy End zu bieten, wie man es selbst noch in The Fires of Pompeii finden konnte, ist erzählerisch sehr stark und passt doch in das Schema dieser bisherigen 11. Staffel. Dass dies gerade bei einem eher optimistischeren Doctor passiert, macht das ganze umso eindrücklicher.
Eine fröhliche Füllerepisode und ein echtes dramatisches Highlight – nicht nur dieser Staffel, sondern seit dem Neustart insgesamt. Doctor Who bietet Abwechslung wie sonst kaum eine Serie.