Der Doctor möchte mit ihren* Freunden etwas Tee genießen.
Das klappt nicht so ganz. Eine Invasion von Riesenspinnen und ein amerikanischer Immobilientycoon machen einen Strich durch die Nachmittagspläne.
»I love a conspiracy«
Der Doctor hat es endlich geschafft und die TARDIS zurück nach Sheffield gesteuert – eine halbe Stunde, nachdem sie und ihre drei neuen Freunde in der ersten Folge wegteleportiert wurden. Dort angekommen, lädt Yas alle erstmal zum Tee mit ihrer Familie ein. Nur Graham setzt sich ab; ihn holt die Realität ein, dass er gerade seine Frau verloren hat und ihn nun als Ruheständler eine leere Wohnung voller Erinnerungen erwartet.
Auch der Doctor wirkt etwas geknickt, da nun der Abschied von den dreien gekommen ist. Aber zuerst gibt es Tee.
Währenddessen geschehen merkwürdige Dinge. Überall in Sheffield findet man große Spinnennetze, irgendwas stimmt nicht mit dem Müll, eine Nachbarin von Yas' Familie ist seit Tagen nicht mehr da und in einem neuen Luxushotel kocht ein amerikanischer Immobilienmogul vor Wut. Etwas seltsames geht in dem Hotel vor, das kurz vor der Eröffnung steht. Es könnte seinen Ruf ruinieren und seine Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur 2020. Als erstes schmeißt er die Managerin raus – Yas' Mutter.
Und natürlich hat das alles miteinander zu tun. Als dann plötzlich Spinnen von der Größe einer Katze (und später noch größer) auftauchen, die auch Menschen töten, ist es Zeit, schnell zu handeln.
»You should be asking: what spider did this?«
So entwickelt sich ein für die Halloweenzeit platziertes gruselig-ekliges Abenteuer, das Spinnenhassern alle Haare zu Berge stehen lassen wird. Aber auch politisch-aktuell wird einiges aufgefahren.
Da ist dieser aufbrausende, berühmte amerikanische Geschäftsmann, der vor allem Hotels betreibt und gleich in der ersten Szene jemanden feuert – aber er ist nicht Trump! – und neben seinen Neurosen keinerlei Empathie aufbringt, außer für sich selbst – aber er ist nicht Trump!
Er hat politische Pläne, möchte Präsident werden – aber er ist NICHT Trump!
Man soll diesen Namen gar nicht erwähnen.
Chris Noth (Sex and the City) spielt den Mann mit dem Allerweltsnamen Robertson (ein Gaststar, der zeigt, wie weit Doctor Who in seinem internationalen Ansehen inzwischen gekommen ist). Dabei wird die Figur aber nicht zu einer Parodie. Noth gibt ihm ähnliche Charakterzüge, aber nicht die Manierismen oder den Duktus von Trump. Wahrscheinlich bildet sich Donald Trump ein, er hätte die Klasse und das Charisma wie ein »Mr. Big«, aber das ist ein anderes Thema.
Letzten Endes ist Robertson mitverantwortlich für die Riesenspinnen und zum Schluss hat man mehr Mitgefühl für die riesigen Achtbeiner als für den Trump-Verschnitt. Allerdings verflacht die zunächst subtile Satire auf den US-Präsidenten immer mehr und wird immer platter in ihren Anspielungen. Das ist schade, hier wäre es besser gewesen, auf die Intelligenz der Zuschauer zu setzen, anstatt mit dem Holzhammer zu kommen.
Auch die Auflösung zur die Herkunft der Spinnen kommt doch recht konventionell daher. Hier hat man deutlich mehr Augenmerk auf Kampf gegen die Spinnen gelegt. Wieder einmal muss das Team, diesmal durch ein paar Personen verstärkt, alles aufbringen, um heil aus der Sache rauszukommen – auch wenn man dafür in dunkle Höhlen hinabsteigen und große Spinnen mit einem Kochtopf fangen muss...
Team TARDIS zur Rettung!
Gelungener sind im Vergleich dazu die Charaktermomente der Hauptfiguren. Wir lernen die Familie von Yas kennen, die sie laut eigener Aussage – und das nicht zu unrecht – in den Wahnsinn treibt. Zum Beispiel interessiert sich ihre Mutter selbst im Angesicht größter Bedrohung noch für ihr Liebesleben. Der Doctor? Ryan? Man muss ja mal nachfragen.
Graham dagegen sehen wir von seiner einsamen Seite. Er hält innere Zwiesprache mit seiner verstorbenen Frau Grace und es wird klar, das ihm derzeit nicht viel bleibt, was sein Leben ausfüllen kann.
Ryan hingegen wird mit einem Brief seines entfremdeten Vaters konfrontiert. Er möchte, dass Ryan nach dem Tod von Grace zu ihm zieht. Davon hält der junge Mann schlichtweg gar nichts.
Alle haben also ihre Gründe, warum ihr normales Leben eher ein Grund zum Fernbleiben ist.
Der Doctor muss sich derweil nach eigener Aussage noch sortieren und tut sich in Gesellschaft etwas schwer. Gerade Small Talk ist nicht ihre Sträke. Bei der Lösung des Mysteriums und dem Bekämpfen von Monstern, gleich welcher Art, ist sie aber ganz in ihrem Element und kann einmal mehr mit ihrer entschiedenen, aber dennoch positiven Art überzeugen
So kommen am Ende alle Companions zu dem Schluss, dass ein paar Reisen mehr mit dem Doctor doch das Beste im Moment sind. Diese ist natürlich hellauf erfreut, dass sie nicht alleine weiterreisen muss.
Team TARDIS ist geboren.
Fazit
»Arachnids in the UK« ist von der Idee her nicht die originellste Episode, dennoch kann man ihr sehr viel Kurzweiligkeit bescheinigen. Gerade die Szenen mit den Spinnen sind gelungen, was sowohl den Spannungsaufbau, als auch insbesondere die Spezialeffekte angeht. Wenn man da an Doctor Who-CGI-Monster wie den Werwolf oder die Riesenwespe denkt, wird deutlich, wie groß der Sprung in der Animationstechnik ist.
Die Spinnen hier sind fotorealistische eklige Viecher, die aber trotzdem nicht für eine reine Monstershow eingesetzt werden, sondern im Schatten auf ihre Opfer lauern. Und wenn sie hervortreten, überkommt einen sofort dieses Schüttelgefühl.
Auch die Weiterentwicklung der Hauptcharaktere sieht man gerne. Chris Chibnall baut hier nach und nach ein Team auf, aus dem jeder eigentlich auch allein mit dem Doctor reisen könnte. Statt wie früher bestimmte Charaktere immer mal wieder dazuzuholen (s. Mickey oder Wilfred Mott), werden alle gleich mit ins Boot geholt und so die Lasten gut verteilt.
Die bewusste Entscheidung, beim Doctor zu bleiben, ist ebenfalls ein schöner und vor allem erarbeiteter Moment, der für die neue Staffel eine wichtige Zäsur ist.