Liam Neeson wird mal wieder kopfüber in eine atemlose Hetzjagd geworfen in dieser erneuten Zusammenarbeit mit Regisseur Jaume Collet-Serra. Diesmal an Bord eines Zuges. Einsteigen, und Türen schließen!
Mord im Pendler-Zug
"The Commuter" koppelt fast schon klassisch an die anderen Kooperationen der Beiden an. Liam Neeson spielt wieder den unbescholtenen Jedermann. Versicherungskaufmann Michael ist bescheiden, freundlich und ein liebender Familienvater, der jeden Tag in im hässlichen Pendlerzug aus seinem ruhigen New Yorker Vorort nach Manhattan zu Arbeit fährt. Doch sein beständiger Tagesrhythmus wird durch ein unmoralisches Angebot auf die Probe gestellt. Gegen eine lukrative Summe soll er eine unbekannte Person im Zug finden, bevor diese aussteigt. So lange er sich an den Plan hält, treffen ihn keinerlei Konsequenzen. Ansonsten… führen ihm die dunklen Hinter(frauen?) recht schnell vor Augen, wie weit ihr Arm reicht. Unser Held wider Willen streift zunehmend gehetzt durch die Gänge des Zugs, auf der Suche nach einem Ausweg. Aber die Weichen dieser Verschwörung sind schon lange gestellt und Michael der perfekte Strohmann…
The Man on the Train
Der Film fährt sichtbar auf derselben Linie wie "Non-Stop": ein alltägliches Verkehrsmittel, viele unschuldige Leben in Gefahr, mysteriöse Verschwörungen und fast deckungsgleiches Personal bieten den Nährboden, auf dem Collet-Serra wieder einmal Urängste ankitzelt. Wer öfters Zug fährt und vielleicht ein wenig gesunde Paranoia im Gepäck hat, der wird sich schnell wiederfinden in vielen Szenen dieses wahr gewordenen Passagier-Albtraums. Liam Neesons glaubwürdige Darstellung des kleinen Rädchens mit etwas Rückgrat erschafft die dafür integrale Bezugsperson. Er ist die Lokomotive eines durchweg überzeugende Schauspiel-Ensembles und verleiht dem Kammerspiel die nötige Dichte, um den Zuschauer in seinen Bann und über genreübliche Logik-Lücken hinweg zu ziehen.
Alles nach Fahrplan
Der andere Teil des Erfolgs ist dem routinierten Handwerk von Jaume Collet-Serra zu verdanken. Mit ihm sitzt ein alter Action-Hase am Steuer, der seine Formel perfekt beherrscht und auch im beengten Zugabteil schöne Bilder findet. Durch seine Kamera- und Schnittarbeit gelingt es, die aprupten Tempowechsel mit Bravour zu meistern.
Der Film beginnt mit einer sympathischen Montage aus Michaels beschaulichem Leben, in dem jeder Tag gleich abläuft. Selbst der Big Apple schimmert im Herbstregen eigentlich beruhigend ordinär. Die Volten der einsetzenden Verschwörungsstory kann er sodann geschickt durch gesteigertes Pacing umfahren. Dazu trägt auch der Soundtrack bei, welcher die typischen Geräusche einer Zugfahrt musikalisch einfängt und uns auf die Reise schickt in Richtung der näherkommenden Gefahr. Trotz explosivem Finale verpufft die Spannung auch danach nicht im langen, ruhigen Epilog. Mit ausreichend Identifikationsmöglichkeiten locken zwei Action-Meister uns in ihre hanebüchene Story und bevor wir wirklich zum Nachdenken kommen, lassen sie uns rechtzeitig wieder aussteigen. In solch ein sicheres Händchen für Actionfilme begebe ich mich gerne!
Pünktlich auf die Minute
Das wurde nach dem enttäuschenden "Mord im Orient-Express" auch höchste Eisenbahn. Mit "The Commuter" rollt der Winter der Züge nun weiter, endlich in wilder Fahrt. Für diesen Thriller lohnt es sich definitv ein Ticket ins Kino zu lösen.
Bild und Trailer:
Studiocanal Deutschland