Und die Krähen rufen "DOCTOR! DOCTOR!" ...
Im schönen, aber kalten Schottland treibt im 2. Jahrhundert n. Chr. ein Monster sein Unwesen. Es hat eine ganz römische Legion und fast alle Einwohner des Ortes getötet. Übrig sind jeweils eine Handvoll viel zu junger Leute auf beiden Seiten.
Doch der Doctor erkennt, dass die Gefahr noch viel größer ist.
SPOILER
Tod durch Schottland
Der Doctor, Nardole und Bill gehen auf einen kleinen Trip, um einen Disput über die Römer in Schottland zu klären. Was ist mit der 9. Legion geschehen? Eine Frage, die tatsächlich wissenschaftlich nicht geklärt ist. Sind sie einfach gegangen oder gab es eine große Schlacht?
Weder noch.
Ein Monster aus einer anderen Dimension hat sie alle getötet. Die Leichen sehen aus, als hätten sie Jahrzehnte in völliger Dunkelheit gelegen. Das Tor zu der anderen Dimension sollte eigentlich von den hiesigen Einwohnern bewacht werden. Es befindet sich in einem der zahlreichen Steinmäler der Pikten, doch anstatt die Wesen zurückzuhalten, hat die junge Kar eines freigelassen, um gegen die verhassten Römer vorzugehen. Doch sie weiß nicht, was sie damit angerichtet hat.
"Ihr habt alle nur Angst!"
"The Eaters of Light" ist ein Novum für die wiederbelebte "Doctor Who"-Serie. Zum ersten Mal wurde das Drehbuch von einem Autor, bzw. in diesem Fall einer Autorin, der klassischen Serie geschrieben. Rona Munro schrieb aber nicht nur irgendeine Folge, sondern die letzte Story, mit der Classic Who 1989 (vorerst) zu Ende ging.
Die Episode setzt von Anfang an auf eine sehr stimmige Atmosphäre aus Nachtszenen und herrlichen Landschaftsaufnahmen Schottlands, die trotzdem nicht freundlich wirken, sondern durch die harte, kalte Herbstsonne etwas einzigartig beunruhigendes haben.
Die Charaktere der Pikten und Römer bilden einen interessanten Gegensatz zur vorangegangenen Folge "Empress of Mars". Dort hatte man erfahrene Kämpfer, die, von Gier und Kriegslust getrieben, fast in den Untergang rennen. Hier hat man zwei Gruppen, die eigentlich nur aus unerfahrenen Teenagern bestehen. Die Pikten, die die großen Krieger markieren und dabei völlig überfordert sind und die Römer, das letzte Häuflein Überlebender der Schlacht, angeführt von einem 18-Jährigen, der nicht weiß, was er tun soll und nicht als Feigling dastehen will.
Insofern ist die Gestaltung der Charaktere, in erster Linie durch die Anführer Kar und Lucius, besser gelungen als in der Episode zuvor, weil sie zugänglicher und menschlicher sind. Wobei der Ansatz aber auch völlig anders ist. Dort ist das Science-Fiction-Element wichtiger, dem sich die Figuren unterordnen, hier geht es mehr darum zu zeigen, wie sich das Science-Fiction-Element auf die Charaktere auswirkt.
Das hebt die eine Folge nicht über die andere, sondern zeigt, wie variantenreich in "Doctor Who" erzählt werden kann. Das stete Element ist aber weiterhin der Doctor, der hier wieder ganz der 12. sein darf.
"Dies ist ihre Bestimmung, nicht deine"
In dieser Episode kann Peter Capaldi seine ganz Bandbreite des 12. Doctors ausspielen, d.h. mehr abschätzige Kommentare, mehr Ernsthaftigkeit und auch der typische Hang zu mehr Fatalismus als seine Vorgänger kommen hier voll zur Geltung. Dass das bei manchen Fans nie so gut ankam, ist nicht wirklich nachvollziehbar, da gerade bei Stories, die mehr auf Grusel setzen, sein Doctor besser hineinpasst.
Seit sich die Serie nicht mehr allzu sehr um das Innenleben des Charakters dreht, zeigt sich auch das volle Potenzial der Figur. Denn trotz der Düsternis darf er immer ironische Spitzen einstreuen, die dann umso mehr wirken. Die innewohnende Traurigkeit der Figur gleicht die harte Schale aus, dies wird besonders ganz zum Schluss deutlich (s.u.).
Allerdings teilen sich Capaldi und Pearl Mackie in "The Eaters of Light" die Verantwortung, wenn es darum geht eine Lösung zu finden. Hier kann man sehen, wie gut die beiden inzwischen als Team arbeiten und wie sehr Bill als Charakter gewachsen ist.
Am Ende ist es auch Bill, die verhindert, dass der Doctor sich für die höhere Sache opfert und weist ihn prophetisch darauf hin, dass dies nicht sein Schicksal ist. Was das genau sein wird, erfahren wir dann in den beiden kommenden, letzten Episoden.
Die Story um Missy wird auch weiter verfolgt, der Doctor möchte gern an einen Wandel ihres Wesens glauben. Aber genau wie wir ist er nicht wirklich sicher, ob dies nicht nur ein weiteres falsches Spiel von ihr ist.
Fazit
Eine sehr stimmungsvolle, figurenmäßig starke Episode mit einem hervorragend funktionierenden 12. Doctor, gespickt mit schönen Who-typischen Details (etwa dass Krähen reden können, aber seit Jahrhunderten aus einem bestimmten Grund nur "Kar" rufen).
Ein guter Abschluss für die regulären Abenteuer, bevor wir dann ins Finale gehen, wo wir die Mondassian Cybermen und den Master in Gestalt von John Simm wiedersehen werden.
Bildnachweis TV-Set: CC-BY-SA-3.0 Bjoertvedt