Einmal mehr möchte DC, bzw. Warner Bros. zeigen, dass sie doch gute Superhelden-Filme machen können und präsentieren einen weiteren Charakter für den bald anstehenden "Justice League" Film. Mit "Wonder Woman" gibt es nun man den ersten großen Superheldenfilm mit einer Frau in der Hauptrolle. Doch kann Gal Gadot als Wonder Woman überzeugen und am Ende das Filmuniversum von DC/Warner Bros. noch retten?
"Ich wollte immer die Welt retten!"
Auf der von der Außenwelt verborgene Insel Themyscira leben die Amazonen. Eine weibliche Kriegerrasse, die einst von den Göttern des Olymp erschaffen wurden, um die Welt vor Ares, dem Gott des Krieges zu schützen. Unter ihnen wächst Diana auf, die schon sehr früh großes Interesse an Selbstverteidigung und den Kampf gegen das Böse zeigt. Als eines Tages ein Mann mit einem Flugzeug vor der Insel abstürzt, zögert Diana nicht ihn zu retten.
Schnell erfährt sie vom großen Krieg, der die ganze Welt erschüttert. Diana weiß, dass dies das Werk von Ares ist und möchte helfen. Schweren Herzens läßt ihre Mutter, die Königin der Amazonen, sie ziehen, um der Welt das größte Geschenk der Götter zu geben. Diana hat nur einen Wunsch. Sie will die Welt von dem Krieg befreien und die Menschheit schützen. Doch dies wird keine leichte Aufgabe und am Ende erfährt sie mehr in dieser neuen Welt, als ihr lieb ist.
"Ich kann nicht tatenlos zusehen, wenn Unschuldige ihr Leben verlieren!"
Als Marvel begann, sein "Cinematic Universe" zu schmieden, schaute Warner Bros. ziemlich neidisch hinüber. Also musste ein eigenes her, groß und traditionsreich genug war res ja.
Den Anfang sollte der strahlendste Held von DC machen: Superman. Mit "Men of Steel" bekam man dann aber leider eine komplett merkwürdige Version des Stählernen. Die Action war sehr übertrieben und von den Handlungen des Hauptcharakters sehen wir mal kurz ab. Dennoch wertete der nächste Film diesen sehr auf.
Mit "Batman v Superman: Dawn of Justice" steuerte man einer kompletten Katastrophe entgegen. DC/Warner Bros. heimste dafür massig negative Kritik ein. Mit dem Trostpflaster des "Ultimate Cuts" in DVD oder BluRay-Form setzte man dem ganzen noch die Krone auf. Darum entschloss man sich beim "Suicide Squad" zu Nachdrehs, um ein wenig mehr "Witz" in die Sache zu bringen. Leider klappte das auch nicht und die einzig nennenswerte Szene war ein Baraufenthalt aller Charaktere, wo man ihnen für diesen einen Moment einmal Tiefe verlieh und sie reizvoll machte.
Trotz der guten Leistung von Will Smith und Margot Robbie, blieb der Film hinter den Erwartungen zurück und man winkte bei den nächsten Projekten schon genervt ab. Allerdings wollte DC/Warner Bros. endlich ihren "Justice League"Film bringen, um gegen Marvels "Avengers" eine Antwort zu haben. Nur war vorher noch ein Film geplant, der die Wogen noch glätten konnte, mit einer Heldin, die zwar sehr wichtig im DC Universum ist, aber mit der die wenigsten Berührungspunkte haben. Sollte dies ein weiterer Fehler gewesen sein?
Die Antwort ist: Nein. Denn mit "Wonder Woman" macht DC es endlich richtig. Die Charaktere sind gut geschrieben, die Action stimmt bis auf ein paar wenige Punkte und das Setting des Filmes ist sehr gut ausgearbeitet. Die Story ist zwar ein wenig vorhersehbar und bietet nicht so viele Überraschungen, dennoch unterhält sie einen über den gesamten Film.
So gehe ich sogar so weit zu sagen: in einem direkten Vergleich mit "Captain America - the First Avenger" schlägt "Wonder Woman" als Kriegs-Superhelden-Film diesen um Meilen. Ich mache mich zwar hiermit gerade bei meiner Kollegin Christin sehr unbeliebt, aber die Darstellung des Schreckens des Weltkrieges, sei es nun eben der erste oder auch der zweite, klappen bei "Wonder Woman" einfach besser. So hatte man bei "Captain America" nie wirklich wahrgenommen, wieviel Leid und Schrecken dieser Krieg mit sich brachte. Er diente vielmehr nur als Action-Kulisse. Das passt zwar zur tatsächlichen Geschichte von als Propaganda-Figur, aber DC/Warner Bros. scheut sich hingegen nicht, hier eine realistischere Seite zu zeigen. So sieht man Verwundete, leidende Menschen und schlimme Schicksale.
"Es ist unsere heilige Pflicht, die Welt zu verteidigen..."
Gal Gadot funktioniert so unglaublich gut als Diana alias Wonder Woman. Nicht nur, dass sie den Körper dafür hat, nein auch schauspielerisch sitzt das perfekt. So hat Diana nichts von der weiten Welt gesehen und erlebt viele Dinge zum ersten Mal. Das spielt Gadot so überzeugend, dass die taffe Kriegerin richtig niedlich rüberkommt, wenn sie zum ersten Mal Schnee sieht oder ein Eis isst.
Man nimmt es ihr komplett ab, dass es aufregend neu ist und ihr Spass macht. Umso mehr versteht man ihre Motivation, diese Welt zu erhalten und vor dem Krieg zu retten. Ebenfalls begreift sie nicht, warum die Männer, Generäle und wichtigen Oberhäupter nicht jeden einzelnen retten wollen, sondern lieber Sachen aussitzen oder gar ignorieren. Sie schafft es innerhalb des Filmes die mutlosen Soldaten aufzuraffen und ein kleines Dorf, welches schon seit einem Jahr von den Deutschen besetzt ist, zu befreien. Hier ist es so viel mehr als nur ein Superheld, der seiner Arbeit nachgeht. Diana kümmert diese Welt und die hilflosen Menschen darin. Sie macht das nicht, weil sie eine Superheldin ist, sondern weil sie schützen möchte. Wirklich großartige Leistung.
Chris Pine ist Captain Steve Trevor, ein britischer Spion, der etwas sehr wichtiges den Deutschen gestohlen hat und eine Bruchlandung auf Themyscira erleidet. Er erzählt Diana vom großen Krieg und dem Unheil auf der Welt. Zusammen mit ihr reist er zurück nach London, um den Krieg zu beenden. Jedoch bleibt er realistisch und weiß, dass man nicht alle retten kann. Pines Charakter ist ein sehr gutes Gegenstück zu Wonder Woman, da er einiges an Elend gesehen hat und weiß, dass man vieles nicht verhindern kann und das große Ganze sehen sollte. Allerdings will auch er nicht nur abwarten, sondern das alles beenden. Pine hat hier ebenfalls wirklich gute Szenen. So hat Steve es schwer, dem Tatendrang von Diana Einhalt zu gebieten. Auch so stößt er oft an seine Grenzen ihr zu erklären, warum die Welt so handelt und es so viel Leid gibt. Das klappt sehr gut und zeigt die Zerissenheit des Charakters, der nicht aufgeben will, aber eben auch nur ein Mensch ist.
Allerdings gibt es dann doch zwei Charaktere, die nichts weiter sind als austauschbare Bösewichte. Danny Huston und Elena Anaya spielen General Ludendorff und Doktor Poison. Beide wollen nichts lieber, als den Sieg der Deutschen und setzen alles daran, dass Poisons finales Gift den Sieg bringt. Beide sehnen sich nach Zerstörung und sind eben böse. Mehr erfährt man dann auch nicht. Eine genauere Motivation, gerade von Doctor Poison, gibt es nicht so wirklich. Klar, es herrscht Krieg und beide Seiten wollen gewinnen, aber da hätte ich mir schon mehr gewünscht.
Was mir auch sehr gefallen hat, war die kleine Gruppe an Männern, die mit Diana und Steve an die Front gingen. So haben wir Said Taghmaoui als Sameer, Ewen Bemner als Charlie und Eugene Brave Rock als den Chief. Jeder der drei bekommt eine genaue und gute Charakterisierung und man hat Angst, dass sie den Krieg nicht überleben. Viele kleine, einzelne Szenen verschaffen ihnen Tiefe. Um wieder einen Seitenhieb Richtung "Captain America" zu geben: bei den "Howling Commandos" war dies nicht der Fall.
Die Amazonen sehen ebenfalls sehr glaubwürdig aus und überzeugen in ihren kurzen Szenen. So sind die meisten Darstellerinnen wirklich gut durchtrainiert. Auch ihre Art zu kämpfen, was gleichzeitig deren Schwachpunkt gegen die Waffen des ersten Weltkrieges darstellt, wird gut in Szene gesetzt.
"...und das werde ich tun!"
Es gibt sehr viel CGI und Slow Motion im Film. Das tut dem Film mal gut und dann auch mal wieder nicht. Gerade in einigen Szenen wirkt das CGI nicht schön. Aber wirklich störend ist es nicht. Die Musik ist natürlich wieder die aus "Batman v Superman", die ich ja eigentlich nicht mag. Dann gab es aber folgende Szene: Diana stürmt das erste Mal in voller Montur ein Haus mit deutschen Soldaten und legt eine tolle Actionszene ab. Die Musik schwoll an und ich bekam Gänsehaut. Dass der Film sowas schafft, mit einem verhassten Musikstück, sowas auszulösen, rechne ich ihm hoch an, denn dieser Moment war schon ziemlich cool. Auch so sind die paar Actionszenen gut dargestellt. So gibt es tatsächlich nicht so viele, aber wenn sie kommen, dann auch ordentlich. Dieser Wechsel zwischen doch ernsteren Tönen, komischen Szenen und dann eben der Action klappt hervorragend.
Ja, der Humor bei "Wonder Woman" ist gut gelungen. Manchmal übertreiben sie es etwas, aber das ist alles noch im Rahmen. Es funktioniert durchaus, dass man im DC Universum lachen kann.
Worauf ich ebenfalls noch einmal eingehen möchte ist die "Frauenrolle" Wonder Woman. Denn viel zu oft werden die Frauen als knallharte Kampfmaschinen oder Männer mit Brüsten dargestellt, die kaum Ecken und Kanten haben, sondern unter dem "Michelle Rodriguez"-Klischee bekannt sind.
Sie dürfen kaum Gefühle zeigen oder nur sehr reduziert oder sind am Ende doch nur die hilflose Dame in Not. Oft schafft man es nicht, eine starke Frau darzustellen, die eben auch mal normale Gefühle zeigen darf. Hier möchte ich den Vergleich mit Marvels Black Widow alias Scarlett Johansson anstrengen. Bei ihr wird viel auf den Erotikfaktor geschaut. Klar, Johansson ist eine wunderschöne Frau und das darf man ruhig zeigen.
Allerdings wirken ihre emotionalen Szenen in "Age of Ultron" nicht überzeugend. So nehme ich ihr keine wirklichen Gefühle für Bruce Banner/Hulk ab und auch nicht, dass sie traurig ist, weil sie niemals Kinder bekommen kann. Das schafft Gadot in ihrer Rolle viel besser. So weist sie die sehr dominante Männerwelt des frühen 20. Jhd. in ihre Schranken, lässt sie dabei aber nicht dumm wirken. Etwas ganz wichtiges, was z.B. "Ghostbusters" total verhauen hat. Dort sollten es ebenfalls starke Frauen gegen die böse Männerwelt sein. Jedoch waren da die Herren der Schöpfung alle strotzendoof.
Hier wirken die Männer und Frauen gleichwertig. Jeder hat Schwächen und braucht den anderen. Steve rettet Diana mehrere Male das Leben mit gezielten Schüssen, während Diana immer wieder darauf hinweißt, wie wichtig jeder einzelne der Gruppe ist, um diesen Krieg zu beenden. Keiner kommt zu kurz oder wird als dumm oder dominant dargestellt. DC/Warner Bros. hat hier so etwas gutes vorgelegt, was Marvel erstmal nachmachen muss.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings dann doch. Eigentlich zwei, denn manchmal zieht sich der Film etwas. Aber das ist noch zu verschmerzen. Schlimmer ist dann leider der Endkampf, der eben dieselben Fehler macht wie schon "Man of Steel" oder "Batman v Superman". Ab einem gewissen Punkt ist es einfach zu viel. So prügelt sich Diana derart mit dem Oberschurken, dass alles explodiert und kaputt geht. Eine zu große CGI-Schlacht. Zwar muss man zugute halten, dass diesmal keine gesamte Stadt zerstört wurde, aber man sollte in Zukunft darüber nachdenken, mal einen Gang zurückzuschalten. So war der Anfang des Kampfes noch durchaus gut. Etwas mehr Bodenständigkeit wäre sehr angebracht.
Fazit
DC/Warner Bros. haben es geschafft! Mit "Wonder Woman" bekommen sie endlich die Kurve und bieten erstmals eine gute Konkurrenz zu den Marvel Filmen. Ich gehe sogar soweit zusagen, dass Marvel ranklotzen muss, um ebenfalls einen weiblichen Superhelden so perfekt darzustellen. Gal Gadot ist überragend in ihrer Rolle als Diana. Sie zeigt Emotionen, die sehr glaubhaft sind und den Charakter näherbringen. Außer den Bösewichten sind eigentlich alle Charaktere wirklich gut geschrieben.
Die Story hat manchmal ein paar Längen, die aber zu verschmerzen sind. Die Action ist bis auf den Endkampf sehr gut gelungen und die Abwechslung zwischen ernsten Szenen, witzigen Einlagen und gut gemachter Action überzeugt. Zusätzlich schafft es der Film das Leid und den Schrecken des Ersten Weltkrieges rüberzubringen.
Komplette Empfehlung für diesen Film, den jeder Superhelden-Fan gesehen haben sollte. Alle anderen werden aber auch ihre Freude haben, denn hier ist ein Sommerblockbuster, der überzeugt.
Bitte versaut es jetzt nicht wieder mit der "Justice League"! Bitte DC/Warner Bros.!