Ein ganz normaler Tag auf Arbeit ist dieser Film absolut nicht. "Das Belko-Experiment" stellt die Belegschaft einer Firma vor die unmenschliche Wahl, ihre eigenen Kollegen umzubringen, um zu überleben. Allerdings klingt das schlimmer, als der Film eigentlich sein will. Doch was will der Film sein?
Story
Irgendwo in der Nähe von Bogotá, der Hauptstadt von Kolumbien, steht das Gebäude von Belko Corp., einer Firma, die es kolumbianischen Firmen erleichtern soll, US-amerikanisches Personal zu rekrutieren. Und das ganze sogar auf Non-Profit-Basis.
Das Betriebsklima ist sehr gut, durch die abgeschiedene Lage im Ödland Kolumbiens werden auch Pausen und mehr gemeinsam verbracht. Aufgrund der schwierigen Sicherheitslage in Kolumbien ist jeder Mitarbeiter, der von außerhalb kommt, mit einem Chip im Nacken versehen. Durch diesen Chip kann die Person im Falle einer Entführung geortet werden.
Die Mitarbeiter sind die typischen Büromitarbeiter, wie man sie von seiner eigenen Arbeit kennt. Der tuffige Kollege, der Kiffer, der alles locker sieht, der ängstliche Neuzugang, der Computer-Nerd, die Hausmutti, der Familienvater.
Doch dann beginnt die Katastrophe. Das Gebäude wird abgeriegelt, die Fenster und Türen mit Stahlplatten versperrt und eine mysteriöse Stimme aus den Lautsprechern verkündet, dass von den 76 Mitarbeitern innerhalb der nächsten zwei Stunden 30 sterben müssen. Wie, ist egal. Sollten weniger als 30 tot sein, so werden zu diesem Zeitpunkt 60 Mitarbeiter per Zufall getötet.
Zunächst nimmt die Belegschaft die Drohung nicht ernst und versucht mit den verfügbaren Mitteln die Türen oder Fenster wieder zu öffnen, doch leider vergebens. Der Ernst der Lage wird ihnen jedoch sehr deutlich bewusst, als die Köpfe von vier Kollegen explodieren. Die implantierten Tracker-Chips entpuppen sich als Bomben, die für einen schnellen, blutigen Tod sorgen.
Hintergrund
Regie führte Greg McLean, der bereits mit seinem Horror Film "Wolf Creek" und dessen Fortsetzung "Wolf Creek 2" großes Aufsehen erregte.
Das Drehbuch stammt aus der Feder von James Gunn, der bei beiden "Guardians of the Galaxy"-Filmen sowohl für das Buch als auch die Regie verantwortlich war. Horror-Erfahrung hatte er bereits mit dem Drehbuch zur jüngsten Version von "Dawn of the Dead" sammeln können.
Auch bei den Schauspielern wurden erfahrene Darsteller ausgewählt. So findet man in der Hauptrolle des Mike Milch den mehrfach ausgezeichneten Theater- und Musicalschauspieler John Gallagher, Jr.
Als Gegenspieler dient Tony Goldwyn, der den Büroleiter Barry Norris darstellt. Goldwyn ist ein erfahrener Schauspieler, dessen letzte größere Rolle in der Erfolgsserie "Scandal" von Shonda Rhimes zu finden ist. Dort spielt er bereits sehr überzeugend an der Seite von Kerry Washington den U.S.-Präsidenten Fitzgerald Thomas Grant III. Zudem gab er Tarzan in dem gleichnamigen Disney-Film die Stimme.
Mike und Barry liefern sich eine Art Duell der Philosophien. Während Mike versucht eine "Wir-müssen-zusammenhalten-dann-kommen-wir-hier-raus"-Linie fährt, ist Barry der Meinung, dass man Dinge tun muss, die getan werden müssen. Ein Faden, der sich bis zum Ende des Films durchzieht.
Die Dramaturgie
Die Spannung baut sich langsam auf. Am Anfang ist noch heile Welt. Eine neue Mitarbeiterin bekommt ihre Einweisung, ein Liebespärchen begrüßt sich stürmisch, ein schräges Dreiergespann von Kollegen macht seine Witze darüber, dass irre sein bei Belko als fein gilt. Doch der Zuschauer merkt sehr schnell, dass etwas nicht stimmt. Es gibt neue Wachleute, die einheimnischen Angestellten werden nach Hause geschickt. In dem alten Flugzeughangar nebenan gehen Wachposten ein und aus.
Trotz des langsamen Aufbaus geschieht dann die eigentliche Kernhandlung sehr plötzlich und für den Zuschauer genauso überraschend wie für die Mitarbeiter. Plötzlich ist alles anders. Plötzlich stehen Personen im Vordergrund, die vorher gar nicht richtig wahrgenommen wurden. Sowohl als die Guten als auch die Bösen. Auch wenn der Handlungsverlauf in gewisser Weise vorhersehbar ist, überrascht der Film immer wieder mit Szenen, die man so nicht hätte erwartet. Und das zieht sich bis zur letzten Szene durch. Ein wichtiges Element eines guten Horrorthrillers. An dieser Stelle haben sowohl Drehbuchautor als auch Regisseur ganze Arbeit geleistet.
Das Thema selbst ist sehr beängstigend. Ein "Töte-oder-stirb"-Szenario in einer normalen Umgebung wirkt schon sehr beklemmend. Der Arbeitsplatz ist immerhin ein Ort, an dem man mehr als die Hälfte seiner Wachzeit verbringt. Hier hat man Menschen, die man mag, Freunde, Unsympathen. Und auch die Liebschaft am Arbeitsplatz dürfte jedem bekannt sein, zumindest aus der Beobachterposition.
Man wird während des ganzen Films dazu aufgefordert, darüber nachzudenken, wie man selbst in so einer Situation agieren würde. Und egal zu welchem Schluss man kommt, es wird einem nicht gefallen.
Die Schauspieler
Mit den beiden Hauptkontrahenten haben die Produzenten zwei hervorragende Schauspieler mit ins Boot geholt, die beide auf dem selben hohen Niveau liegen. Beide wirken sehr überzeugend in ihren Rollen, ohne dass sie an irgendeiner Stelle unglaubwürdig erscheinen. Beide stehen zu ihren Überzeugungen und tun alles, um diese entsprechend durchzusetzen.
Auch die Nebencharaktere wirken sehr glaubwürdig. Auch wenn ein Teil der Besetzung oft in Komödien und Sitcoms zu finden ist, leisten alle einen guten Job und tragen einen großen Teil zu der beklemmenden Atmosphäre bei.
Auf der anderen Seite fehlt es an Tiefe. Beide Hauptkontrahenten zeigen sich als starke Charaktere, doch von der Vergangenheit und den Beweggründen der beiden erfährt man fast gar nichts. Aber angesichts der hervorragenden Dramaturgie ist dies ein Punkt, der dem Film eher etwas genommen als gegeben hätte.
Fazit
Thomas meint...
"Das Belko Experiment" ist ein solider Horrorthriller. Auch wenn viele Rollen klischeehaft angelegt wurden, so ist er in sich stimmig. Wenn man sich als Zuschauer auf das Szenario richtig einlässt, wird dieser Film einen Nachhall in den eigenen Gedanken haben. Etwas, was ein guter Film dieses Genres ausmacht. Sehenswert!
Ronny meint...
Ich hatte die Möglichkeit diesen Film auf den FantasyFilmFest Nights zu sehen und er war eine gekonnte Abwechslung zu den an diesem Tag gezeigten ernsteren Sachen. So empfand ich den Film stellenweise durchaus lustig, auch wenn es mehr Momentkomik war. Am meisten hat mich der Film an "Severance" erinnert. Mir persönlich hat er sehr gefallen und tatsächlich konnte ich die Gesellschaftskritik ganz gut ausblenden und Spass an dem Film haben. Ich kann ihn getrost weiterempfehlen.