Jeder kennt die Legende von König Artus und dem legendären Schwert Excalibur. Guy Ritchie versucht aber mal einen anderen Ansatz und entstaubt die alte Geschichte. Gelingt dem "Snatch"-Regisseur seine Neuinterpretation oder scheitert er am englischen Mythos?
"Erzähl mir die Geschichte! Erzähl mir jede Einzelheit!"
Sinistre Zauberer, machthungrige Prinzen - das Königreich Britannien hat viel zu erdulden. Erst fällt um ein Haar das Schloss Camelot an einen Warlock, dann reißt des Königs eigener Bruder die Macht im Lande blutig an sich. Lediglich König Uthers Sohn Arthur gelingt die Flucht. Er wird in der Stadt Londinium von Prostituierten in einem Freudenhaus aufgezogen und verdient sich über die Jahre mit Gaunereien ein kleines Vermögen, welches er gut versteckt. Er lernt die Tricks der Straße kennen und beschützt fortan die Prostituierten vor allzu anhänglichen Freiern. Als dann der See vor Camelot ein Schwert in einem Felsen freigibt, beginnt Arthurs Leben. Allerdings will sein Onkel seine Macht nicht aufgeben und beginnt, Jagd auf Arthur zu machen.
"Sie lebten glücklich bis an alle Ewigkeiten!"
Guy Ritchie ist schon ein fantastischer Regisseur. Sein Stil ist charmant, schnell und dreckig. Gerade wenn es um Gauner-Geschichten geht, hat der Mann es absolut raus. So waren "Bube, Dame, König, grAs", "Snatch", "Revolver" und "Rock N Rolla" die Geheimtipps meiner Jugend. Aber auch "Sherlock Holmes" und weitere Ausflüge auf die Blockbuster-Leinwand haben mich sehr unterhalten. Doch gerade sein letzter Blockbuster "Codename U.N.C.L.E." kam nicht so gut an und viele befürchteten, dass er sich im Gewirr der Artus-Sage verlaufen könnte.
In Amerika wurde der Film auch ordentlich kritisiert. Viele kamen mit dem britischen Humor überhaupt nicht zurecht, das Pacing sei sehr schlecht zwischen den Fantasy-Parts und dem typischen Stil von Ritchie. Auch so wäre vieles einfach nicht stimmig.
Das kann ich so gar nicht unterschreiben. Ich mochte den Film und empfand ihn als angenehm frisch. Der Humor ist –natürlich – typisch britisch. Wer das nicht mag, wird auch keinen Gefallen an dem Film finden. Aber ich finde gerade die Szenen mit Arthurs Diebesbande, im typischen "dreckigen Gauner"-Stil von Ritchie gehalten, sehr gelungen. Der englische Slang mach diese, zumindest im Originalton, noch greifbarer.
Schwierigkeiten bereitet dann tatsächlich der Fantasy-Part. Wo bei "Sherlock Holmes" noch Charme und Mystik hervorkamen, ist alles Fantastische hier recht gleich. Das hat man so woanders alles schon einmal gesehen. Was ja nicht schlecht sein muss, aber es macht den Film dann auch nicht zu etwas Besonderem.
"Ihr wolltet eine Prophezeiung? Hier ist eure Prophezeiung!"
Charlie Hunnam gefällt mir richtig gut in der Rolle von Arthur. Er hat sehr viel Spaß und richtig Lust diesen Charakter zu spielen. Das merkt man in jeder Szene. Hier hatte Ritchie einmal mehr das richtige Gespür fürs Casting. Arthur ist ein Kind der Straße und hat so gar keine königlichen Gefälligkeiten. Er ist vorlaut, selbtstsicher bis an die Grenze zum Leichtsinn und hat vor nichts Angst. Ein kleines Großmaul, wenn man so will, und das passt zum Erzählstil. Hunnam spielt mit so viel Freude und es macht richtig Laune, ihm dabei zu zuschauen. Eine perfekte Besetzung.
Jude Law kann auch böse. Er spielt solche Rollen nicht oft, aber beherrscht es durchaus. Es gibt ein zwei Szenen, wo er vielleicht etwas übertreibt und in Lächerlichkeit abgleitet, aber macht insgesamt eine gute Figur. Als bösem Vortigern ist ihm nichts wichtiger, als Macht zu besitzen. Er ist eifersüchtig auf den rechtmäßigen Herrscher und spinnt unzählige Intrigen gegen ihn. Auf keinen Fall will er auf seinen Thron verzichten, als das Schwert zum Vorschein kommt. Law empfand ich in vielen Szenen als wirklich gefährlich. Man weiß nie, ob ein Charakter wirklich sicher ist oder er ihn nur ziehen lässt, um später sein Spiel mit ihm zu treiben.
Àstrid Bergès-Frisbey spielt eine Magierin, die keinen Namen hat. Man könnte viel spekulieren, wer diese geheimnisvolle Dame ist und ich hatte eine Theorie aufgrund einer Rückblende, aber wirklich wichtig ist dies nicht. Sie soll Arthur leiten und ihm den Umgang mit der Macht des Schwertes zeigen. Keine leichte Aufgabe, diesen Sturkopf davon zu überzeugen seine Macht auch anzunehmen. Bergès-Frisbey spielt sehr in sich gekehrt. Sie zeigt meist nur einen Gesichtsausdruck und verblasst im Ensemble der Darsteller. Es hat mich nicht gestört und im Zuge der Geschichte macht es Sinn, wie ihr Charakter dargestellt wird.
Hinzu kommen die vielen Nebendarsteller, die tolles leisten. So haben wir Aiden Gillen als Goosefat Bill, der Bogenschütze, der exakt so verräterisch lächelt wie in seiner "Game of Thrones"-Rolle Littlefinger. Djimon Hounsou als Sir Bedivere ist der Anführer einer kleinen Revolutionsarmee und hilft Arthur im Kampf gegen den bösen König Vortigern. Auch an den beiden Bandenfreunde von Arthur, Blacklack und Tristan, fand ich gefallen. Diese werden von Neil Maskell und Kingsley Ben-Adir dargestellt und zeigen zusammen mit Charlie Hunnam die besten Szenen im bekannten Stil von Guy Ritchie.
"Du wirst sehr schnell zur Legende!"
Der Soundtrack zu diesem Film ist erstklassig und lohnt auch die private Anschaffung. Folklore-Musik vermischt sich mit tiefen Tönen und verleiht der Welt unterstützt von ätherischen Gesängen ihren fantastischen, entrückten Charakter
Auch das Design und die Ausstattung des Filmes finde ich sehr schön umgesetzt. Die Kostüme klammern sich nicht zu sehr an historische Vorbilder, bleiben aber immer noch praktisch und bodenständig genug, um dem Gauner-Outifit einen glaubwürdigen Anstrich zu verleihen.
Guy Ritchie hat leider Probleme, klassisch angehauchte Fantasy in seinem eigenen Stil zu inszenieren. Trotz alldem ist er nicht schlecht gelungen. So empfinde ich die CGI-lastigen Kampfszenen nicht als anstrengend oder zu überladen. Der Endkampf ist ein einziges Gefecht zwischen Bildbearbeitungsprogrammen – aber es passte für mich.
Wie man gehört hat, soll die Realverfilmung von Disneys "Aladdin" auch von Guy Ritchie umgesetzt werden. Mit "King Arthur" hat er einen guten Probelauf vorgelegt und kann sein Gangster-Thema bei dem charmanten Lampendieb bestimmt noch wirkungsvoller umsetzen.
Fazit
Guy Ritchie stand hier vor einer schweren Aufgabe, die zumindest das US-Publikum als gescheitert sieht. Dieses Urteil kann ich aber nicht teilen, denn mir gefiel der Film. Die Mischung aus dreckigem Gauner-Film und Fantasy klappt stellenweise wirklich gut, manchmal merkt man aber, dass Guy Ritchie an seine künstlerischen Grenzen kam. Charlie Hunnam zeigt eine tolle Leistung als Arthur und auch die anderen Darsteller gehen in ihren Rollen auf. Die Geschichte ist erfrischend und der Soundtrack großartig. Das Design und die Ausstattung passt hervorragend zu Ritchies Vision.
Alles in Allem ein gelungener Film, sehr unterhaltsam und empfehlenswert. Auf keinen Fall verpassen und unbedingt im Kino anschauen – es lohnt sich wirklich.