Der mittlerweile 5. Film im "Alien"-Universum und die direkte Fortsetzung von "Prometheus". Mit "Alien: Covenant" will Ridley Scott zeigen, dass er die Hosen anhat und das "Alien"-Franchise besser prägen kann als jeder andere. Dabei gab es im Vorfeld schon viele Schlagzeilen, vor allem negative. Ist der Film am Ende gut oder aber hat Scott nach "Prometheus" eine weitere Gurke mit den Xenomorphs inszeniert? Wir haben viel zu bereden – sehr viel!
"Ihr alle habt so viel geopfert um hier zu sein!"
Das Kolonistenraumschiff Covenant ist auf dem Weg zu einem neuen Planeten. Unterwegs erleiden sie allerdings einen Unfall und entdecken dabei einen anderen Planeten, der scheinbar als besserer bewohnbarer Ort in Frage käme. Trotz Einwände des 1. Offiziers Daniels geht die Mannschaft auf Entdeckungstour. Dort finden sie nur mysteriöse Anzeichen einer Zivilisation. Hinzu kommt, dass sie nicht die einzigen Bewohner sind, denn auf dem Planeten wächst etwas, dass das Grauen hervorruft. Nur ein gestrandeter Bewohner kann ihnen jetzt noch helfen zu verstehen, denn er ist der einzige Überlebende der Prometheus.
"Was ist hier passiert?"
Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Gleich die Bombe platzen lassen oder das ganze erst einmal aufbauen?
Fangen wir mit dem Vorgeplänkel an. Ridley Scott, seines Zeichens ja der Schöpfer des "Alien"-Universums, hatte sehr viele Schlagzeilen um diesen Film verursacht. Viele waren eher negativ und ließen so langsam an diesem Mann zweifeln. Es gab Aussage wie, dass er keinen der anderen "Alien"-Filme je gesehen habe. Neill Blomkamps Versuch eines anderen "Alien"-Films kommentierte er lediglich mit "I don't give a shit!" und um die Namensgeschichte des Filmes könnte man eine eigene Kritik verfassen.
Kurz gesagt, der Film stand nicht gerade unter einem guten Stern. Trotzdem wollte ich ihn sehen. Ich liebe die ersten vier "Alien"-Filme. Ja, auch "Alien: Resurrection"! "Prometheus" war nicht die Erfüllung, aber ging gerade noch in Ordnung, auch weil die Bilder toll waren und die End-Credit-Szene für sehr vieles entschädigt hatte. Aber gerade bei diesem Film kamen so viele Fragen auf, die niemals beantwortet wurden. Das sollte sich ja aber nun ändern und Scott wollte sich der Kritik von "Prometheus" annehmen und es besser machen.
Ja, danke. Haste halt nicht geschafft. Stattdessen zeigt uns dieser Vollknallkopf eine unterdurchschnittliche Zehn-Kleine-Jägermeister-Story mit leichten Schöpfungsgeschichte-Anleihen, die aber schnell fallen gelassen werden und plumper Action und sehr sehr dummen Entscheidungen weichen. "Alien: Covenant" ist so ziemlich meine größte Enttäuschung für dieses Jahr. Ich denke sogar, dass "Justice League" besser sein wird als dieser Dreck.
Aber warum macht mich der Film eigentlich so wütend? Ganz einfach. Als langjähriger Fan erfreut man sich an dem gewissen Grundmysterium um die Xenomorphs. Im ersten Film wusste man nicht, wo die Eier herkamen oder was hier eigentlich los ist. Es war ein parasitärer Außerirdischer. Mit "Prometheus" ging man daran, langsam zu erklären, wie die Xenomorphs entstanden sind und dort wurde das auch noch recht gut umgesetzt.
Hier allerdings entmystifiziert man den Xenomorph komplett und das auf so plumpe dumme Weise, wie es nur geht. Ich werde das jetzt zwar nicht verraten, aber als die Szene kam, war ich drauf und dran das Kino zu verlassen. Es war wie ein Schlag in die Fresse der "Alien"-Fans.
Aber es gibt noch weit mehr Punkte. Zum einen ist da das CGI, was dem Xenomorph einfach nicht gut tut. Hätte man mehr mit Puppen gearbeitet, wäre die Bedrohung greifbarer gewesen. So verkommt es zu einem B-Movie-Horrormonster. Dazu kommt die Geburtsstunde des ersten wirklichen Xenomorphs, die so überinszeniert ist und lächerlich wirkt.
Auch schön: in einer Szene schauen wir sogar aus Sicht des Xenomorphs, was es vorher noch nie gab und auch komplett anders erklärt wurde. So erinnere ich mich, das mal gesagt wurde, das die Viecher gar keine wirklichen Augen haben, sondern in gewisser Weise blind sind. Das ist aber eher gefährliches Halbwissen und würde ich nicht unterschreiben. Fakt ist, dass man so viel um den Mythos des Xenomorphs kaputtmacht und ihn total lächerlich darstellt.
Ein weiterer Punkt, den ich so abgrundtief an diesem Film hasse, ist die Tatsache, dass so ziemlich die gesamte Crew aus sehr sehr dummen Menschen besteht.
Ein Beispiel, was gleich zu Anfang des Filmes passiert. Man hat nach einem Unfall das Raumschiff repariert. Nun empfängt einer der Crewmitglieder eine beschädigte Nachricht von irgendjemanden. Dabei finden sie raus, dass es nur zwei Wochen von ihnen entfernt einen anderen Planeten gibt, der noch besser zur Besiedlung geeignet ist.
Der Captain beschließt, dass man dann doch eher dahin fliegt, als noch weitere sieben Jahre zu dem eigentlichen bewohnbaren Planeten. Die einzige, die Einwände hat, ist die Hauptfigur Daniels. Sie erklärt auch sehr logisch, warum sie Einwände hat. Man hätte ja Jahrzehnte damit verbracht, einen geeigneten Planeten zu finden, der kolonisiert werden kann. Man hat unzählige Messungen vorgenommen und alle Möglichkeiten abgewogen. Man hat sich verdammt noch mal intensiv damit beschäftigt, ob das nun wirklich der richtige Planet ist. Das alles wird nun über Bord geworfen, weil kurze Daten sagen, der ist besser. Als ob der Film sich selbst verarscht.
Solche dummen Szenen gibt es zuhauf und es reisst einen immer wieder raus, wenn man vielleicht ein wenig im Film drin ist. Die Crew geht sehr leichtsinnig mit der Entdeckung und Erkundung des neuen Planeten um, hat keine Ahnung, wie man sich in möglichen Gefahrensituationen verhält und ja es gibt – wie bei "Prometheus" – eine Szene, in der ein außerirdischer Organismus präsentiert wird und der Mensch noch extra reingreift oder damit agiert, als ob keinerlei Gefahr zu herrschen scheint. Dazu sei angemerkt, dass schon ein paar Besatzungsmitgleder zu dem Zeitpunkt tot waren.
"Covenant, hört ihr mich?"
Michael Fassbender versucht hier wirklich sein möglichstes, den Film unterhaltsam zu gestalten und er hat hier eine sehr schwere Aufgabe. So gibt er einmal den einzigen Überlebenden vom Raumschiff Prometheus, den Androiden David als auch das neuere Modell Walter.
Und wer sich jetzt ungefähr denken kann, wohin das führt: ja, genau so ist es. Das man hier den Twist mit Ansage vorhersieht, war vielen bei der Doppelbesetzung klar. Aber auch hier wirkt vieles sehr lächerlich und überzeichnet. Gerade ein Kampf der beiden passt so gar nicht in dieses Universum rein. Fassbender kann gut zwischen recht emotionslos und eben doch emotional hin und her wechseln. Und eine der doch stärkeren Szenen ist eine Interaktion mit seinem Doppelgänger. Leider wird der Charakter in diesem Film gleichzeitig zum Hassobjekt eines jeden "Alien"-Fans gemacht, da man mit ihm einen sehr gewagten Weg geht.
Katherine Waterston soll die neue "Ripley" sein und funktioniert so gar nicht. So ist Waterstons Charakter Daniels zwar auch recht zerbrechlich und wächst mit ihren Aufgaben, jedoch passt der Übergang nicht so gut wie bei Ellen Ripley. Anfangs verliert sie einen geliebten Menschen und man soll eben mit ihr leiden und so eine emotionale Bindung eingehen, um dann mit ihr zu fühlen, wenn es hart auf hart kommt.
Aber so wirkt ihr Charakter doch eher ungeliebt und war mir recht egal. Es kam zu keinerlei Chemie zwischen Zuschauer und Hauptcharakter. Ich nahm ihr auch nicht ab, dass sie zum Schluss des Filmes zur Powerfrau mutiert. So hatte sie vorher absolut nicht so gewirkt. Allerdings scheint sie so ziemlich das einzige Crewmitglied zu sein, was halbwegs intelligent ist.
Danny McBride schlägt sich tatsächlich recht gut in einer ernsten Rolle, da er doch eher für seine Komödien bekannt ist. Allerdings ist der Schiffspilot Tennessee ebenfalls sehr unfähig, was gerade die Entscheidungsvielfalt angeht. So muss man wissen, dass auf dieser Reise die Besatzungscrew nur aus Pärchen besteht. So trifft McBrides Charakter die tollkühne Entscheidung, das Raumschiff mit ca. 2000 menschlichen Kolonisten an Bord runter durch einen Äonensturm zu bringen, nur weil seine Frau unten auf dem Boden ist und er sich Sorgen macht. Das entzieht sich mir jeglicher Logik. Gut, als Partner würde man ähnlich handeln, aber warum wurde von vorn herein so eine Crew zusammengestellt, die nur aus den Emotionen her entscheidet? Das weiß sicherlich nur Ridley Scott.
Ansonsten gibt die Crew nicht viel her. Ein nennenswerter Schauspieler stirbt gleich zu Beginn des Filmes und hat ca. zehn Sekunden Screentime in einem kleinen Videoclip. So kann man auch absolut keine Beziehung zu den einzelnen Charakteren aufbauen. Umso egaler ist es, wenn dann die Leute ins Graß beißen.
"All das, um unser neues Leben zu beginnen!"
Die Geschichte um die Prometheus wird übrigens recht schnell abgehandelt und dann auch nie wieder groß erwähnt. So wird eigentlich gar keine Frage aus diesem Film beantwortet. Im Gegenteil, man entscheidet sich eine sehr radikale und schnelle Lösung zu finden und damit hat es sich dann auch. Zumal es dem David-Charakter damit noch mehr schadet. Auch Noomi Rapaces Figur wird eher mit Füßen getreten, als dass ihr Auftritt gewürdigt wird.
Was ich ebenfalls nicht verstehe, sind die kleinen Videoclips, die man vor dem Film ins Internet gebracht hat. Der eine zeigte uns die Geschichte nach "Prometheus", wo Shaw und David zum Heimatplaneten der Ingeneure aufbrachen. Der andere ist eine besseren Einleitung zur Crew der Covenant. Warum hat man das gemacht? Hatte man nicht genug Zeit im Film, um diese Sachen noch unterzukriegen oder wollte man schlichtweg einfach irgendwas bieten, damit die Vorfreude auf den Film steigt? Auch hier weiß es nur Herr Scott.
Zugegeben, die Bilder sind wieder richtig schön und sehr stilvoll, rettet aber hier nicht den Film. Viel mehr war das zu erwarten. Für mich bleibt dieser Film eine einzige Enttäuschung und ich weigere mich diesen zum "Alien"-Universum dazu zu zählen. Ridley Scott zeigt sich hier von der schwächsten und arrogantesten Seite und ich hoffe, dass das Ding floppt und er ordentlich Schelle dafür bekommt. Nach diesem Film habe ich absolut keinen Bock auf einen weiteren von ihm. Man sollte es entweder ruhen lassen oder aber jemanden mit frischen Ideen an die Sache ran lassen. Für Herrn Scott ist der Zug eindeutig abgefahren.
Fazit
Dieser Film ist eine absolute Frechheit in der "Alien"-Historie und verdient es nicht, auch nur damit genannt zu werden. Ridley Scott entmystifiziert sein eigenes ikonisches Filmmonster und schadet damit mehr, als er gewinnt.
Das CGI tut dem Xenomorph gar nicht gut und die Action ist recht plump. Die Figuren agieren fast alle sehr dumm und man fragt sich, wie sie es geschafft haben überhaupt Teil dieser Mission zu werden.
Den Endtwist sieht man meilenweit entgegenkommen und die Grundthematik wird irgendwann komplett aus den Augen verloren, um ein paar Splatterszenen zu zeigen. Alles wirkt sehr motivationslos und macht zu keiner Sekunde Spaß, sondern ist eher anstrengend und nervend. Absolut keine Empfehlung. Guckt ihn euch an, wenn er mal im Free TV kommt oder er als DVD in der Grabbelkiste für 3,99 € liegt.
Aber selbst da würde ich noch mal genau überlegen, ob es das wert ist.