Derzeit läuft in den USA die zweite Staffel von The Expanse, ein dritte Staffel wurde angekündigt. Bei uns ist derzeit nur die erste Staffel über Netflix verfügbar. Da sich das ganze aber langsam zu einem Epos entwickelt, haben wir uns die Serie einmal angeschaut.
Die Story
Die erste Staffel der Serie basiert auf dem Roman "Leviathan Wakes" (Leviathan erwacht) von den Autoren Daniel Abraham und Ty Franck, die gemeinsam unter dem Pseudonym James S. A. Corey auftreten. Das Buch bildet den Auftakt des The Expanse-Zyklus, der inzwischen aus sechs Romanen und diversen Kurzgeschichten besteht. "Leviathan Wakes" erschien 2011 und wurde von der Kritik hochgelobt.
Die Geschichte spielt in einer nicht näher benannten Zukunft. Die Menschheit hat sich über das Sonnensystem ausgebreitet, die Erde hat inzwischen die Vereinten Nationen als Weltregierung. Auf dem Mars findet ein ausgiebiges Terraformprogramm statt. Neben der Erde besitzt der Mars mit das stärkste Militär im Sonnensystem und es gibt Bestrebungen auf dem roten Planeten, sich von der Erde loszusagen. Zum Beginn der Serie besitzt der Mars eine Quasi-Unabhängigkeit und das Verhältnis zur Erde ist eher gespannt.
Hauptschauplatz der Serie ist der Asteroidengürtel und dessen Hauptstation Ceres. Im Asteroidengürtel werden die Rohstoffe für Erde und Mars geschürft und die Bevölkerung, die sich selbst die Gürtler nennen, ist oftmals ein Spielball zwischen den Mächten. Aktuell wird der Gürtel von privaten Erdfirmen ausgebeutet, die in erster Linie den Profit sehen und alles einsparen, was nur geht. Schiffe werden nur mangelhaft gewartet, Kriminalität wird geduldet, solange kein ernstzunehmender Schaden entsteht, Wasser und Lebensmittel werden rationiert. Die Polizeikräfte sind ebenfalls private Firmen, die von den Minenkonzernen finanziert werden. Die Gürtler werden zudem von Marsianern und Erdbewohnern als Menschen zweiter Klasse angesehen.
Innerhalb der Gürtler hat sich eine Grupierung namens Outer Plants Alliance, kurz OPA, gebildet. Sie sehen sich als Freiheitskämpfer, Mars und Erde sehen sie als Terroristen an. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
In dieser Welt gibt es drei Handlungsstränge. Der erste Handlungsstrang dreht sich um den Polizisten Joe Miller auf Ceres. Miller ist Gürtler, arbeitet aber für ein Erd-Konsortium. Seine Aufgabe ist es, Unruhen im Keim zu ersticken, Aufwiegler aus dem Verkehr zu ziehen und für Ordnung zu sorgen. Alles nimmt eine Wendung, als er den Auftrag bekommt, Julie Mao zu finden. Julie ist die Tochter eines Großindustriellen und ist von ihrer Familie geflohen. Auf der Suche nach Julie sackt Miller immer tiefer in einen Sumpf aus Geheimniskrämerei, der OPA und der Frage, wo er tatsächlich steht. Als durch den Abschuss des Eisfrachters Canterbury der Aufstand auf Ceres ausbricht, macht ihm das die Arbeit nicht wirklich leichter.
Im zweiten Handlungsstrang geht es um die Crew der Canterbury. Die Canterbury schürft Eis, um den Gürtel mit Wasser versorgen zu können. Auf dem Weg zurück empfangen sie ein Notsignal, dem sie folgen. Angekommen, werden sie angegriffen und die Canterbury wird zerstört. Lediglich das Team, welches sich das Schiffswrack der Scopuli, von der der Notruf kam, anschaute, überlebte. Angeführt von Jim Holden, dem zweiten Offizier der Canterbury, versuchen die Überlebenden zurück nach Ceres zu kommen. Unterwegs treffen sie auf das Flaggschiff der Marsflotte, welches ihnen zur Hilfe kommt. Doch inzwischen hat die Crew herausgefunden, dass es offensichtlich die Marsianer waren, die die Canterbury abgeschossen haben. An Bord des Marsschiffes werden auch sie in den Sumpf aus Spionage und Intrigen reingezogen.
Der dritte Handlungsstrang spielt auf der Erde. Hier geht es um die UN-Mitarbeiterin Chrisjen Avasarala, die die Ereignisse auf politischer Ebene begleitet. Sie hat Zugang zu einem Spionagenetzwerk und bekommt heraus, dass die OPA Tarntechnoligie schmuggelt. Technologie, die eigentlich nur auf dem Mars zugänglich ist. Bedeutet es, dass Mars und OPA gemeinsame Sache machen, um die Erde aus dem Gürtel zu vertreiben? Ist das der Auftakt zu einem offenen Krieg zwischen Erde und Mars? Würde der Gürtel nicht dann, egal wie das ganze ausgeht, auf der Verliererseite sein? Im Laufe der Serie kommen auch hier immer mehr Schweinereien ans Tageslicht. Avasarala bewahrt aber immer einen kühlen Kopf und taktiert in dem politischen Sumpf wie ein Delfin im offenen Meer.
Die Atmosphäre
Das Setting ist liebevoll ausgearbeitet und auch die Schöpfer der Serie haben ein feines Händchen bewiesen, als sie die Romanvorlage umgesetzt haben. Die Raumschiffe und Stationen sind sehr pragmatisch designt. Frachtschiffe haben so gut wie keine Innenverkleidungen, alles wirkt ein wenig schmuddelig und alt, so wie man es heutzutage von Ozeanriesen gewohnt ist. Penibel saubere Mannschaftsquartiere und Gemeinschaftsräume á la Star Trek sucht man vergeblich.
Zudem wurde sehr viel Wert auf Realismus gelegt. Der Zuschauer wird regelmäßig daran erinnert, dass Schwerelosigkeit herrscht. Nur Magnetstiefel und Fliehkräfte durch Schub oder Rotation bringen etwas Bodenständigkeit für die Protagonisten. Auch die Thematik Weltraummechanik und menschliche Körper im Vakuum wurden bedacht. Selbst in dramatischen Situation, in denen andere Regisseure von der künstlerischen Freiheit gebraucht gemacht hätten, wird in dieser Serie großen Wert auf Realismus gelegt.
Die Darsteller machen durch die Bank einen guten Job. Jeder der Protagonisten wird dem Zuschauer nach und nach näher gebracht. Stück für Stück lernt man die Vergangenheit die Eigenarten, die Motive der Serienhelden kennen.
Die einzelnen Handlungsstränge sind komplex und miteinander verwoben, aber so strukturiert, dass der Zuschauer dem ganzen gut folgen kann. Auch Rückblenden der Charaktere fügen sich gut ins Bild und erklären so die Reaktionen einzelner Protagonisten. Die zehn Folgen der ersten Staffel von "The Expanse" werden sehr komprimiert dargereicht. Kaum eine Szene ist zuviel oder überflüssig. Der dramaturgische Bogen baut sich über die komplette Staffel auf und verspricht in der letzten Szene der Staffel noch wesentlich mehr.
Das Fazit
"The Expanse" überaus gut gelungene Science-Fiction-Serie. Sie verbindet gekonnt Elemente des Cyberpunk mit Hardcore-Sci-Fi und Spionagethriller á la Tom Clancy. "The Expanse" wartet sowohl mit Action, Drama, Spannung und solider Schauspielkunst auf. Diese Serie ist definitiv ein Muss für jeden Sci-Fi- und Thriller-Fan.
Ein festes Datum für die deutsche Veröffentlichung der zweiten Staffel ist leider noch nicht bekannt, aber es lohnt sich darauf zu warten.