Ursprünglich eigentlich für die Kinoleinwand gemacht, landete im Dezember des letzten Jahres der Film "Spectral" ohne Umwege in das Reportoire des Streaming-Dienstanbieters Netflix.
Ist Spectral damit ganz großes Kino für die Couch oder ein Flop, der es nicht besser verdient hat?
Die Handlung
Der Film spielt in der nahen Zukunft. In Moldawien herrschen Unruhen und die US-Amerikanische Spezialeinheit "Delta Force" ist zur Terrorbekämpfung in dem Krisengebiet eingesetzt. Die Spezialeinheit hat alles unter Kontrolle, bis sich mysteriöse Tode ereignen. Soldaten wie auch Zivilisten sind innerlich verbrannt und zeigen an ihrer Haut Erfrierungsanzeichen. In der Zivilbevölkerung geht die Legende von Geistern um. Dann taucht eine Aufzeichnung einer Helmkamera auf, die Bilder im hyperspektralen Bereich aufnehmen kann. Dort sind schemenhafte Humanoiden zu erkennen, die im normalen Licht unsichtbar zu sein scheinen.
Der Wissenschaftler Dr. Mark Clyne, gespielt von James Badge Dale, wird mit der Angelegenheit betraut. Dieser ist ein genialer Entwickler und hat ein Großteil der Delta Force Ausrüstung maßgeblich mitentwickelt.
Vor Ort dringt er mit einem Trupp in die Stadt Chisinau ein, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Ausgerüstet mit einer hochauflösenden Hyperspektralen Kamera, mehreren APC und einer CIA-Agentin kommt er dem Geheimnis auf der Spur. Dabei überwiegen die Action-Szenen, gepaart mit pseudowissenschaftlichen Vorträgen und einem Finale, bei dem Albert Einstein sich wahrscheinlich höchstpersönlich aus dem Grab erhebt und dem Hauptverantwortlichen zusammenfaltet.
Die Dramaturgie
Die Dramaturgie ist solide Handwerkskunst. Am Anfang werden sowohl der Plot als auch die Charaktere kurz vorgestellt. Alles nach dem Motto "Da sind die Unsichtbaren, das ist der Wissenschaftler und der Rest ist entbehrlich."
Am Anfang schafft es der Film durchaus Spannung aufzubauen und kostet so ziemlich alle wichtigen Elemente eines Mystery-Films aus. Das Geheimnis wird Stück für Stück erforscht. Bis hin zum ersten Ansatzpunkt, wie sich die Filmhelden vor den Unsichtbaren schützen können, ist der Einsatz eine absolute Katastrophe mit vielen Opfern. Dann der erste Hoffnungsschimmer, dann Rückschläge, neue Hoffnung, Panzer, Hubschrauber, die zündende Idee und zum Schluss die Eliminierung der Bedrohung.
Alles in allem solides Handwerk, sowohl der Dramaturg, als auch das Team für die Special Effects haben gute Arbeit geleistet, wobei auch nichts Überragendes diesen Film auszeichnet.
Wer an dieser Stelle definitiv versagt hat, ist der wissenschaftliche Ansatz. Anstatt den Mystery-Ansatz beizubehalten und diese Wesen einfach mit einem Geheimnis sterben zu lassen, wurden wild irgendwelche wissenschaftlichen Theorien in den Raum geworfen. Da sind z.B. hyperspektrale Sichtgeräte der Soldaten zu nennen. Aufnahmen im hyperspektralen Bereich haben wesentlich geringere räumliche Tiefe als Aufnahmen mit Standardverfahren, weshalb derartige Systeme nur von Flugzeugen und Satelliten verwendet werden.
Als nächstes wird eine Kamera so umgebaut, dass sie ein Scheinwerfer mit hypersprektralem Licht ist, wodurch die Gegner sichtbar werden. Zum einen ist das menschliche Auge nicht mehr dazu in der Lage, UV- oder IR-Wellen wahrzunehmen, nur weil man mehr von diesem Licht produziert. Zudem ist, eine Kamera in einen Scheinwerfer umzubauen, mehr als lachhaft.
Zum Schluss wird noch das Bose-Einstein-Kondensat in den Raum geworfen. Wer genau wissen will, was das ist, dem empfehle ich den Wikipedia-Artikel. Der ist halbwegs verständlich und die Parallelen zu dem Phänomen in Spectral sind durchaus vernachlässigbar. Um nicht zusagen: Alles was in diesem Film "wissenschaftlich" ist, ist Humbug!
Die schauspielerische Leistung
Dieser Absatz wird durchaus sehr kurz, denn wo nicht viel ist, kann man auch nicht viel schreiben. Die Charaktere erfüllen ihre Rollen, so wie ein Staubsauger seine Rolle im Haushalt erfüllt. Es sterben viele Charaktere, wodurch selbst Sprechrollen schnell ins Nirvana der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der einzige Charakter, der etwas im Vordergrund steht, ist Dr. Clyne, dessen Aufgabe es ist, alles zu kommentieren, was passiert. Das aber als schauspielerische Leistung zu betiteln, wäre stark übertrieben.
Und es gab da ja noch diese CIA-Agentin. Fast hätte ich sie vergessen zu erwähnen. Mehr ist darüber aber auch nichts zu sagen, obwohl ihre Rolle durchaus nicht unwichtig ist.
Fazit
Man kann sich diesen Film getrost anschauen, wenn man nach einem stressigen Tag etwas runterkommen will. Er hat wenig Anspruch und bietet genug sinnlose Unterhaltung, um schnell in Vergessenheit zu geraten. Wissenschaft-Nerds sollten einen großen Bogen um dieses Machwerk machen. Ansonsten droht der Nervenzusammenbruch.