Der Titel klingt vielversprechend mit einer Prise schwarzen Humor gewürzt. "Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ist eine 13-teilige Jugendbuchreihe aus der Feder von Lemony Snicket. Bevor Netflix die Serie in Auftrag gab, wurden die ersten Bücher bereits als "Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse" mit Größen wie Jim Carrey und Meryl Streep verfilmt. Dazu gab es vier Oscar-Nominierungen. Kann da eine Serie mithalten?
Die Handlung
Die Geschichte handelt von den drei Kindern der Familie Baudelaire. Violet Baudelaire ist eine leidenschaftliche Erfinderin, Klaus ein leidenschaftlicher Leser und ein wandelndes Lexikon und Sunny das Baby kann alles zerbeißen, auch Eisen und Steine.
Zu Beginn der Staffel erfahren die drei, dass ihre Eltern bei einem Brand verschieden sind. Verschieden heißt tot, erklärt ihnen der Testamentvollstrecker Arthur Poe, was die drei aber natürlich schon wussten.
Arthur Poe bringt die drei dann zum nächsten Verwandten, welches nach seinen Unterlagen der Onkel Graf Olaf ist. Graf Olaf ist sofort ein Unsympath, dem man sofort ansieht, dass er nicht gutes im Schilde führt.
Graf Olaf ist ein begnadeter Schauspieler, der die Verkleidungskunst perfekt beherrscht. Er ist Chef einer Schauspieltruppe, die überwiegend aus sehr skurrilen Leuten besteht, wie z.B. dem handlosen Hakenmann oder den weißhäutigen Zwillingsschwestern.
In der "Villa" von Graf Olaf angekommen, warten auf die Kinder niedrige Hausarbeiten und schlechte Behandlung von Graf Olaf. Sehr schnell stellt sich auch heraus, dass Graf Olaf nur das Vermögen der Baudelaires interessiert. Die Kinder sind ihm eher lästig und nur ein Mittel zum Zweck. Er nutzt seine Stellung als amtlicher Vormund, um dieses Ziel zu erreichen.
Den Baudelaire-Kindern gelingt die Flucht aus Graf Olafs Fängen und es beginnt eine Odyssee von Vormund zu Vormund, während ihnen Graf Olaf immer auf der Spur ist.
Die Darsteller
Violet Baudelaire wird von der Nachwuchsschauspielerin Malina Weissman gespielt. Weisman hat bereits kleinere Rollen z.B. in "Teenage Mutant Ninja Turtles" und der Serie "Supergirl" übernommen.
Der wesentlich unerfahrenere Louis Hynes stellt den Bücherwurm Klaus Baudelaire dar.
Beiden Jungdarstellern kauft man die jeweiligen Rollen ab. Sie schaffen es immer wieder ihre Rollen als hochbegabte Kinder auszufüllen und lassen oftmals die Erwachsenenwelt dumm aussehen.
Graf Olaf wird von der Film- und Seriengröße Neil Patrick Harris gespielt. Harris ist weltbekannt als Barney Stinson in "How I met Your Mother" und kam bereits als Kinderdarsteller in "Doogie Howser, MD" früh zu Ruhm. In der Rolle des niederträchtigen Graf Olaf geht Harris gut auf und zeigt, dass was für ein wandelbarer Schauspieler er ist. Graf Olaf ist auf sympathische Art und Weise unsympathisch. Man fühlt sich wohl dabei, ihn nicht zu mögen. Auf der anderen Seite ist seine Gerissenheit bewundernswert und lässt mit Ausnahme der Baudelaire-Kinder alle anderen Personen der Geschichte dumm aussehen.
Ebenfalls erwähnenswert ist Patrick Warburton, der als Lemony Snicket in der Serie auftaucht. Snicket ist, wie in der Romanvorlage, der Erzähler der Geschichte. Er öffnet oftmals die vierte Wand und fordert den Zuschauer immer wieder auf, dass er sich was anderes anschauen soll. Denn die Ereignisse der Baudelaires sind einfach zu betrüblich und es reicht, dass es seine traurige Pflicht ist, davon zu berichten.
Die Dramaturgie
Die erste Staffel besteht aus acht Folgen, wobei jeweils zwei Folgen den Inhalt einer der dreizehn Bücher wiedergeben. Die jeweiligen Kapitel sind in sich abgeschlossen und können für sich alleine stehen, allerdings gibt es einen roten Faden, der sich durch die Serie durchzieht.
In allen Teilen taucht Graf Olaf in Verkleidung auf. Die Baudelaires erkennen ihn immer sofort, doch die Erwachsenen glauben ihnen nicht. Stattdessen werden sie oftmals so behandelt, wie Kinder eben behandelt werden und werden einfach nicht ernstgenommen.
Insgesamt arbeitet die Serie mit einer überzogenen Darstellung als Stilmittel. Die Erwachsenen reden mit den Baudelaires so, wie ältere Menschen gerne mit Kleinkindern reden, z.B. langsamer mit einfachen Wörtern und einer sanft verstellten Stimme. Andere sind übertrieben fröhlich. Eine Ausnahme bildet hier wieder Graf Olaf.
Auch das Produktionsdesign ist entsprechend angepasst. Schöne Umgebungen sind z.B. sind besonders hübsch und farbenfroh. Die Aufnahmen sind dann mit einem entsprechend starken Kontrast versehen.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Er ist einerseits dezent, auf der anderen Seite werden Zynismus und schwarzer Humor mit kindgerechter Keule verteilt. An vielen Stellen werden gerade die Erwachsenen als sehr dumm und naiv dargestellt. Den tatsächlichen Durchblick haben in der Regel nur die Baudelaires und ein paar wenige Erwachsene, die sich als Freunde der Eltern zeigen. Aber die sind rar gesät.
Fazit
"Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" ist eine schöne Produktion, die sehenswert ist. Am Anfang muss man sich erstmal auf die überzogene Art der Serie einlassen, aber sobald man das Ganze mit den kindlichen Augen eines Erwachsenen anschaut, ist die Serie ein Fest. Sie bietet eine gehörige Portion Skurrilität, gewürzt mit schwarzem Humor, die auf einem Silbertablett der ungewöhnlichen Schauspielkunst serviert wird. Und man darf als Zuschauer auch etwas kindlich naiv sein.