Die "Mighty Morphing Power Rangers" waren eine beliebte Kinderserie aus den 90er Jahren. Jetzt hat man diese verstaubte Marke genommen und einen neuen Anstrich verpasst. Geht dabei der Trashfaktor verloren? Hätten die Power Rangers niemals wieder angerührt sollen oder wird der Film am Ende doch was ganz tolles?
"Wir kennen uns alle gar nicht richtig!"
Jason hat Mist gebaut und damit seine zukünftige Karriere als Footballspieler beerdigt. Zu allem Überfluss muss er nun bis zum Schulabschluss nachsitzen. Dort lernt er den seltsamen, aber äußerst intelligenten Billy kennen. Als Billy mit Jason eines Abends zur Orts ansässigen Mine fährt ist es kein Zufall, dass sich dort ebenfalls die ehemalige Cheerleaderin Kimberly, der waghalsige Zack und die eigenbrödlerische Trini aufhalten. Mithilfe von Sprengladungen von Billys verstorbenem Vater entdecken die fünf Teenager geheimnisvolle Münzen, die alle unterschiedliche Farben haben. Bald merken sie, dass sie sich verändert haben und Superkräfte besitzen. Als sie dann noch unter der Erde ein geheimes Raumschiff finden, wissen sie, dass sie zu mehr bestimmt sind.
"Fühlst du dich seltsam?"
Die Power Rangers habe ich in meiner sehr frühen Kindheit richtig gerne geschaut. Sonntags auf RTL zum frühen Morgen konnte ich es nicht abwarten zu sehen, wie die Rangers mithilfe ihrer Zords Rita Repulsa und Konsorten aufs Gesicht geben. Dabei muss man bedenken, dass man damals mit der kindlichen Unschuld ran ging und nix von dem Gehampel als komisch empfand. Als dann bekannt wurde, dass man eine neue Filmumsetzung anstrebt, war ich sehr skeptisch. Mit dem ersten Trailer wurde es nicht besser. Diese Mischung aus "Breakfast Club" meets Superhelden-Action war irgendwie komisch. Zusammengefasst standen die Chancen nicht gut für diesen Film.
Allerdings macht der Film viel viel mehr richtig als seine anderen Mitstreiter, die versucht haben, berühmte Marken von früher neu aufzuwerten. Seien es die "Turtles", "Transformers" oder aber "Ghostbusters". "Power Rangers" zeigt in der ersten Hälfte des Filmes wirklich gute Ansätze und schafft es, dass einem die Charaktere ans Herz wachsen. Leider hat der Film auch große Schwächen, die sich sehr gegen Ende zeigen. Aber dazu muss ich sagen, ich wüsste auch keine Antwort, wie ich die "Power Rangers" moderner hinbekommen hätte.
"Ihr 5 seid die Power Rangers!"
Die Teenager bestehen aus 3 Jungs und 2 Mädchen. Dabei sind die Darsteller fast alles Neulinge und hatten vorher nicht die große Bekanntheit.
Jason wird von dem australischen Darsteller Dacre Montgomery gespielt. Dieser könnte hier bekannter werden, wenn die 2. Staffel von "Stranger Things" anläuft, wo er eine Rolle spielen wird. Als Jason ist er der Anführer der Gruppe, muss aber erst hineinwachsen.
Naomi Scott stellt Kimberly, den Pink Ranger dar. Sie ist taff und versucht sich als Rebellin. Leider ist bei dieser Darstellung kaum ein Unterschied zu Trini, gespielt von Becky G, zu merken. Namoi Scott wurde durch eine britische Version des Disney Channels bekannt und machte sich einen Namen in den USA durch Auftritte in TV-Serien. Becky G ist eine mehrfach ausgezeichnete Sängerin und Songwriterin. Mit "Power Rangers" hat sie ihre erste große Filmrolle.
Billy und Zack werden von RJ Cyler und Ludi Lin gespielt. Cyler kennt man vielleicht aus dem Film "Ich und Earl und das Mädchen", wofür er für mehrere Preise nominiert war. Lin wiederum hatte bisher nur an kleinen Projekten mitgewirkt.
Die Darsteller schaffen aber etwas, was ich nicht gedacht hätte. Sie wachsen einem im Laufe des Filmes wirklich ans Herz. Sei es der erst sehr seltsame Billy, der anfangs wie ein ernster Sheldon Cooper wirken soll, aber letzten Endes nur Freunde sucht. Oder aber der zu Beginn recht unsympathische Zack, der durch perfekt platzierte Schwachpunkte menschlicher wirkt. Klar kann man auch sagen, dass die Charaktere sehr klischeebehaftet sind. Allerdings fand ich eine Szene in der Mitte, als die fünf am Lagerfeuer sitzen und ihre Geheimnisse erzählen, sehr schön und emotional. Dort funktioniert der Film wirklich gut.
Enttäuscht war ich von den eigentlich hochkarätigen Schauspielern des Filmes. Bryan Cranston zeigt keine gute Leistung als Zordon. Ja gut, er ist eigentlich auch nur ein Gesicht in der Wand, aber trotzdem hätte man da auch irgendwen nehmen können. Die Emotionen habe ich Cranstons Charakter nicht abgenommen. Aber wie gesagt, man hat es auch nicht leicht, wenn man nur ein digitales Gesicht auf einer Wand ist.
Wer jedoch wirklich mehr hätte drauß machen können, ist Elizabeth Banks als Rita Repulsa. Und hier beginnt der Trashfaktor des Filmes. Wenn man die "Power Rangers" moderner haben möchte, hätte man schon bei diesem Namen anfangen sollen. Er klingt einfach lächerlich. Zu der 90er Serie passt das, aber hier? Auch die Leistung von Banks ist unterirdisch. Sie versucht eine Mischung aus Komik und Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen und in einigen Szenen wirkt Repulsa wirklich bedrohlich. Das geht aber schnell wieder flöten, wenn sie versucht ein bisschen Witz in den Charakter zu legen. So scheint sie sich nach dem Erfolg von "Suicide Squad" viel von Harley Quinn abgeguckt zu haben. Zwischen Wahnsinn und lustig ist allerdings hier viel Raum für Mist. Auch hier klappte dies in der 90er Serie gut, aber für diese moderne Variante wirkt das nur lächerlich. So kann man am Ende Rita Repulsa nicht als Gegnerin ernst nehmen, auch wenn sie eben sehr mächtig ist.
"Die Power Rangers waren einst mächtige Krieger. Ihr müsst zu diesen Kriegern werden!"
Das gesamte Design der Rangers, der Gegner, der Zords und des Megazords sind eine gemischte Angelegenheit. So empfinde ich die Rangers als gar nicht mal so hässlich, sondern recht gelungen neuinterpretiert. Die einzelnen Zords kann man so auch machen. Da sahen die ersten Skizzen und Entwürfe schlimmer aus.
Was allerdings gar nicht geht ist und bleibt der Megazord.
Der sah zwar damals sehr klobig aus, aber hatte doch den gewissen Coolness-Faktor. Jetzt sieht er aus wie ein vergrößerter Power Ranger mit extra Rüstung und sorry, wenn wir hier bei "Power Rangers" sind, möchte ich einen ordentlich zusammengesetzten Megazord haben, der nicht aalglatt ist. Einen sehr großen Fehler begehen die Macher meines Erachtens auch bei dem Riesenroboter.
SPOILER
Am Ende wird nicht gezeigt, wie der Megazord sich zusammensetzt, sondern er taucht aus einer Grube einfach fertig auf.
Das empfinde ich als dämlich und hat etwas von Michael Bays "Transformers", wo auch nur noch selten eine ordentliche und komplette Transformation eines Roboters gezeigt wird. Damals war das in der Serie das Highlight.
SPOILER ENDE
Das Design von Alpha 5, dem kleinen Helfer Roboter der Rangers, lasse ich durchgehen. Dass er per CGI dargestellt wird, ist okay für diese Version. Man muss hier wohl mit der Zeit gehen. Auch die Felsmonster von Repulsa kann man so machen. Repulsa selber ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber am Ende konnte man mit so etwas schon rechnen.
Der Film gefiel mir eigentlich recht gut in der ersten Hälfte. So funktioniert die "Breakfast Club"-Attitüde und die emotionale Bindung der Teenies wird schön beleuchtet. Dass es dann zu Ende allerdings sehr trashig wird, tut dem Film dann aber nicht ganz so gut. Ja, es sind die "Power Rangers" und irgendwo ist das auch der Spirit, aber als man das erste Mal mit den Zords ausreitet, brauchte ich den ikonischen Song nicht.
Generell bleibt der Film aber doch recht ernst mit ein paar witzigen Einlagen und ist an einigen Stellen sogar recht konsequent hart. Alles in allem kann man sagen, besser konnte es nicht werden. Der Regisseur hat hier schon das beste rausgeholt, was er konnte und viel mehr wird's dann auch nicht. Allerdings können wir uns freuen, es wird weitere Teile geben.
Fazit – tl;dr
"Power Rangers" ist für seine sehr geringe Erwartungshaltung ein doch einigermaßen unterhaltsamer Film gewurden. So ist die erste Hälfte eine schöne Geschichte um fünf Teenager, die sich anfreunden und ein gemeinsames Ziel haben, während in der zweiten Hälfte Richtung Ende der Trash Faktor der 90err Serie durchkommt.
Das Design ist teilweise gut gelungen und hat nur wenige Totalausfälle. Die Jungdarsteller machen alle ihre Sache wirklich gut, wenn man bedenkt, dass es für einige ihre erste große Rolle ist. Die großen Namen jedoch enttäuschen und man ist besseres gewohnt. So hat man hier das bestmögliche aus der Marke "Power Rangers" rausgeholt und bekommt einen netten Film für einen schönen Kinoabend.