John Wick ist zurück und muss einmal mehr aus dem Ruhestand kommen, um einen Haufen Kopfschüsse zu verteilen. Um den ersten Teil gab es einen riesen Hype, nun möchte man mit dem 2. Teil endgültig einen Franchise etablieren. Kann Keanu Reeves als knallharter Auftragskiller in der zweiten Runde überzeugen?
"Willkommen in Rom. Ist der Anlass geschäftlich oder privat?"
John Wick hat endlich alles erledigt und will sich nun entgültig zur Ruhe setzen. Jedoch kommt ein alter Bekannter dem zuvor und fordert eine Blutschuld ein. John soll für ihn ein hohes Mitglied eines geheimen Rates umbringen. Als ihm nichts anderes übrig bleibt, nimmt John an. Allerdings hetzt er sich damit mehr Feinde auf als gewollt und am Ende muss John Wick ums Überleben kämpfen. Doch John gibt sich nicht so einfach damit ab, sondern will zurückschlagen.
"Mr. Wick, genießen Sie ihre Party!"
Ich fand den ersten Teil ganz okay. Für zwischendurch war er gut geeignet. Aber leider auch nicht mehr. Mir kam es so vor, dass die Idee größer war, als was am Ende bei rauskam. Trotz alledem hatte ich große Lust auf das 2. Kapitel um John Wick, da ich Keanu Reeves in der Rolle wirklich toll fand und nicht müde bin, hier einen neuen Franchise zu sehen.
So muss ich sagen, dass mir der 2. Teil auch viel besser gefiel als der erste. Man bekommt hier viel tieferen Einblick in die Welt von John Wick und der Assassinen Gilde. Man hat auch etwas mehr dunklen Humor reingepackt. So folgen wir John am Anfang des Filmes in eine Halle, wo noch sein geliebter Wagen steht. Der Übeltäter, dem das alles gehört, ist der Bruder des Obermufftis aus dem ersten Teil. So fasst er schnell die Geschichte des ersten Teiles im Gespräch mit einem seiner Handlanger zusammen. Eine eigentlich urkomische Szene, allerdings zeigt sie hier auch eine Schwäche des Films, bzw. des Charakters John Wick, die auch schon im ersten Teil zu sehen war. Wick macht vieles, wo er eigentlich mehr Schaden erleidet, anstatt, dass es ihm etwas bringt. So wird sein geliebtes Auto bei der Anfangsszene komplett zerstört, obwohl Wick das teilweise hätte verhindern können. Dazu kommt, dass er als eigentlicher Auftragskiller viel zu laut ist. Aber gut, man darf da wohl nicht so weit denken, sondern sollte sich eher auf die Action einlassen, die einem geboten wird.
Die hat es auch in sich und macht richtig Spass. So haben wir wieder das bekannte "Gun Fu" aus dem Vorgänger. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass wir hier einen modernen "Heroic Bloodshed" Film haben. Man hat hier schöne Schusswaffen-Gefechte und auch ein paar Hand-to-Hand-Kombatszenen. Alles in allem ist die Action richtig gut gelungen und das Beste in diesem Film.
"Willst du Krieg oder gibst du mir jetzt endlich eine Waffe?"
Keanu Reeves macht hier wieder eine richtig gute Figur. Im "Trailer Wars 3"-Podcast haben wir ja schon darüber gesprochen, dass Reeves so ein bisschen den Weg von Liam Nesson einschlägt. Das finde ich aber gar nicht schlimm, denn die Qualität wird besser und nicht schlechter, wie eben bei Kollege Nesson. Reeves zeigt viele Judowürfe und auch wenn die "Gun-Fights" immer noch sehr choreographiert aussehen, empfand ich das nicht störend, sondern sah gerne zu. Reeves wirkt sehr fit und ich sehe ihn gerne in der Rolle als John Wick. Für mich darf es auch einen 3. Teil geben.
Riccardo Scamarcio spielt Santino D’Antonio, der die Blutschuld von Wick fordert. So ist er zu Beginn des Filmes ein wirklich ernstzunehmender Kontrahent. Leider verliert er mit Fortschreiten des Filmes immer mehr an ernstzunehmender Bedrohung und kommt am Ende sogar eher als Feigling rüber. Das ist schade, da man Potenzial verschenkt.
Lonnie Rashid Lynn Jr., bekannt unter seinem Bühnennamen Common, sehen wir in der Rolle des Chef-Bodyguards Cassian. Dieser setzt alles daran, Wick umzubringen und seinen Klienten zu schützen. Mit ihm hat Wick eine der besten Auseinandersetzungen innerhalb des Filmes, die sogar den eigentlichen Bösewicht und seine Handlangerin in den Schatten stellt. So haben sie einen Kampf quer durch die Straßen Roms und einen schönen Schusswechsel mit schallgedämpften Waffen in einer Fußgängerzone. Common zeigt eine tolle Leistung und hätte viel mehr Screentime bekommen sollen.
Ruby Rose als stumme Handlangerin von D'Antonio überzeugte mich leider nicht. So fühlt sie sich eher, als eine von vielen an, die Wick auf seinen Weg beseitigen muss. Eine ernstzunehmende Bedrohung ist sie eigentlich auch nie.
In einer weiteren Nebenrolle haben wir Laurence Fishburne, als Untergrund Bandenboss. Ich glaube, dass weniger die Leistung von Fishburne im Vordergrund steht als vielmehr die Tatsache, dass beide seit der "Matrix"-Trilogie nicht mehr zusammen vor der Kamera standen und es schon eine schönes Wiedertreffen ist. Fishburne spielt auch nicht schlecht, allerdings hätte ich mir wenigstens einen kleinen Witz zu Matrix in den Szenen der beiden gewünscht. Ist aber eher etwas persönliches und hat mit der Darstellung nix zu tun.
"Egal wer kommt, ich werde ihn umbringen!"
Was mir hier gut gefallen hat ist, dass man viel mehr um die geheime Welt von John Wick und der Assassinen Gilde erfährt. Man bekommt Einblick in neue Regeln, erfährt ein bisschen, wie John Wick aufhören konnte und sieht, dass die Gilde weltweit agiert und verschiedene Hauptquartiere hat. So ist in Rom ein weiterer Punkt, wo sich die einzelnen Mitglieder treffen und austauschen können. Auch erfährt man vom Gildenrat.
Man könnte jetzt sagen, dass das alles irgendwo klar war für eine Fortsetzung und man natürlich eine riesige Welt um die Auftragskiller erdenken musste. Selbstverständlich müssen sie überall auf der Welt Treffpunkte haben und klar gibt es mehr von ihnen als man erst denkt. Aber trotzdem empfinde ich es als Riesenspaß, da sich der Film auch oft nicht ernst nimmt und ihm das gut tut. So hat man bei der Story ein paar andere Wege eingeschlagen, als die für mich so empfundene einfach Lösung "Tötet den Hund des Kerls und das Publikum wird auf jeden Fall hinter ihm stehen". Die Geschichte des 2. Teils ist keine revolutionäre und gab es schon zigfach in dem Genre. Trotzdem gefiel mir dieses Paket besser als der 1. Teil.
Fazit
"John Wick Kapitel 2" gefällt mir viel besser als Teil 1. Von der Action her ist es ein toller Film geworden. Die Geschichte ist etwas umfangreicher, aber nicht wirklich neu. Dafür bekommt man nun mehr Einblick in die Welt der Auftragskiller. Keanu Reeves macht eine tolle Figur als John Wick und ich möchte ihn gerne in einem weiteren Teil sehen. Common bekommt leider zu wenig Screentime für seine doch tolle Leistung und der eigentliche Bösewicht samt Handlangerin sind eher Schwächen des Filmes, anstatt dass sie ernstzunehmende Gegner wären. Gut tut dem Film auch der teilweise unterschwellige schwarze Humor.
Für einen tollen actiongeladenen Kinoabend kann ich diesen Film nur empfehlen. Er macht Spaß und ist super, um abzuschalten und es einfach auf sich einprasseln zu lassen. Gerade in der Oscar-Zeit mit den doch ernsten Filmen eine gekonnte Abwechslung.