Ein Film, der den Titel der DDR-Auslandsagenten trägt, birgt schon ein Versprechen. Wenn man dazu sieht, welche Schauspieler aufgefahren wurde, wird das Versprechen noch mal gefestigt. Spielen doch die DDR-Schauspiel-Urgesteine Henry Hübchen, Michael Gwisdek und Thomas Thieme die Veteranen, um die es geht. Das filmische Schwergewicht Jürgen Prochnow als West-Agent rundet das ganze perfekt ab. Ist die Mission der "Kundschafter des Friedens" ein Erfolg?
Eine letzte Mission
Diese Agenten-Komödie dreht sich um die ehemalige fiktive Sowjetrepublik Katschekistans, welche zweigeteilt ist. Die Bundesregierung ist dabei, das geteilte Land zu einen, indem sie den einflussreichen Kazan als Interimspräsidenten einsetzen wollen. Dieser soll bei den Verträgen als Unterzeichner dienen. Doch etwas geht schief und Kazan, sowie sein BND-Aufpasser Frank Kern (Jürgen Prochnow) werden entführt.
Das große Problem an Katschekistan ist, dass seit dem Fall der DDR kein Nachrichtendienst mehr in diesem Land Fuß fassen konnte und daher es niemanden gibt, der sich dort auskennt. Lediglich die DDR hatte in diesem kargen Land einen Verbindungstrupp unter Befehl von Jochen Falk (Henry Hübchen), der nach seiner Enttarnung Anfang der 80er dorthin versetzt wurde.
Falk ist inzwischen Renter und lebt in den Tag hinein, ohne irgendetwas Sinnvolles zu machen. Der BND, der in seinen Augen nur ein Haufen Amateure ist, überzeugt ihn jedoch die Befreiungsmission zu unterstützen. Er willigt ein, aber unter der Vorraussetzung, dass er mit seinem Team dort selbst reingeht. Schnell rekrutiert er den Techniker Jaecki (Michael Gwisdek), der einen Elektroladen führt und sich ständig über die kapitalistische Wegwerfgesellschaft beschwert, sowie den Logistiker Locke (Thomas Thieme), der sich hingegen sehr schnell dem Kapitalismus angepasst hat und mit halbseidenen Methoden zu einer Menge Geld gekommen ist. Zusammen mit Kerns Tochter machen sie sich auf den Weg in die ehemalige Sowjetrepublik, um Kazan und Kern nach Deutschland zu bringen. Doch die Zeit drängt, denn die Verträge sollen in zwei Tagen unterschrieben werden.
Alt/Jung/West/Ost
"Kundschafter des Friedens" ist eine sympathische Komödie, die in erster Linie das Thema "Altes Eisen ist immer noch zu gebrauchen" in den Vordergrund stellt. Auch wenn die Ost/West-Thematik eine wesentliche Rolle spielt, so ist der Film in dieser Beziehung ohne Wertung. Die Zeiten waren damals halt so. Der Film arbeitet viel mit Situationskomik und bedient sich einiger Klischees. Vor einem Belastungstest z.B. besorgt Locke etwas aus dem Leipziger Sportstudio, was in der Flasche gereift ist. Bei der anschließenden Frage, ob die Rentertruppe den Flug überhaupt überleben wird, antwortet die Ärztin ganz locker "Die haben Werte wie russische Hammerwerfer". Auch Sprüche wie "Mal ruhig, Jungpionier!" oder eine Wanze, die so groß ist, dass sie glatt für einen Aschenbecher durchgeht, tun ihr Übriges.
Hübchen, Gwisdek und Thieme fahren in dem Film ihre vollen schauspielerischen Fähigkeiten auf und zeigen wie an deutschen Theatern Charakter dargestellt wird. Falk, Jaecki und Locke sind alles drei alte Säcke mit viel Erfahrung. Die daraus resultierenden Schrulligkeiten und die teaminternen Konflikte sind sehr authentisch mit einer guten Prise Humor umgesetzt. Jaecki ist z.B. zwar ein absoluter Crack in seinem Metier, ist aber nicht ganz Up-To-Date, so dass er mit chinesischen Fabriken überhaupt nicht klarkommt. "Die haben ganz andere Farbmarkierer, wenn da überhaupt was markiert ist".
Zugegebenerweise sieht neben diesen Schauspielgrößen Antje Traue, die Kerns Tochter Paula spielt, etwas blass aus. Dies ist aber nur im Vergleich mit den Veteranen so zu sehen. Für sich alleine genommen zeigt auch sie viel Können und zählt meiner Meinung nach zu den besseren Schauspielerinnen des deutschen Films.
Fazit
"Kundschafter des Friedens" ist ein sehenswerter Film. Der Humor ist angenehm, die Story gut nachzuvollziehen. Der Film ist es auf jeden Fall Wert ins Kino zu gehen. Wer den Film verpasst, wird ihn wahrscheinlich bald auch auf anderem Wege sehen können, ist er doch eine Gemeinschaftproduktion, bei der unter anderem das ZDF, Arte und Sky mit beteiligt waren.