Nicht mehr lange, dann werden sie als The Defenders zusammen ein neues Heldenteam bilden. Nach "Daredevil" und "Jessica Jones" (und vor "Iron Fist") wartet Netflix nun mit der dritten Marvel-Serie auf. Die Figur Luke Cage wurde bereits in "Jessica Jones" vorgestellt. Wie schlägt sich der Mann, den man nicht verletzen kann?
Zurück in Harlem
Die Geschehnisse der 13-teiligen Staffel spielen mindestens ein halbes Jahr nach den Ereignissen bei Jessica Jones.
Luke hat sich weiter zurückgezogen und schlägt sich in Harlem mit Aushilfsjobs rum. Dabei arbeitet er als Reinigungshilfe in dem Friseurladen des geläuterten Ex-Gangsters Pop und als Küchenhilfe im Club des berüchtigten Gangsters Cottonmouth. Er kommt so gerade eben über die Runden und hat Probleme, seine Miete zu bezahlen.
Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Schützlinge von Pop geraten in eine schmutzige Sache, Cottonmouths Geld wird gestohlen, es gibt Tote und ein Waffendeal platzt. Cottonmouths Cousine, die eine einflussreiche Kommunalpolitikerin ist, hatte das Geld vorgeschossen und übt jetzt Druck auf den Gangsterboss aus, dass er das Geld schnellstmöglich wiederbesorgt, da sie ansonsten auffliegt.
In der Folge wird Pop erschossen und Luke Cage mischt sich ein. Er beginnt seinen Feldzug gegen Cottonmouth, doch damit soll sie Sache kein Ende haben…
Ein undurchdringlicher Mann
Die Serie Luke Cage ist solide Handwerkskunst. Sie greift ein altbekanntes Thema auf, nämlich Bandenkriege unter farbigen New Yorkern. An sich nichts neues, außer dass jetzt jemand mitmischt, der kugelsicher ist und über immense Kräfte verfügt. Die Story funktioniert aber auch ohne den Superhelden. Luke dient hier also nur als Stilmittel der Geschichte und nicht als Fokus.
Der Plot ist dramaturgisch sehr gut aufgebaut. Am Anfang plätschert die Geschichte ein wenig vor sich hin, die einzelnen Protagonisten werden vorgestellt. Aber bereits im zweiten Teil beginnt der eigentliche Hauptplot, der im Laufe der Staffel an mindestens zwei Stellen eine unerwartete Wendung nimmt und in einem epischen Climax endet.
Vom Schauspielerischen sind die Leistungen eher dem Durchschnitt zuzuordnen. Die Charaktere sind eher oberflächlich gezeichnet und zeigen nur begrenzte Detailtiefe. Bei Cottonmouth und seiner Cousine wird noch ein wenig die Vergangenheit durchleuchtet und man bekommt eine leichte Ahnung, warum die beiden so sind, wie sie sind. Auch beim später auftauchenden Diamond-Back gibt es einen kurzen Blick in die Vergangenheit, aber die Darstellung von ihm ist eher zweidimensional und vergessenswürdig.
Anders hingegen Luke Cage selbst. Mit Mike Colter hat man den passenden Schauspieler gefunden. Colter ist in der Lage dem sanften Riesen eine Menge Tiefe zu verleihen. Es werden bei der Darstellung von Luke auf viele Details geachtet, z.B. ist Malcolm X eines von Luke Cages großen Vorbildern. An einigen Stellen gibt Luke Einblicke in seine Emotionen, obwohl Luke selbst eher als verschlossener Mensch dargestellt wird. Dennoch wirkt die Rolle sehr real und in sich stimmig.
Fazit
Alles in allem kann man sagen, dass Luke Cage auf jeden Fall sehenswert ist. Was die Schauspieler nicht hinbekommen, hat das Dramaturgenteam fest im Griff. Mike Colter holt den Rest noch raus. Auch die Kulissen sind schön gewählt. Der Flair des klassischen Harlem-Gangsterfilms ist durchgängig vorhanden und trägt eine Mende zur Stimmung bei. Ein zweite Staffel ist bereits angekündigt worden. Zudem soll es noch eine vierte Marvel-Serie geben, die dann zusammen mit Daredevil, Jessica Jones und Luke Cage in der Crossover-Serie „Marvel´s Defenders“ münden sollen. Dies ist auf jeden Fall eine Aussicht, die wir mit Spannung erwarten dürfen.