Der Qualitäts-Science-Fiction-Film findet endlich wieder den Weg zurück ins Kino. Mit "Arrival" kommt der erste von mehreren neuen großen Filmen dieser Art. Aber lohnt er sich auch oder ist es nur ein kleiner Versuch, auf der Star Wars Welle mitzuschwimmen? Ronny hat ihn sich angesehen.
"Ich habe etwas, dass sie für mich übersetzen müssen!"
Dr. Louise Banks ist Linguistin und eine der besten auf der Erde. Sie wird vom Militär beauftragt, eine Sprache zu übersetzen, die vollkommen neu ist. Der Grund: Auf der Erde sind zum ersten Mal Außerirdische gelandet. Während auf der Welt die verschiedenen Nationen versuchen, mit den Aliens in Kontakt zu treten, werden einige unruhig und beginnen die Reisenden als Bedrohung zu sehen. Dr. Banks muss nun schnellstmöglich rausfinden, was die Außerirdischen wollen.
"Nicht jeder ist solchen Erfahrungen gewachsen!"
Mehr braucht und sollte man von der Story nicht erfahren. Denn so bekommt man ein unvergleichliches Filmerlebnis. "Arrival" zeigt gekonnt, wie die Menschheit auf die Ankunft von Außerirdischen reagieren würde. Sei es auf politischer Ebene oder menschlicher. Dabei werden natürlich die typischen Feindbilder von Amerika benutzt, um Klischees zu erfüllen aber das stört nicht. Vielmehr ist dann auch gerade das große Ganze wichtig. Wenn dann das letzte Viertel des Filmes läuft und einem die Kinnlade runterfällt, dann wurde alles richtig gemacht.
Der Look erinnert manchmal etwas an "Prometheus", was aber nicht schlimm ist. Die Außerirdischen und ihr Raumschiff sind toll gestaltet. Die Art, wie die Menschheit versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen, logisch und nachvollziehbar.
Der Film läuft sehr ruhig und langsam ab, langweilt aber nicht. Allerdings darf man sich hier nicht auf Action und Laserschüsse einlassen. Vielmehr wird hier auf die wissenschaftliche Ebene wert gelegt. Bis der Film dann am Ende noch mal eine neue Richtung einschlägt, die ebenfalls in diesem Filmuniversum Sinn macht.
"Wir brauchen Antworten, so schnell wie möglich!"
Amy Adams spielt hier überragend. Einige Zungen behaupten ja, es könnte für die Nominierung zum Oscar reichen. Ich möchte mir da aber noch kein Urteil drüber erlauben. Viel wichtiger ist ihr Charakter Dr. Louise Banks. Als Linguistin ist sie immer direkt bei den Außerirdischen und versucht mit ihnen zu kommunizieren. Der Zuschauer begreift schnell, wie schwierig das sein kann. Ebenfalls bekommen wir gute Eindrücke über ihr Privatleben, welches einen schweren Verlust zeichnet. Gegen Ende des Filmes begreift man dann die ganze Tragik ihres Charakters und zugegeben, mir kamen da schon ein paar Tränen. Adams zeigt hier eine hervoragende Leistung und lässt einen die Schande als Lois Lane vergessen.
Jeremy Renner ist als Ian Donnellly auch hier mit einer wirklich guten Leistung zu sehen. Ian ist theoretischer Physiker und soll mithilfe der Wissenschaft herausfinden, was die Aliens hier wollen. Er arbeitet Tag und Nacht mit Dr. Banks zusammen, um die Rätsel zu lösen. Das schöne, auch wenn die beiden keine wirklich romantischen Szenen haben, zeigt man doch gut die Chemie der beiden Charaktere. Fast schon unterschwellig wird durch die gemeinsame Arbeit gezeigt, dass die beiden mehr verbindet als nur die Arbeit. Renner drängt sich nicht unschön in den Mittepunkt oder versucht Adams an die Wand zu spielen. Er macht alles genau so richtig, dass es eine runde Sache wird.
Forest Whitaker ist Colonel Weber und Leiter des Stützpunktes vor dem Raumschiff. Er wirbt die beiden Wissenschaftler an, um das einzig wichtige herauszufinden: Wer sind sie, was wollen sie und welche Bedrohung stellen sie für die Erde da? Und genau nach dieser Art spielt Whitaker den Colonel. Er zeigt Verständnis, will aber Fortschritte sehen. Und er ist zu jeder Zeit bereit, die Waffen gegen die Aliens zu richten, sollte er eine Bedrohung sehen. Whitaker macht hier einen guten Job. Nicht außergewöhnlich, aber trotzdem passend zur Story.
"In unserer Welt gibt es nicht den einen Anführer, es ist nicht möglich nur mit dem einen zu verhandeln!"
Der Score ist überragend. Die verschiedenen Walklänge oder A Capella-Gesänge passen perfekt zu dem Film. Ebenfalls sind die Bilder einfach wunderschön. Wenn man zum ersten Mal das Raumschiff sieht, was vorher in den Nachrichten nur im Ansatz gezeigt wird, ist man ebenfalls so sprachlos wie Louise Banks. Begleitet wird dies mit Nebelschwaden, einfach traumhaft.
Regisseur Denis Villeneuve beweist hier wieder mal, was für ein guter Regisseur er ist. Schon mit "Sicario" brachte er ein Brett in die Kinos. Hier hat er sich nochmals übertroffen.
Der Film macht einen im gesamten einfach sprachlos. Er beschäftigt sich nicht nur mit der Frage "Wie würden wir bei der Ankunft von intelligenten Leben reagieren?", sondern ist so viel mehr. Er stellt Sinnesfragen, stellt die Menschlichkeit auf die Probe und zeigt, wie man mit gewissen Entscheidungen und ihren Konsequenzen umgeht.
Gerade zum Ende dieses Jahres bekommt man so einen Film um die Ohren gehauen.
Fazit
"Arrival" ist einfach nur WOW. Die Story überrascht mit dem großen Ganzen und ist zu keinem Zeitpunkt langweilig. Amy Adams bringt hier wohl eine ihrer besten Leistungen auf die Leinwand, während sich Jeremy Renner sehr gut hinzufügt und nicht den Fluss des Filmes stört. Der Score ist perfekt und stimmungsvoll.
Absolut jeder sollte sich diesen Film anschauen. Auch wenn man kein Sci-Fi Fan ist, bekommt man hier so viel mehr als eine "Begegnung der dritten Art". Ich bitte euch inständig, guckt euch diesen Film an. Ja, auch du Chris. Sofort!