Der Oktober ist da. Halloween rückt näher und so langsam kommt wieder die Zeit für Horror und Grusel. Ich habe einen guten Tipp von Kim Speer bekommen, mir einmal "Harper's Island" anzuschauen. Eine vielleicht bessere Slasher-Serie als Scream? Das wollte ich genau wissen.
"My best friend is getting married to the girl of his dreams!"
Henry und Trish wollen heiraten und laden dazu alle Freunde und Familie ein, die sie auftreiben konnten. Darunter zählt auch Henrys beste Freundin Abby. Geheiratet werden soll auf Harper's Island, dem ehemaligen Zuhause von Abby. Allerdings verbindet Abby weniger schöne Erinnerungen an die Insel. Vor sieben Jahren hat der Serienmörder John Wakefield dort viele Menschen getötet, darunter auch Abbys Mutter. Doch Abby möchte sich ihren Ängsten stellen. Leider wird die Hochzeit von mysteriösen Ereignissen gestört und schnell gibt es die ersten Opfer. Nun wird klar, dass das Morden wieder losgeht und jeder der Nächste sein könnte.
"One by one!"
Als ich die erste "Scream"-Staffel durchgeschaut hatte, war ich hungrig auf weitere Slasher-Serien dieser Art. Und erst eine Unterhaltung mit Frau Speer brachte mich auf "Harper's Island". Die Serie hat schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und wurde 2009 auf ProSieben ausgestrahlt. Ich erinnerte mich, dass ich schon damals Lust darauf bekam, aber es nie geschafft hatte, sie mir anzuschauen.
Das Konzept der Serie ist eigentlich recht einfach. In jeder Folge stirbt jemand. Darum gibt es auch so viele Charaktere und sie ist mit einer Staffel abgeschlossen. An sich eigentlich eine gute Ausgangsposition und man kann sich seine Lieblingscharaktere raussuchen. Allerdings ist da auch ein großes Problem, was ich mit der Serie hatte. Da es so viele Charaktere gibt, sind dir viele einfach komplett egal. Es gibt natürlich die, die recht schnell das Zeitliche segnen, da sie einfach nur "Opfer" sein sollen. Andere wiederum haben das Potenzial interessant zu werden, bekommen aber nicht die Chance, dass man ihre Geschichte weitererzählt.
"The killer is dead, Abby, Wakefield is dead!"
Elaine Cassidy spielt die Hauptprotagonistin Abby Mills. Und das macht sie recht gut. Sie wirkt sympathisch und ihr Charakter führt gut durch die Serie. Man kann ihre Bedenken und die Angst, dass der Mörder vielleicht doch noch lebt, nachvollziehen. Sie macht auch eine Wandlung innerhalb der Serie durch, die Cassidy ganz gut umsetzt.
Das Hochzeitspaar Henry Dunn und Trish Wellington werden von Christopher Gorham und Katie Cassidy gespielt. Letztere kennt man unter anderem auch als Lora Lang von der Serie "Arrow". Diese beiden Charaktere haben mit das meiste Interesse in mir geweckt, da sie einfach nur heiraten wollten, aber gleichzeitig in dieses Massaker reingezogen werden. Henry schlägt sich wacker, um nicht auszuflippen und Trish zerfällt in der Mitte der Serie mental. Beide Schauspieler machen das sehr gut und nerven nicht in ihren Handlungen.
Ein ebenfalls zu erwähnender Charakter ist Abbys Vater, der Polizeisheriff von Harper's Island, Charlie Mills. Dieser wird gespielt von Jim Beaver und sieht fast genauso aus wie seine ikonische Rolle Bobby Singer aus "Supernatural". Im deutschen wird er ebenfalls vom gleichen Sprecher synchronisiert. Seine Leistung ist wie auch bei seiner anderen Serie toll. Er geht Hinweisen nach und versucht seine Tochter zu schützen, traut aber gleichzeitig niemanden, was es am Ende nur schlimmer macht.
Wo ich noch sehr mitgefiebert habe, waren die beiden Charaktere Cal und Chloe. Sie sind ein Paar und Cal möchte auch gerne seiner Chloe einen Antrag machen. Am interessantesten dabei ist eben, dass die beiden nicht unterschiedlicher sein könnten. Während Chloe eine sehr attraktive junge Frau ist, die sehr begehrt wird, ist Cal eher ein Loser-Typ. Einzig, dass er Doktor der Gerichtsmedizin ist, scheint ihn attraktiv für sie zu machen. Doch geht die Serie voran, merkt man, dass die beiden sich wirklich lieben und alles für einander tun. Die beiden haben es auch geschafft, das Gefühl zu wecken, etwas zu verlieren, wenn sie sterben sollten. Das haben, wenn überhaupt, nur die vorher genannten Personen geschafft.
Leider ist einem der Rest des Casts total egal. Es gibt sogar Charaktere, die augenscheinlich gut sind, man aber geradezu bettelt, dass sie doch endlich ins Graß beißen sollen. Das ist der falsche Impuls, der geweckt werden soll.
"I know, I have to face my Fears!"
Es gibt innerhalb der Serie natürlich noch ein paar kleinere Handlungsstränge, was gar nicht schlimm ist. Aber sie werden entweder zu schnell aufgeklärt oder aber fallengelassen. Ein gutes Beispiel ist eine alte Beziehung der Braut, die sich auf die Hochzeit geschlichen hat. Hier könnte man eine spannende Nebenstory erwarten, allerdings wird das Ganze recht schnell aufgeklärt und man konzentriert sich wieder auf die Mordserie. Das ist schade, da ich einige Nebenstränge wirklich interessant fand.
Die meisten Probleme habe ich aber dann auch mit der Motivation des Killers. Ich werde hier nichts spoilern, aber ich hatte da mehr erwartet. Hätte man auch die letzte Folge etwas kürzer gehalten, bekäme dies der Serie gut. Es fühlte sich leider so an, als sei man nun am Ziel möchte aber noch weiterlaufen und nicht aufhören.
Trotz allem hatte ich aber eine gute Zeit und gerade der Mittelteil der Staffel macht richtig Spaß und ist spannend. Die Tode sind mal etwas blutiger und dann auch wieder normaler, doch langweilen eigentlich nicht. Eine kleine Überraschung bietet auch die Auflösung und alles in allem kann man die Serie gut weggucken. Vielen Dank an Kim Speer für diesen Tipp!
Fazit
"Harper's Island" ist sehr gut für die regnerischen kalten Herbsttage geeignet und bietet sich an, wenn man nicht zu viel Horror will, aber auf Mystery und Spannung steht. Die Serie ist nicht frei von Schwächen und Klichees, bietet leider nur eine Handvoll Charaktere, deren Schicksal einen wirklich interessieren, aber macht für diese eine Staffel Spaß. Man bekommt jede Folge mindestens einen Toten und die Auflösung weiß zu überraschen. Wer die "Scream"-Serie mochte und etwas ähnliches sehen möchte, ist hier gut beraten.
Falls ihr Lust habt, gönnt dem Hause Wolf und Kim Speer doch mal einen Besuch: http://www.sexycripples.de/