„Hardcore“ oder „Hardcore Henry“, wie er im Original heißt. Ein Film, der komplett in Ego-Sicht des Protagonisten gedreht wurde und mit tollen Stunts überzeugen soll. Was er drauf hat, will ich erklären.
„Ich liebe dich, Henry!“
Als damals der erste Trailer zu „Hardcore Henry“ lief, war ich gehypt. Ich meine: ein Film, der mal komplett aus Ego-Sicht ist! Ein Computer-Ego-Shooter als Film! Das hört sich richtig interessant an. Und manchmal fragt man sich ja schon: Wie würde diese Actionszene jetzt aussehen, wenn man das mal aus der Ego-Perspektive erlebt?
Damals in „Doom - der Film“ gab es ja die EINE Szene, die komplett einen Ego-Shooter repräsentierte. Das war das Highlight des Films. Und schon damals wollte man mehr. Heute zeigen Spiele wie „Call of Duty“, dass so etwas auch im Gamesbereich schon oft in dieser Art inszeniert wird.
Umso mehr hatte ich richtig Lust auf diesen Film und war auch anfangs sehr begeistert. Allerdings ist es zu Beginn noch nicht so hektisch.
Der Film startet mit Henry, der gerade erwacht und von einer jungen Frau zusammengeflickt wird. Er bekommt Roboterteile an den Körper geschraubt und man erfährt, wer die junge Dame ist. Und dann geht’s auch recht schnell zur Sache. Das Labor, in dem Henry ist, wird überfallen und man lernt den Antagonisten des Films kennen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine Hetzjagd, die ohne Unterbrechung immer in Ego-Sicht stattfindet.
„Wie gefällt dir dein neues Ich?“
Der Hauptcharakter Henry wird von niemand Spezifischem gespielt, sondern ist eher eine Person, die von mehreren Stuntleuten dargestellt wird. Ganz clever gelöst, Henry spricht nicht ein Wort im Film, da sein Sprachsystem nicht installiert wurde. War keine Zeit mehr, bevor er gejagt wurde.
Der Antagonist Akan wird gespielt von Danila Kozlovsky. Und er bedient leider jedes Klischee. Sei es seine japanische blondweiße Strähne vor dem Auge oder seine Kräfte, die er besitzt. Er ist so als Charakter schon böse und man kann ihn als Erzbösewicht ernst nehmen. Allerdings wirken seine Gesichtszüge zu weich bzw. jung, als dass er der Obermufti ist.
Estelle ist die junge Dame, die Henry zusammengeflickt hat, die Ehefrau des Protagonisten. Sie wird am Anfang des Films entführt und Henry muss sie retten. Dargestellt wird sie von Haley Bennett. Sie kommt sehr zerbrechlich rüber und ist eben die typische Frau in Not.
Sehr lustig ist die Performance von Sharlto Copley. Dieser übernimmt gleich mehrere Rollen. Er hilft Henry auf seinen Weg zu Akan und spielt tolle Nebencharaktere. Großartig, wie facettenreich Copley das alles darstellt.
Einen kurzen Cameo hat noch Tim Roth. Er ist für meine Begriffe nicht wirklich wichtig und man hätte drauf verzichten können. Leider glaube ich, dass viel Geld für diesen Cameo draufging.
„Du bist eine Pussy!”
Der Film wirkt leider sehr billig. Eher so, als ob es eine Direct-to-DVD-Produktion wäre. Was schade ist. Man bemerkt die russische Produktion. Dementsprechend wirkt das CGI nicht gut und es wird viel mit computeranimiertem Blut gearbeitet.
Die Action ist mal gut und mal einfach unübersichtlich. Das ist eben das Problem eines Ego-Films. Wie läuft das mit der hektischen Kameraführung ab? Eben sehr hektisch. Gerade der Endkampf ist richtig unüberschaubar und oft weiß man nicht, was gerade passiert. Was allerdings recht gut funktioniert sind die Shooter-Passagen. Da klappt die Sicht perfekt und man fühlt sich wie in einem Computerspiel. Oder als ob man eine VR-Brille trägt.
Am ehesten würde ich den Film mit den „Crank”-Streifen vergleichen. Es ist eine Adrenalinreise mit wenig Atempausen. Das ist nicht jedermanns Sache, aber wenn man sich drauf einlässt, kann man richtig Spaß haben. Der Film ist auch äußerst brutal. Man bekommt sehr viele Tote und viel Blutvergießen zu Gesicht.
Der Soundtrack wiederum hat auch so seine Schwächen und Stärken. Die einzelnen Sounds finde ich stellenweise unpassend und ich hätte oft lieber einfach mal keinen gehabt. Aber richtig stark sind die Songs, die verwendet werden. Wenn Queen mit „Don’t Stop Me Now” vor einem großen Kampf anläuft, um nochmal den nötigen Push zu geben, macht das schon extrem viel Laune.
Fazit
„Hardcore” ist nicht der hellste Stern am Himmel, aber er beweist viel Mut, mal so etwas zu wagen. Die Shooter-Passagen klappen super, mit Hand-to-Hand-Gefechten weist die Ego-Perspektive ihre Schwächen auf. Manchmal wird’s zu hektisch und man erkennt nichts. Für Fans von „Crank” und Ego-Shootern ist der Film geeignet. Allen anderen rate ich lieber zu warten, bis er auf DVD erscheint.